Trumps Wende
Die Wende gehört zum Politik-Prinzip des Donald Trump. Jetzt hat der US-Präsident seine Haltung zum Afghanistan-Einsatz gewendet – und damit die Nato beruhigt. Entgegen früherer Ankündigungen will Trump nun doch nicht den Rückzug aus Afghanistan vorantreiben, sondern – Kommando zurück – die US-Truppen dort aufstocken. Es siegt die Erkenntnis, dass das höchst instabile Afghanistan nicht sich selbst überlassen werden kann, sollen mehr als 15 Jahre Krieg, Kampf und Ausbildung nicht vergeblich gewesen sein. Das bleibt nicht ohne Auswirkung auf andere Truppensteller, darunter Deutschland, das mit bis zu 980 Soldaten das drittgrößte Kontingent am Hindukusch stellt.
Dieser Einsatz ist damit – auch für die Bundeswehr – noch lange nicht zu Ende. Wie lange noch? Die Taliban beantworten die Frage gerne so: Der Westen hat die Uhr, wir haben die Zeit. Insofern wird sie auch die jüngste Ankündigung des US-Präsidenten nicht schrecken. Mit Trumps Afghanistan-Wende rückt aber auch ein Abzug der Bundeswehr in einige Ferne. Im Bündnis gilt die Devise: gemeinsam rein, gemeinsam raus. Afghanistan bräuchte einen funktionierenden Nationalstaat. Doch Trump will nach eigener Cowboy-Rhetorik lieber Terroristen töten. Wenn Frieden so einfach wäre. BERICHT NATO STÜTZT TRUMPS AFGHANISTAN-PLÄNE, TITELSEITE
Drohungen aus Ankara
Der Konflikt zwischen Deutschland und der Türkei ist spätestens seit der Verhaftung des deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel mehr als eine eskalierte diplomatische Auseinandersetzung. Er betrifft zunehmend den Alltag in Deutschland. Immer mehr Deutsch-Türken, die sich kritisch zur türkischen Führung äußern, erleben Drohungen und Repressalien. Die persönlichen Drohungen gegen die Ehefrau des Außenministers funktionieren nach dem gleichen Muster: Sie kommen nur indirekt aus Ankara. Sie dürften das Werk der von Erdogan aufgestachelten Anhänger sein. Es war richtig von Gabriel, die Drohungen öffentlich zu machen. Dies könnte von ähnlichen Angriffen betroffenen Deutsch-Türken ermutigen, sich an die Strafverfolgungsbehörden zu wenden.
Die deutsche Mehrheitsgesellschaft muss dafür sorgen, dass Erdogans Saat des Hasses nicht aufgeht. Es gilt, im Umgang mit der Türkei Rationalität walten zu lassen. Die Bundesregierung sollte ihren harten Kurs gegenüber der Türkei fortsetzen und zugleich die Tür zum Dialog offen halten. BERICHT GABRIELS KONFLIKT MIT DER TÜRKEI, TITELSEITE
Schulfach Medienwissen
Medienpädagogik leiste unverzichtbare Basisarbeit für eine gut funktionierende, starke Demokratie, mahnte NRW-Jugendminister Joachim Stamp (FDP)zur Eröffnung der Spielemesse Gamescom in Köln. Eigentlich ist damit fast alles gesagt. Hinzuzufügen wäre noch: Und heute ist Medienpädagogik wichtiger denn je.
Nie zuvor war die Vielfalt medialer Angebote größer und undurchsichtiger. Ob der Absender einer Mail oder eines Posts auf Twitter, Instagram oder Facebook vertrauenswürdig ist, können selbst Profis oft nicht gleich durchschauen. Welche Interessen mitschwingen, wer wen wofür bezahlt, ob ein Foto echt ist – all das sind Fragen, für die Kinder erst einmal sensibilisiert werden müssen. Dass zu große Unwissenheit über diese Zusammenhänge demokratiegefährdend ist, kann inzwischen als Binse gelten. Höchste Zeit also für ein eigenes Schulfach „Medienkompetenz“– auch die gehört zu einer digitalen Gesellschaft. Diese Disziplin ist mindestens ebenso wichtig wie das Schulfach „Wirtschaft“, das jetzt in NRW eingeführt werden soll. BERICHT DIE WOLLEN NUR SPIELEN, TITELSEITE