Alte Lokalzeitungen kommen ins Netz
Das Stadtarchiv Hilden nimmt an einem Landesprojekt teil. Langenfeld und Monheim bleiben vorerst beim Papier.
LANGENFELD/MONHEIM/HILDEN Historische Zeitungen sind eine Fundgrube für die Erforschung der Ortsund Regionalgeschichte. „Allerdings sind sie oft schwer zugänglich und aufgrund des minderwertigen Trägermaterials stark vom Papierzerfall bedroht“, erläutert Heike Bartel-Heuwinkel, wissenschaftliche Referentin beim Archivberatungszentrum des Landschaftsverbands Rheinland. Deshalb stellt das Land jetzt rund 200.000 Euro bereit, um in einem ersten Schritt rund 100 verfilmte historische Zeitungen aus den Jahren 1862 bis 1944 zu digitalisieren. Ab Mitte 2018 soll Jedermann die Zeitungen im Internet kostenfrei zur Recherche nutzen können. Jetzt startete das Projekt im Rheinland: In Hilden nahm BartelHeuwinkel die älteren, mikroverfilmten Bestände von zehn regionalen Zeitungen aus Hilden, Haan und Velbert entgegen: „Im Rheinland sind die historischen Zeitungen dort gesammelt worden, wo sie erschienen sind – in den Stadtarchiven.“
Für Langenfeld und Monheim gilt dies indes nur bedingt: „Von ,historischen’ Beständen an Zeitungen würde ich in unserem Fall gar nicht sprechen“, sagt Monheims Stadtarchivar Michael Hohmeier. Vielmehr setzt die regelmäßige Sammlung von Lokalteilen in seinem Haus erst in den 1980er und 1990er Jahren ein. „Für uns ist außerdem die Digitalisierung der Verwaltungsakten vordringlich“, sagt Hohmeier. Ähnlich ist es in Langenfeld, wo die Überlieferung in den 1950er Jahren beginnt. Allerdings werden hier keine kompletten Lokalteile aufbewahrt, sondern Ausschnitte, thematisch oder nach Personen sortiert. „Die Mappen mit den auf alterungsbeständiges Papier kopierten Artikeln erspart dem Nutzer das mühsame Zusammensuchen von Beiträ- gen zu , seinem’ Thema“, nennt Stadtarchivar Marco Klatt den Hauptvorteil des Ausschnitt-Systems.
Wer zu Langenfeld und Monheim mit Hilfe von Zeitungen historisch tiefer schürfen will, der begibt sich ins Stadtarchiv Leverkusen mit den Beständen des früheren Kreisarchivs Rhein-Wupper. „Unsere älteste Zeitung ist das ,Bergische Wöchentliche Intelligenzblatt’ ab 1814“, erklärt Werner Schäfer, Archivar in Opladen. Der Großteil der Zeitungsbestände dort ist auf Mikrofilm archiviert – „der hält mindestens 300 Jahre“. So lange wird es mit deren Digitalisierung sicher nicht dauern, aber aufgrund der hohen Kosten steht diese in diesem Jahrzehnt wohl nicht mehr an.
In Hilden ist unter anderem das seit 1869 erschienene „Rheinische Volksblatt“beinahe lückenlos erhalten. „Es sind die Zeitungen, die im Hildener Stadtarchiv am häufigsten genutzt werden“, erläutert Stadtarchivar Wolfgang Antweiler. Allerdings sei das Zeitungspapier „gruselig schlecht“gewesen. Deshalb wurden die Bestände verfilmt. Der Archivbesucher kann sich einen Artikel ausdrucken lassen.
Neben Hilden beteiligen sich auch Haan und Velbert an dem Digitalisierungsprojekt. In Langenberg erschien ab 1849 die erste und damit älteste Lokalzeitung im heutigen Kreis Mettmann, berichtet Velberts Stadtarchivar Christoph Schotten: „Durch Zufall ist ein großer Bestand erhalten geblieben.“
In Haan hat Birgit Markley die ab 1891 erschienene Haaner Volkszeitung archiviert: „Bis auf die ersten fünf Jahrgänge ist der Bestand vollständig. 1941 übernahm das NSDAP-Organ ,Rheinische Landeszeitung’ die Lokalzeitung.“Besonders interessant seien die (Geschäfts-)Anzeigen und amtlichen Verlautbarungen: „Im Jahrgang 1917 kann man sehr anschaulich sehen, wie der Erste Weltkrieg das tägliche Leben bestimmt hat.“
Bis Mitte 2019 sollen bereits über 100 historische Lokalzeitungen aus NRW im Internet verfügbar sein. Mit Suchfunktion, hofft LVR-Frau Heike Bartel-Heuwinkel: „Das wäre toll, da wollen wir hin.“Das sei wegen der Frakturschrift aber noch nicht einfach.