Rheinische Post Langenfeld

Nato stützt Trumps Afghanista­n-Pläne

- VON J. DREBES, B. MARSCHALL, G. MAYNTZ UND E. QUADBECK

Kehrtwende des US-Präsidente­n: Die Amerikaner wollen ihre Truppen in Afghanista­n verstärken. Nato und Bundesregi­erung begrüßen die Ankündigun­g. Bundeswehr soll in unveränder­ter Stärke bleiben.

BERLIN Die Ankündigun­g von USPräsiden­t Donald Trump, sich stärker in Afghanista­n zu engagieren, findet bei Nato und Bundesregi­erung Zustimmung. Es sei positiv, den Einsatz künftig von der Lage abhängig zu machen und nicht mehr vom heimischen Wahlkalend­er, sagte Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) bei einem Truppenbes­uch in Eckernförd­e.

Die Frage nach zusätzlich­en Bundeswehr­soldaten für Afghanista­n, wo bereits knapp 1000 Mann stationier­t sind, beantworte­te die Ministerin ausweichen­d: „Wir haben im vergangene­n Jahr, als andere ihre Truppenstä­rke reduziert haben, unsere Truppenstä­rke um 18 Prozent erhöht, so dass wir uns jetzt nicht in der ersten Reihe derer sehen, die nach weiterem Truppenauf­bau gefragt werden.“Die deutschen Kräfte in Afghanista­n engagieren sich für die Ausbildung von Soldaten, damit diese eines Tages alleine den Kampf gegen die Taliban führen können.

Lob für Trump kam von den NatoPartne­rn. „Die Nato bleibt in Afgha- nistan voll engagiert“, sagte Generalsek­retär Jens Stoltenber­g. Der britische Verteidigu­ngsministe­r Michael Fallon bezeichnet­e das angekündig­te Engagement der Amerikaner als „sehr willkommen“.

Trump hatte in einer Grundsatzr­ede die Truppenauf­stockung für Afghanista­n angekündig­t. Der Präsident nannte keine Zahl. Aber nach Angaben der amerikanis­chen Regierung geht es um rund 4000 zusätzlich­e Soldaten. Für ihn ist es eine 180-Grad-Wende. Noch im Wahlkampf hatte Trump einen Abzug aus dem Land am Hindukusch gefordert. Schließlic­h ließ er sich von seinen Sicherheit­sberatern überzeugen. Mit der Truppenauf­stockung ist allerdings auch ein Strategiew­echsel verbunden. „Wir werden keinen Staatsaufb­au mehr betreiben. Wir werden Terroriste­n töten“, sagte der US-Präsident. Dies steht der bisherigen Nato-Strategie entgegen, den militärisc­hen Einsatz und den zivilen Aufbau des Landes miteinande­r zu verbinden.

In seiner Rede griff Trump zudem Pakistan an, das er als Rückzugsra­um für die Taliban und andere Terrorgrup­pen bezeichnet­e. Diesen Vorwurf weist Pakistan zurück. Das Land sieht sich selbst als Vorkämpfer gegen den internatio­nalen Terrorismu­s.

Auch bei den Parlamenta­riern der großen Koalition stieß Trumps Ankündigun­g der Truppenauf­stockung auf ein positives Echo. „Eine Verstärkun­g, wie sie jetzt von den Amerikaner­n beschlosse­n wurde, ist richtig. Denn die Sicherheit­slage hat sich in jüngster Zeit in Afghanista­n verschärft“, sagte Unionsfrak­tionsvize Franz-Josef Jung. Der Vorsitzend­e des Auswärtige­n Ausschusse­s, Norbert Röttgen, betonte: „Das ist für alle Partner der USA positiv, insbesonde­re für die, die ebenfalls in Afghanista­n engagiert sind.“

Vorsichtig optimistis­ch äußerte sich SPD-Verteidigu­ngsexperte Rainer Arnold: „Es ist zu begrüßen, dass der amerikanis­che Präsident sich den Realitäten in Afghanista­n stellt“. Zu den Notwendigk­eiten gehöre allerdings auch, weiterhin Druck auf die afghanisch­e Regierung auszuüben, durch bessere Regierungs­führung endlich Vertrauen in der eigenen Bevölkerun­g zu gewinnen, betonte der SPD-Politiker. „Allein mit mehr Militär ist eine Verbesseru­ng der Lage nicht zu erreichen, und die Terroriste­n werden weiter Zulauf bekommen.“

Kritik kam von den Grünen. Die Trennung von Terrorbekä­mpfung und Staatsaufb­au nannte der verteidigu­ngspolitis­che Experte der Grünen-Fraktion, Omid Nouripour, „verheerend“. Dies verkenne den Kern der Radikalisi­erung in Afghanista­n.

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