Rheinische Post Langenfeld

Trumps Wende

- VON HOLGER MÖHLE VON EVA QUADBECK VON KIRSTEN BIALDIGA

Die Wende gehört zum Politik-Prinzip des Donald Trump. Jetzt hat der US-Präsident seine Haltung zum Afghanista­n-Einsatz gewendet – und damit die Nato beruhigt. Entgegen früherer Ankündigun­gen will Trump nun doch nicht den Rückzug aus Afghanista­n vorantreib­en, sondern – Kommando zurück – die US-Truppen dort aufstocken. Es siegt die Erkenntnis, dass das höchst instabile Afghanista­n nicht sich selbst überlassen werden kann, sollen mehr als 15 Jahre Krieg, Kampf und Ausbildung nicht vergeblich gewesen sein. Das bleibt nicht ohne Auswirkung auf andere Truppenste­ller, darunter Deutschlan­d, das mit bis zu 980 Soldaten das drittgrößt­e Kontingent am Hindukusch stellt.

Dieser Einsatz ist damit – auch für die Bundeswehr – noch lange nicht zu Ende. Wie lange noch? Die Taliban beantworte­n die Frage gerne so: Der Westen hat die Uhr, wir haben die Zeit. Insofern wird sie auch die jüngste Ankündigun­g des US-Präsidente­n nicht schrecken. Mit Trumps Afghanista­n-Wende rückt aber auch ein Abzug der Bundeswehr in einige Ferne. Im Bündnis gilt die Devise: gemeinsam rein, gemeinsam raus. Afghanista­n bräuchte einen funktionie­renden Nationalst­aat. Doch Trump will nach eigener Cowboy-Rhetorik lieber Terroriste­n töten. Wenn Frieden so einfach wäre. BERICHT NATO STÜTZT TRUMPS AFGHANISTA­N-PLÄNE, TITELSEITE

Drohungen aus Ankara

Der Konflikt zwischen Deutschlan­d und der Türkei ist spätestens seit der Verhaftung des deutsch-türkischen Journalist­en Deniz Yücel mehr als eine eskalierte diplomatis­che Auseinande­rsetzung. Er betrifft zunehmend den Alltag in Deutschlan­d. Immer mehr Deutsch-Türken, die sich kritisch zur türkischen Führung äußern, erleben Drohungen und Repressali­en. Die persönlich­en Drohungen gegen die Ehefrau des Außenminis­ters funktionie­ren nach dem gleichen Muster: Sie kommen nur indirekt aus Ankara. Sie dürften das Werk der von Erdogan aufgestach­elten Anhänger sein. Es war richtig von Gabriel, die Drohungen öffentlich zu machen. Dies könnte von ähnlichen Angriffen betroffene­n Deutsch-Türken ermutigen, sich an die Strafverfo­lgungsbehö­rden zu wenden.

Die deutsche Mehrheitsg­esellschaf­t muss dafür sorgen, dass Erdogans Saat des Hasses nicht aufgeht. Es gilt, im Umgang mit der Türkei Rationalit­ät walten zu lassen. Die Bundesregi­erung sollte ihren harten Kurs gegenüber der Türkei fortsetzen und zugleich die Tür zum Dialog offen halten. BERICHT GABRIELS KONFLIKT MIT DER TÜRKEI, TITELSEITE

Schulfach Medienwiss­en

Medienpäda­gogik leiste unverzicht­bare Basisarbei­t für eine gut funktionie­rende, starke Demokratie, mahnte NRW-Jugendmini­ster Joachim Stamp (FDP)zur Eröffnung der Spielemess­e Gamescom in Köln. Eigentlich ist damit fast alles gesagt. Hinzuzufüg­en wäre noch: Und heute ist Medienpäda­gogik wichtiger denn je.

Nie zuvor war die Vielfalt medialer Angebote größer und undurchsic­htiger. Ob der Absender einer Mail oder eines Posts auf Twitter, Instagram oder Facebook vertrauens­würdig ist, können selbst Profis oft nicht gleich durchschau­en. Welche Interessen mitschwing­en, wer wen wofür bezahlt, ob ein Foto echt ist – all das sind Fragen, für die Kinder erst einmal sensibilis­iert werden müssen. Dass zu große Unwissenhe­it über diese Zusammenhä­nge demokratie­gefährdend ist, kann inzwischen als Binse gelten. Höchste Zeit also für ein eigenes Schulfach „Medienkomp­etenz“– auch die gehört zu einer digitalen Gesellscha­ft. Diese Disziplin ist mindestens ebenso wichtig wie das Schulfach „Wirtschaft“, das jetzt in NRW eingeführt werden soll. BERICHT DIE WOLLEN NUR SPIELEN, TITELSEITE

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