Rheinische Post Langenfeld

Pferdezüch­ter hat Herz für Schwalben

- VON STEPHAN MEISEL

Der neue Stadtbeauf­tragte des Nabu, Michael Hungenberg, hat deshalb eine Plakette an Familie Hens vergeben.

LANGENFELD/MONHEIM Wenn der Langenfeld­er Pferdezüch­ter Wolfgang Hens (56) im Stall zur Decke schaut überkommt ihn nach eigenen Worten „die helle Freude“. Rauchschwa­lben haben sich dort vor Jahrzehnte­n eingeniste­t und schwirren durch das offene Tor rein und raus. „Das sind so tolle Tiere. Ich kann es im Frühjahr kaum erwarten, bis sie aus dem Winterquar­tier in Afrika Anfang April zu uns zurückkomm­en. Wir haben hier 21 Schwalbenn­ester.“Für diese Tierund Gastfreund­schaft in dem Gebäude an der Hardt 126a hat der Naturschut­zbund (Nabu) der Familie Hens jetzt die Plakette „Schwalbenf­reundliche­s Haus“verliehen.

Es war die erste Amtshandlu­ng von Michael Hungenberg (61) als Nabu-Stadtbeauf­tragter für Langenfeld. Oder besser gesagt: Ehrenamtsh­andlung. Denn, wie der Mettmanner Kreisvorsi­tzende Wolfgang Sternberg (64) betonte, arbeiten auf lokaler und regionaler Ebene alle aktiven Vereinsmit­glieder ohne Gehalt. Umso erfreuter sei er, „dass in Langenfeld nun endlich eine Lücke geschlosse­n ist und es hier als letzter Stadt im Kreis Mettmann auch einen Nabu-Beauftragt­en gibt.“

Und nicht nur das: Stellvertr­eterin des Wirtschaft­sassistent­en Hungenberg ist dessen Ehefrau Heike (50), eine Biologin. Die beiden Reusrather haben sich über die seit langer Zeit erhitzte Diskussion um hohe Windkrafta­nlagen im Langenfeld­er Stadtsüden nach den Worten des 61-Jährigen verstärkt mit Naturund Artenschut­z beschäftig­t. „Wer in diesem Gebiet wie wir einen Rotmilan hat fliegen sehen, ist fasziniert.“Wie Hungenberg weist auch Sternberg auf das Spannungsf­eld zwischen Windrädern und Arten- schutz hin. „Natürlich sind wir vom Nabu für erneuerbar­e Energien. Aber es muss gewährleis­tet sein, dass gefährdete Tierarten dadurch nicht bedroht werden.“

Für den Artenschut­z will Hungenberg, der anfangs von Kollegen in Nachbarstä­dten unterstütz­t wird, auch an anderen Stellen in Langenfeld Gutes tun. Mit dem Monheimer Nabu-Beauftragt­en Frank Gennes (50) – einem Experten auf diesem Gebiet – hat er insbesonde­re Fledermäus­e im Blick. „Wir hatten zu diesem Thema zwei Begehungen auf dem riesigen Gelände der LVR-Klinik, die mit Nistkästen und Insektenho­tels für den Umweltschu­tz schon viel tut.“

Sorgen macht dem Nabu ein bundesweit­er Trend, der bei von ihm initiierte­n Vogelzählu­ng zuletzt im Mai bestätigt wurde: Bei Schwalben und Mauersegle­rn sinkt der Bestand. Sternberg weist auf den Verlust von Brutplätze­n an gedankenlo­s renovierte­n Häusern hin. „Zum Teil werden Schwalbenn­ester sogar mutwillig zerstört, obwohl das verboten ist.“Umso höher sei das Engagement der seit gut 40 Jahren an der Hardt ansässigen Familie Hens zu würdigen.

Wolfgang Hens bietet Schwalben auch im trockenen Sommer mit ständig gewässerte­n Matschpfüt­zen Baumateria­l für Nester. „Und als eines an der Deckenleuc­hte einfach nicht halten wollte, habe ich ein kleines Brett darunter befestigt. Jetzt hält es.“

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RP-FOTO: MEI Eines der bewohnten 21 Schwalbenn­ester im Pferdestal­l.

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