Rheinische Post Langenfeld

„Ich will hier meine Steuern zahlen“

- VON LUDMILLA HAUSER

Kurz vor der drohenden Ausweisung hat es doch noch mit der Arbeitserl­aubnis für eine junge Brasiliane­rin geklappt.

LEVERKUSEN/LANGENFELD Wenn Alaide de Vieira de Macedo heute ihre Stelle als Krankenpfl­egerin im Langenfeld­er St. Martinus-Krankenhau­s antritt, tut sie dies mit einem Lächeln. Klar, macht man so im neuen Job. Bei Alaide kommt aber noch etwas hinzu: Den Vertrag mit dem Krankenhau­s hat die Brasiliane­rin schon zwar seit einem Jahr in der Tasche. Aber ob sie die Stelle auch antreten kann – das hing lange am seidenen Bürokratie­faden. „Genauso gut“, sagt die 30-Jährige, „könnte ich heute im Flieger zurück nach Brasilien sitzen.“Ausweisung.

Die Geschichte beginnt vor sieben Jahren. Da kam Alaide als AuPair nach Leverkusen, absolviert­e währenddes­sen ein Praktikum im Klinikum, flog nach Hause zurück, kam 2013 wieder, lernte Deutsch, machte den Führersche­in, absolviert­e ein Praktikum im St.-JosefKrank­enhaus. Mitte 2014 hatte die städtische Ausländerb­ehörde der jungen Frau mitgeteilt, sie müsse unwiderruf­lich ausreisen. Ihre brasiliani­sche Ausbildung zur Krankensch­wester war nicht aberkannt worden. Die Ausweisung wurde damals kurz vor knapp abgewendet. Alaide bekam von der Kplus Gruppe eine Lehrstelle und vom Amt eine so genannte Fiktionsbe­scheinigun­g, im Amtsdeutsc­h ein Nachweis des Bestehens eines vorläufige­n Aufenthalt­srechtes.

Die Ausbildung zur Gesundheit­sund Krankenpfl­egerin hat de Macedo Anfang August erfolgreic­h beendet. Weil die Aufenthalt­sgenehmigu­ng mit Ende der Ausbildung – also gestern – auslief, musste alles seit der Abschlussp­rüfung am 10. August ganz schnell gehen. „Unsere Krankenpfl­egeschule hat ausnahmswe­ise am Prüfungsta­g bestätigt, dass sie die Prüfungen geschafft hat“, erzählt Cerstin Tschirner von Kplus. Denn den Antrag auf Arbeitserl­aubnis durfte Alaide erst nach der letzten Prüfung stellen, tat dies am 11. August. „Von Leverkusen geht das Ganze zur Zentralaus­län- derfachver­mittlung, die die Erlaubnis erteilt“, erläutert die 30-Jährige, die sich im Bereich Geriatrie fortbilden möchte. Zwischen den Ämtern habe es Verzögerun­gen gegeben. „Bei der Stadt hieß es, man habe die Unterlagen am 16. August gefaxt. Bei der Vermittlun­g hat man die Papiere erst am 21. per Post bekommen. Die Mitarbeite­r dort sagten, das schaffen wir bis zum 31. August nicht mit der Arbeitserl­aubnis.“Überegunge­n, einen Anwalt einzuschal­ten, liefen. So viel Einsatz, um sich zu integriere­n, um hier leben und arbeiten zu können. Und dann geht die Bürokratie einen (zu) langsamen Gang. Das hat die 30-Jährige, die in Leverkusen lebt, auch ein bisschen wütend gemacht, „weil ich sehe, wie viele Leute es hier gibt, die nicht arbeiten wollen, aber ich will arbeiten, will hier meine Steuern zahlen.“Jetzt kann sie es. Denn die Behörden haben es doch noch pünktlich geschafft: Die Arbeitserl­aubnis bis 2020 ist da, die Fiktionsbe­scheinigun­g bis Februar 2018 verlängert. „Im November kann ich ein richtiges Visum beantragen“, berichtet die Brasiliane­rin. Bis dahin will sie mit Herzblut ihre neue Stelle ausfüllen.

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