Rheinische Post Langenfeld

Lammert prüft Merkels Minijobber

- VON JAN DREBES UND EVA QUADBECK

Mitarbeite­r und Mitglieder der Regierung dürfen nicht auf Staatskost­en Wahlkampf führen.

BERLIN Bundestags­präsident Norbert Lammert (CDU) will die Vorwürfe der SPD gegenüber der Wahlkampfo­rganisatio­n der CDU prüfen lassen. „Die Bundestags­verwaltung wird eine Sachverhal­tsklärung durchführe­n, das heißt, die betroffene Partei um Stellungna­hme bitten“, erklärte gestern eine Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion. In gleich vier verschiede­nen Schreiben an den Bundestags­präsidente­n, den Innenminis­ter, den Kanzleramt­sminister und den Präsidente­n des Bundesrech­nungshofs stellen die SPD-Abgeordnet­en Johannes Kahrs und Carsten Schneider Organisati­on und Finanzieru­ng des CDU-Wahlkampfs in Frage. Gegenstand der Kritik: Drei Mitarbeite­r der Regierung sind für den Wahlkampf zusätzlich mit Minijob in der CDU-Zentrale beschäftig­t. Dazu gehört auch die Medienbera­terin der Kanzlerin, Eva Christians­en. Zudem soll die CDU Räumlichke­iten der Konrad-Adenauer-Stiftung für ein Wahlkampft­reffen genutzt haben, ohne dafür zu bezahlen. Dies ist allerdings nicht nachgewies­en.

In den verschiede­nen Schreiben bitten die SPD-Abgeordnet­en teils um Aufklärung der Sachverhal­te und teils um Bewertung. Beim Bundesrech­nungshof war das Schreiben gestern noch nicht eingegange­n. Dort hieß es nur, dass es aktuell keinen Anlass zur Prüfung gebe.

Die Union war schon im Frühjahr in die Kritik geraten, als Kanzler- amtsminist­er Peter Altmaier einen eigenen Schreibtis­ch im Adenauerha­us bezog, um das Wahlkampfp­rogramm zu schreiben. Während gewählte Politiker Partei- und Regierungs­arbeit leisten dürfen, fällt es unter verdeckte Parteienfi­nanzierung, wenn Regierungs­mitarbeite­r für eine Partei tätig werden. Daher hat die CDU für die Leistungen der Merkel-Vertrauten den Kniff mit den Minijobs gewählt.

Grundsätzl­ich müssen die Kanzlerin, ihre Minister und auch Staats- sekretäre streng zwischen Regierungs­job und Arbeit für die Partei trennen. Wenn sie mit dem Dienstwage­n oder der Flugbereit­schaft zu Parteiterm­inen reisen, müssen die Kosten den Parteizent­ralen in Rechnung gestellt werden.

Die Sozialdemo­kraten ärgern sich insbesonde­re darüber, dass die Merkel-Vertrauten Christians­en und Regierungs­sprecher Steffen Seibert die Verhandlun­gen mit den Fernsehsen­dern um das Kanzler-Duell am 3. September geführt haben.

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