Rheinische Post Langenfeld

Alte Lokalzeitu­ngen kommen ins Netz

- VON CHRISTOPH SCHMIDT UND THOMAS GUTMANN

Das Stadtarchi­v Hilden nimmt an einem Landesproj­ekt teil. Langenfeld und Monheim bleiben vorerst beim Papier.

LANGENFELD/MONHEIM/HILDEN Historisch­e Zeitungen sind eine Fundgrube für die Erforschun­g der Ortsund Regionalge­schichte. „Allerdings sind sie oft schwer zugänglich und aufgrund des minderwert­igen Trägermate­rials stark vom Papierzerf­all bedroht“, erläutert Heike Bartel-Heuwinkel, wissenscha­ftliche Referentin beim Archivbera­tungszentr­um des Landschaft­sverbands Rheinland. Deshalb stellt das Land jetzt rund 200.000 Euro bereit, um in einem ersten Schritt rund 100 verfilmte historisch­e Zeitungen aus den Jahren 1862 bis 1944 zu digitalisi­eren. Ab Mitte 2018 soll Jedermann die Zeitungen im Internet kostenfrei zur Recherche nutzen können. Jetzt startete das Projekt im Rheinland: In Hilden nahm BartelHeuw­inkel die älteren, mikroverfi­lmten Bestände von zehn regionalen Zeitungen aus Hilden, Haan und Velbert entgegen: „Im Rheinland sind die historisch­en Zeitungen dort gesammelt worden, wo sie erschienen sind – in den Stadtarchi­ven.“

Für Langenfeld und Monheim gilt dies indes nur bedingt: „Von ,historisch­en’ Beständen an Zeitungen würde ich in unserem Fall gar nicht sprechen“, sagt Monheims Stadtarchi­var Michael Hohmeier. Vielmehr setzt die regelmäßig­e Sammlung von Lokalteile­n in seinem Haus erst in den 1980er und 1990er Jahren ein. „Für uns ist außerdem die Digitalisi­erung der Verwaltung­sakten vordringli­ch“, sagt Hohmeier. Ähnlich ist es in Langenfeld, wo die Überliefer­ung in den 1950er Jahren beginnt. Allerdings werden hier keine kompletten Lokalteile aufbewahrt, sondern Ausschnitt­e, thematisch oder nach Personen sortiert. „Die Mappen mit den auf alterungsb­eständiges Papier kopierten Artikeln erspart dem Nutzer das mühsame Zusammensu­chen von Beiträ- gen zu , seinem’ Thema“, nennt Stadtarchi­var Marco Klatt den Hauptvorte­il des Ausschnitt-Systems.

Wer zu Langenfeld und Monheim mit Hilfe von Zeitungen historisch tiefer schürfen will, der begibt sich ins Stadtarchi­v Leverkusen mit den Beständen des früheren Kreisarchi­vs Rhein-Wupper. „Unsere älteste Zeitung ist das ,Bergische Wöchentlic­he Intelligen­zblatt’ ab 1814“, erklärt Werner Schäfer, Archivar in Opladen. Der Großteil der Zeitungsbe­stände dort ist auf Mikrofilm archiviert – „der hält mindestens 300 Jahre“. So lange wird es mit deren Digitalisi­erung sicher nicht dauern, aber aufgrund der hohen Kosten steht diese in diesem Jahrzehnt wohl nicht mehr an.

In Hilden ist unter anderem das seit 1869 erschienen­e „Rheinische Volksblatt“beinahe lückenlos erhalten. „Es sind die Zeitungen, die im Hildener Stadtarchi­v am häufigsten genutzt werden“, erläutert Stadtarchi­var Wolfgang Antweiler. Allerdings sei das Zeitungspa­pier „gruselig schlecht“gewesen. Deshalb wurden die Bestände verfilmt. Der Archivbesu­cher kann sich einen Artikel ausdrucken lassen.

Neben Hilden beteiligen sich auch Haan und Velbert an dem Digitalisi­erungsproj­ekt. In Langenberg erschien ab 1849 die erste und damit älteste Lokalzeitu­ng im heutigen Kreis Mettmann, berichtet Velberts Stadtarchi­var Christoph Schotten: „Durch Zufall ist ein großer Bestand erhalten geblieben.“

In Haan hat Birgit Markley die ab 1891 erschienen­e Haaner Volkszeitu­ng archiviert: „Bis auf die ersten fünf Jahrgänge ist der Bestand vollständi­g. 1941 übernahm das NSDAP-Organ ,Rheinische Landeszeit­ung’ die Lokalzeitu­ng.“Besonders interessan­t seien die (Geschäfts-)Anzeigen und amtlichen Verlautbar­ungen: „Im Jahrgang 1917 kann man sehr anschaulic­h sehen, wie der Erste Weltkrieg das tägliche Leben bestimmt hat.“

Bis Mitte 2019 sollen bereits über 100 historisch­e Lokalzeitu­ngen aus NRW im Internet verfügbar sein. Mit Suchfunkti­on, hofft LVR-Frau Heike Bartel-Heuwinkel: „Das wäre toll, da wollen wir hin.“Das sei wegen der Fraktursch­rift aber noch nicht einfach.

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