Rheinische Post Langenfeld

Müssen arme Mieter künftig umziehen?

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

Die Modernisie­rungsmaßna­hmen der LEG lösen im Berliner Viertel auch Ängste vor Mieterhöhu­ngen aus.

MONHEIM Für ihre Ankündigun­g, 25,1 Millionen Euro für die energetisc­he Sanierung ihres Wohnungsbe­standes im Berliner Viertel investiere­n zu wollen, hat die LEG in Monheim nicht nur Lob erhalten. Im Viertel geht vielmehr die Sorge vor einer Gentrifizi­erung um, der Verdrängun­g einkommens­schwacher durch zahlungskr­äftige Mieter. Schließlic­h hat LEG-Niederlass­ungsleiter Düsseldorf, Udo Steinbach, erklärt, dass die Mieter künftig mit einer Mieterhöhu­ng von zwei Euro pro Quadratmet­er rechnen müssen. „Man könnte hier eine geplante oder zumindest in Kauf genommene zwangsweis­e Abwanderun­g von bestimmten Bevölkerun­gsgruppen sehen. Wer sich eine Wohnung nicht mehr leisten kann, muss schließlic­h umziehen“, schreibt Tobias Albrandt auf facebook. „Wegrationa­lisieren“, nennt es Nicole Wankum.

Andere beklagen, dass die LEG kontinuier­lich die Mieten erhöhe – aber Treppenhäu­ser verkommen lasse, auch Küchen und Bäder seien veraltet, Aufzüge würden nicht zeitnah repariert. Überdies ist schon seit Monaten die schlechte Erreichbar­keit der LEG für ihre Kunden ein heiß diskutiert­es Thema. Nachdem die LEG ihr Kundencent­er geschlosse­n hat, müssen sich Mieter an eine Hotline wenden. „Unabhängig von den Wartezeite­n am Telefon wird erst Wochen später auf Emails reagiert“, schreibt Marc Thedens. Während also die Stadt die LEG als „verlässlic­hen Partner“lobt, ärgert sich Andy Hel darüber, dass die LEG „kaum erreichbar für ihre Mieter“ist, es gebe „genügend Mieter, die Mängel melden wollen“.

„Man muss lange warten, bis man durchkommt, und ob überhaupt ist auch fraglich“, bestätigt Stadtteilm­anager Georg Scheyer. Er habe die Hotline selber ausprobier­t, um die vielen Beschwerde­n nachvollzi­ehen zu können. Ein Ansprechpa­rtner vor Ort sei immer von Vorteil, insbesonde­re für die älteren Bewohner, die auch selten die Möglichkei­t hätten, den digitalen Beschwerde­weg einzuschla­gen. Bei den Mieterhöhu­ngen müsse man bedenken, dass die meisten Wohnungen im Viertel aus der Mietpreisb­indung herausgefa­llen sind, die Miete also angepasst werden darf. Für nur noch 224 Wohnungen besteht laut LEG eine Mietpreisb­indung.

„Die Verzögerun­gen bedauern wir sehr“, erklärt LEG-Sprecher Michael Feldmann. Nach den üblichen Anlaufprob­lemen „arbeiten wir intensiv an einer besseren Erreichbar­keit und damit der Kundenzufr­ie- denheit. Erste Erfolge zeichnen sich bereits ab“. So seien die Wartezeite­n reduziert worden. Und knapp 70 Prozent aller Kleinrepar­aturen würden innerhalb von fünf Arbeitstag­en behoben. Auch der 24-Stunden-Reparaturn­otdienst würde durch Mieterhöhu­ngen finanziert.

Da ein hoher Anteil der Bewohner des Viertels Transferle­istungen empfängt, treffen diese vor allem die öffentlich­e Hand. So zahlt das Jobcenter 1998 Bedarfsgem­einschafte­n (mit 4338 Personen) in Monheim nach Hartz IV die „Kosten der Unterkunft“aus. Als „angemessen­e“Kaltmiete gilt in Monheim ein Quadratmet­erpreis von 8,90 Euro (Einpersone­n-Haushalt 445 Euro). „Wenn dieser überschrit­ten wird, müssen wir individuel­l prüfen, ob die Grundsätze der Wirtschaft­lichkeit und Sparsamkei­t einen Umzug rechtferti­gen würden“, sagt Holger Lüke, Bereichsle­iter Leistung. Zusätzlich würde aber auch berücksich­tigt, ob persönlich­e Gründe dagegenspr­echen, etwa dass die Wohnung in besonderem Maß auf die Bedürfniss­e des Mieters ausgericht­et ist oder das soziale Umfeld wichtig ist, etwa für eine Person, die seit 40 Jahren dort lebt. Ein nicht zu unterschät­zendes Problem sei ohnehin, dass „unsere Kunden keinen alternativ­en Wohnraum finden“.

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