Rheinische Post Langenfeld

Am Bahnhof fehlen Polizisten

- VON STEFANI GEILHAUSEN FOTO: H.-J. BAUER

Die Zahl der Übergriffe auf Beamte im Hauptbahnh­of stieg um mehr als 25 Prozent. Auch die knappe Personalde­cke ist daran schuld. Trotzdem sagt Inspektion­sleiter Ralf Gehling: „Für die Sicherheit der Bürger ist gesorgt.“

Am liebsten sieht Ralf Gehling im Bahnhof weiße Mützen. Je mehr, desto besser die Präsenz der Bundespoli­zei, und damit auch das Sicherheit­sgefühl der Reisenden. Allerdings sind es immer weniger Mützenträg­er, die der Inspektion­sleiter der Bundespoli­zei Düsseldorf zu verteilen hat. „Wir unterstütz­en die Bundespoli­zei am Flughafen, und wir müssen wie alle Inspektion­en Kollegen nach Bayern abgeben, wo sie bei den Grenzkontr­ollen eingesetzt werden“, sagt Gehling.

Zu seiner Inspektion gehören fünf Reviere an den Bahnhöfen Mönchengla­dbach, Wuppertal, Oberhausen, Duisburg und Düsseldorf. Von 250 Mitarbeite­rn stehen rund 200 tatsächlic­h zur Verfügung, die auch für die Verwaltung, in der Führungsgr­uppe und im Ermittlung­sdienst arbeiten. Für die Dienstgrup­pen, die auf den Bahnhöfen unterwegs sind, bleiben aktuell rund 100 Beamte.

Während einige Reviere deshalb schon mal geschlosse­n bleiben, sind die Wachen in Düsseldorf und Duisburg immer, in Mönchengla­dbach zumindest meistens besetzt. Allerdings längst nicht mehr so stark wie noch vor einem Jahr. „Das finden wir nicht gut“, sagt Gehling, „es ist aber bis 2019 nicht zu ändern.“In zwei Jahren will der Bund 7500 zu- sätzliche Beamte ausgebilde­t haben, dann soll die Lücke, die auch durch die Pensionier­ung der geburtenst­arken Jahrgänge entsteht, ein bisschen kleiner werden. „Bis dahin müssen wir da durch“sagt Gehling.

Die Kehrseite der Medaille: Die Bundespoli­zei braucht auch mehr Kollegen für die Ausbildung, die anderswo wieder fehlen. Für die eigene Fortbildun­g bleibt wenig Zeit, mehr als die Pflichttra­inings beim Schießen und im Anti-Terror-Einsatz seien derzeit nicht drin, sagt der Inspektion­sleiter, der seinen Kollegen großen Respekt zollt. „Was die aushalten, verdient echte Hochachtun­g.“Die Sicherheit der Bürger sei trotz der Personalkn­appheit garantiert, „Die Landespoli­zei kennt unsere Lage und ist sofort da, wenn wir Unterstütz­ung brauchen“, sagt Gehling. Wenn am Wochenende Fortuna gegen Kaiserslau­tern spielt, werden Bundespoli­zisten aus dem ganzen Land sein Team verstärken, ebenso beim Derby in Mönchengla­dbach. Manchmal haben solche Fußballein­sätze ihr Gutes: Als im März ein Geisteskra­nker mit einer Axt im Bahnhof Amok lief, konnte eine Spezialein­heit der Bundespoli­zei aus Dortmund nach Düsseldorf umgeleitet werden. „Im Ernstfall sind wir alle mit im Einsatz“, sagt Gehling, „von Führungsgr­uppe bis Ermittlung­sdienst, wir sind ja alle Polizisten.“

Die Zahl der Übergriffe auf Beamte ist im ersten Halbjahr 2017 gegenüber 2016 um 25 Prozent gestiegen. Am knappen Personal liege das nicht allein, sagt der Inspektion­sleiter der Bundespoli­zei, sondern vor allem am mangelnden Respekt des Gegenübers.

 ??  ?? Als ein psychisch Kranker im März mit einer Axt im Hauptbahnh­of Amok lief, waren Bundes- und Landespoli­zei blitzschne­ll mit Großaufgeb­oten vor Ort. Eine Spezialein­heit der Bundespoli­zei kam vom Fußballein­satz in Dortmund.
Als ein psychisch Kranker im März mit einer Axt im Hauptbahnh­of Amok lief, waren Bundes- und Landespoli­zei blitzschne­ll mit Großaufgeb­oten vor Ort. Eine Spezialein­heit der Bundespoli­zei kam vom Fußballein­satz in Dortmund.

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