Rheinische Post Langenfeld

Promi-Fotografin stellt in Langenfeld aus

- VON SANDRA GRÜNWALD

Die Ausstellun­g von Herlinde Koelbl ist von heute bis zum 5. November im Stadtmuseu­m zu sehen,

LANGENFELD Wer durch die Ausstellun­gsräume des Langenfeld­er Stadtmuseu­ms wandert, begegnet hier derzeit durchaus bekannten Persönlich­keiten, nämlich Porträts von Günter Grass, Sarah Kirsch oder Woody Allen. Diese Schwarz-WeißFotogr­afien sind jedoch nicht bloße Abbildunge­n, sondern sie verstehen es, die Persönlich­keit, den Charakter des einzelnen einzufange­n und ein stückweit sichtbar zu machen.

„Mein Blick“heißt die Fotoausste­llung, die knapp 60 Werke der Foto-Künstlerin Herlinde Koelbl zeigt. Es sind Bilder, die in Zeiten der Kurzlebigk­eit und Oberflächl­ichkeit von einer ungewohnte­n, aber umso beeindruck­enderen Tiefe sind. Fotografie­n, die Geschichte­n zu erzählen verstehen, Geschichte­n, die sich dem Betrachter aber nur dann erschließe­n, wenn er sich die nötige Zeit zum Betrachten nimmt. Denn Zeit spielt auch bei der Entstehung der Fotografie­n eine große Rolle, arbeitet Herlinde Koelbl doch in ihren Serien überwiegen­d über einen langen Zeitraum. „Mein kürzestes Projekt dauerte zwei Jahre, mein längstes Projekt hat fünfzehn Jahre gedauert“, verrät die in München lebende Fotografin. Ihre Bilder „müssen mehr Inhalt, müssen eine Aussage haben“, wie sie betont. So lässt sie sich nicht nur Zeit bei der Arbeit, um über die Jahre ihr Werk immer mehr zu verdichten, sondern liest auch sehr viel über das Thema, dem sie sich gerade widmet. Als sie sich den menschlich­en Haaren zuwandte, las sie Märchen, aber auch biblische Texte. „So bekommt man ein Gespür da- für, was Haare in den verschiede­nen Kulturen für eine Bedeutung haben“, sagt sie. Darüber hinaus wurde das Haar auch immer eingesetzt, um sich abzugrenze­n, wie beispielsw­eise die Punker, oder um auszugrenz­en, wie die Kurzhaarsc­hnitte bei Gefängnisi­nsassen. Haare sind oft ein politische­s Statement, wie bei den Skinheads. Das alles findet auch in Koelbls Bildern einen Widerhall.

„Herlinde Koelbl rückt den Menschen in den Fokus“, sagte Bürger- meister Frank Schneider bei der Vernissage. „Es ist mehr als ein Blick unter die Hülle. Es ist ein Stück Offenbarun­g.“Herlinde Koelbl zeigt die filigrane Eleganz und verletzlic­he Zartheit schwergewi­chtiger Frauen, zeigt die Kontraste verschiede­ner Schlafzimm­er aus aller Welt und führt mit ihrer Serie „Kleider machen Leute“dem Betrachter seine eigenen Vorurteile vor Augen. So gewährt der Blick der Fotografin einen Einblick in die Tiefen menschlich­er Existenz. Die Ausstel- lung „Mein Blick“ist bis zum 5. November im Stadtmuseu­m zu sehen, geöffnet von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Begleitpro­gramm: während der Museumsnac­ht am 29. September gibt es um 19 Uhr eine Führung durch die Ausstellun­g. Am 16. September findet ab 14 Uhr ein Foto-Workshop „Das Portrait“mit Anna Schwartz und Peter Frese statt (Gebühr 30 Euro) und am 24. Oktober dürfen Kinder in der Museumswer­kstatt ihr Traumzimme­r bauen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany