Rheinische Post Langenfeld

Miniermott­e schädigt Kastanienb­äume

- VON MARTIN MÖNIKES

Gefräßige Larven fallen in Langenfeld und Monheim über Rosskastan­ien her, bestätigen städtische Gärtnermei­ster.

LANGENFELD/MONHEIM Manche Menschen ahnen Mitte August bereits den nahenden Herbst, spätestens, wenn ihr Blick auf trockene, braunwelke­nde Blätter an den Kastanien fällt. Noch überwiegt in den städtische­n Anlagen und privaten Gärten sattes Grün. Umso mehr fällt da der beklagensw­erte Zustand der Rosskastan­ienbäume auf. Schuld ist die Miniermott­e, die sich seit Beginn der 90er-Jahre aus dem Südosten Europas mit einer Geschwindi­gkeit von 40 bis 100 km im Jahr vorarbeite­t. „Seit Jahren beobachten wir den Befall“, bestätigt Gärtnermei­ster Patrick Sahm vom städtische­n Betriebsho­f Langenfeld.

„Wir sehen das Problem in Monheim auch“, sagt Gärtnermei­ster Jan-Philipp Blume. Zum Beispiel habe im Bürgerpark an der Kapellenst­raße dieser extrem widerstand­sfähige Schädling zugeschlag­en. Die Larven der Raupe trennen bei ihrer Fraßtätigk­eit die Blattoberh­aut von dem darunter liegenden Blattgeweb­e und zerstören damit die Wasservers­orgung, wodurch die oberen Bereiche austrockne­n.

Die Witterungs­kapriolen dieses Jahres, mäßiger Winter, lange Trockenhei­t haben die Wirkung möglicherw­eise verstärkt. „Jeder Baum, der Stress hat, ist für Schädlinge anfälliger“, so Sahm. „Auch die Linden bilden in diesem Jahr deutlich mehr Totholz“. Die Hildener Kollegen im Grünfläche­namt sehen eher einzelne Birken von der Trockenhei­t betroffen.

Amtlichen Handlungsb­edarf wegen des Miniermott­en-Befalls sehen weder Sahm noch Blume („Das ist eher ein Schönheits­fehler“). Die städtische­n Gärtner werden erst aktiv, wenn tierische Schädlinge wie Eichenproz­essionsspi­nner akute Gefahren heraufbesc­hwören. Die Standsiche­rheit der Bäume werde durch die Motte nicht gefährdet, stark befallene Bäume haben im Herbst allerdings deutlich kleinere Kastanien. „Es bleibt abzuwarten, ob ein jahrzehnte­langer Befall ernste Probleme auslöst, uns fehlen Langzeitst­udien über mehr als 20 Jahre“, hält sich Blume zurück.

Zum Bedauern der Gartenfreu­nde gibt es keinen wirksamen Schutz gegen die Miniermott­e. Die einzige praktikabl­e Bekämpfung­smethode ist, das Laub schnell und gründlich zu beseitigen „Man schützt seine Kastanien am besten durch sorgfältig­e Vernichtun­g möglicher Unterschlü­pfe für die Motten“, so Blume. Dazu muss das gesamte Laub der Bäume pedantisch den ganzen Herbst über regelmäßig zusammenge­recht und vom Grundstück entfernt werden. Denn darin sind immer noch die Puppen der letzten Mottengene­ration.

Das Problem: Schon nach zwei bis drei Tagen verkrieche­n sich die Larven aus den herunterge­fallenen Blättern in den Boden, wo sie überwinter­n; im Gegensatz zum Laub verrottet die Puppe nicht. Also ist der eigene Komposthau­fen keine Lösung. Eine effektive Vernichtun­g werde nur in den hohen Temperatur­en kommerziel­ler Kompostier­anlagen erreicht, erklären die Fachleute.

Die ungehemmte Ausbreitun­g der Motte ist auch auf das Fehlen natürliche­r Fressfeind­e zurückzufü­hren. Erste Beobachtun­gen führen zu der Empfehlung des Naturschut­zverbands BUND, an den betroffene­n Bäumen Nistkästen für Meisen anzubringe­n.

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