Bruchlandung: Baumberg schlägt sich selbst
Der Fußball-Oberligist verlor im Niederrheinpokal beim Essener Bezirksligisten DJK VfB Frohnhausen mit 8:9 nach Elfmeterschießen.
MONHEIM Da waren sie plötzlich wieder, die wankelmütigen Sportfreunde Baumberg (SFB). Sie glaubten, die Aufgabe in der zweiten Runde des Niederrheinpokals ausschließlich mit spielerischen Mitteln lösen zu können – was sich als grobe Fehl-Einschätzung erwies. Dabei schien das Team von Trainer Salah El Halimi in diesem Bereich auf einem guten Weg zu sein, weil sie die ersten vier Partien in der Fußball-Oberliga ohne Niederlage hinter sich gebracht hatte. Die Pluspunkte: Kampf, Konzentration, Lei-
Salah El Halimi denschaft. Trotzdem fiel der Oberliga-Zweite jetzt beim Essener Bezirksligisten DJK VfB Frohnhausen erst aus allen Wolken und dann auf die Nase. Der Favorit musste in die Verlängerung und dann ins Elfmeterschießen. Am Ende hieß es 8:9 (4:4/3:1) und der Niederrhein-Pokal 2017/1018 ist für Baumberg vorbei, bevor er überhaupt richtig begonnen hat. El Halimi unternahm hinterher erst gar nicht den Versuch, nach einer Ausrede für die Blamage zu suchen: „Das haben wir uns alleine zuzuschreiben.“
In der Nachbetrachtung spielten deshalb die Szenen in der ersten Hälfte der Verlängerung keine große Rolle mehr. Nach einem heftigen Foul an Toni Munoz-Bonilla (100.) waren alle Baumberger empört – und erwarteten eine Rote Karte. Der Unparteiische hielt allerdings eine Gelbe Karte für ausreichend. Auch der SFB-Coach konnte es nicht fassen: „Der hat ihn richtig weggetreten.“Was folgte, war eine klassische „Rudelbildung“mit vielen Beteilig- ten, die sich dann wieder beruhigten. Nur rund zwei Minuten später gab es jedoch aus Sicht der Gäste den nächsten Aufreger – mit der Roten Karte (103.) gegen Maximilian Nadidai. El Halimi war erneut konsterniert, denn er stufte das Vergehen als eher harmlos ein: „Er hat einen Essener festgehalten.“Auf den weiteren Fortgang des Pokalduells wirkte sich die Entscheidung von Schiedsrichter Thomas Stappen (Willich) allerdings nicht mehr aus. Beim Stande von 4:4 ging es ins Elfmeterschießen.
Hier legten die Sportfreunde zunächst vor – durch Kapitän Ivan Pusic (5:4), Kosi Saka (6:5) und Ali Can Ilbay (7:6). Dann war Robin Hömig dran, der es in der vergangenen Serie als erfolgreichster Oberligaspieler auf 27 Saisontore gebracht hatte. Sein Versuch fiel allerdings beim Stande von 7:7 eher mäßig aus, sodass Frohnhausens Keeper den Ball abwehren und das 8:7 für die Gäste verhindern konnte. Der fünfte SFB- Schütze war Toni Munoz-Bonilla, der zum 8:8 ausglich. Anschließend nutze der Außenseiter ebenfalls seinen fünften Elfmeter – 8:9 aus Sicht der Sportfreunde, das Aus.
Der Oberligist hatte das Spiel ohne echten Stürmer in Angriff genommen. Neben Jannik Weber und Miguel Lopez Torres fiel kurzfristig noch Ali Daour aus (Kniebeschwerden). Hinten fehlten unter anderem Lukas Fedler und Kisolo Deo Biskup, während sich der angeschlagene Roberto Guirino für den Notfall auf die Bank setzte. Baumberg hatte trotz aller Probleme mehr Spielanteile und ging durch Ricardo Ribeiro mit 1:0 (8.) in Führung. Das 1:1 (12.) beantwortete Ribeiro mit dem 2:1 (14.) und Ivan Pusic erhöhte auf 3:1 (38.). Auf das 2:3 (43.) kurz vor der Pause ließen die Baumberger kurz nach dem Wechsel durch MunozBonilla die 4:2-Führung folgen (50.). „Bis dahin war es in Ordnung“, fand Coach El Halimi, doch die Ruhe erwies sich als trügerisch.
Frohnhausen glich über das 3:4 (64.) zum 4:4 aus (73.). Baumberg auf der anderen Seite wusste den Schalter nicht mehr umzulegen. „Wir haben kämpferisch nicht richtig dagegengehalten“, urteilte El Halimi. Chancen zum Sieg boten sich dennoch weiter – und es waren Szenen aus der Kategorie hundertprozentig dabei. Bei den Gelegenheiten für Roberto Guirino etwa oder Robin Hömig in der Verlängerung schien das Spielgerät bereits im Tor zu sein, doch Frohnhausen konnte jeweils auf der Linie retten.
Baumberg hatte gehofft, im Niederrheinpokal demnächst vielleicht ein Duell mit einem Top-Team aus der Regionalliga zu bestreiten. Nun kann/muss sich das Team wieder auf die Meisterschaft konzentrieren. Und dort beginnt am nächsten Sonntag um 15 Uhr beim Cronenberger SC eine englische Woche, die zudem die Aufgaben gegen die SSVg. Velbert (13. September) und gegen den TV Jahn Hiesfeld bereithält (17. September). Ausschließlich mit spielerischen Mitteln wird Baumberg da vor allem eins bewegen können – nichts.
SF Baumberg: Schwabke, Nadidai, Kosi Saka, Jöcks, Zimmermann, Ribeiro, Munoz-Bonilla, Knetsch (69. Guirino/Ilbay), Pusic, Hömig, Ucar (79. Krone).
„Das haben wir uns selbst zuzuschreiben. Wir haben kämpferisch nicht dagegengehalten“
Trainer SF Baumberg Fußball und die wichtigen Dinge
Einen Tag später konnte sich Salah El Halimi den besonders wichtigen Dingen im Leben widmen. Einerseits hätte er das natürlich lieber mit einem Sieg im Niederrheinpokal getan, aber der von ihm trainierte Fußball-Oberligist SF Baumberg (SFB) machte nicht richtig mit. Die Baumberger blieben am späteren Freitagabend, als längst die völlige Dunkelheit herrschte, mit einem 8:9 nach Elfmeterschießen beim Bezirksligisten DJK VfB Frohnhausen einigermaßen unerwartet hängen. Der SFBCoach rastete anschließend naturgemäß nicht aus vor Begeisterung, doch er wirkte gefasst. Das war allerdings nur auf den ersten Blick erstaunlich, denn es gab trotzdem eine Menge zu feiern.
Salah El Halimi ist Marokkaner – und Muslim. Das heißt: In den vergangenen Tagen stand das für den Islam zentral wichtige Eid-Fest (Opferfest) im Mittelpunkt. Speziell der Samstag hätte dabei für den Familienmenschen El Halimi durchaus 48 oder sogar 72 Stunden haben können. Für den Hildener selbst noch das nebensächlichste Teil des Puzzles: Er hatte Geburtstag und wurde 41 Jahre alt. Schon wesentlich bedeutsamer: Es handelte sich um den elften Hochzeitstag. Den mit etwas Verspätung passend nachzufeiern, steht jetzt ganz weit oben in der Liste der To-Do-Liste.
Und da war noch was: Für den Samstag-Nachmittag war Salah El Halimi (wie einige andere Baumberger) zur Hochzeitsfeier von Mittelfeldspieler Louis Klotz eingeladen. Auch dieser Termin gehörte zu den besonders wichtigen Dingen im Leben. Das andere vom Tag zuvor war in diesem Zusammenhang einfach nur ein verlorenes Fußballspiel.
Michael Deutzmann