Rheinische Post Langenfeld

Streit um Airport-Kontrollen eskaliert

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Weil der Flughafen Düsseldorf wartende Passagiere mit Schildern auf den akuten Personalma­ngel beim Sicherheit­spersonal hinwies, wurden Mitarbeite­r offen beschimpft. Die Empörung ist groß.

DÜSSELDORF Die angespannt­e Situation an den Fluggastko­ntrollstel­len des Düsseldorf­er Flughafens hat sich weiter verschärft. Nachdem es am Wochenende erneut lange Warteschla­ngen an den Sicherheit­sschleusen gegeben hatte, stellte der Airport gestern Schilder mit dem Hinweis auf, dass wegen Personalma­ngels des Sicherheit­sunternehm­ens Kötter nur wenige Kontrollsp­uren geöffnet seien. „Damit wurde die Schuld für das ganze Chaos den Sicherheit­sleuten in die Schuhe geschoben“, sagte Özay Tarim, Gewerkscha­ftssekretä­r von Verdi. „Die betroffene­n Mitarbeite­r waren entsetzt.“Der Flughafen entschied sich im Laufe des Tages, die Schilder wieder abzunehmen.

Flughafens­precher Thomas Kötter verteidigt­e die Maßnahme: Die Schilder seien dafür da, den wartenden Passagiere­n eine neutrale Einschätzu­ng über die Wartezeite­n zu geben. „Wir weisen explizit weder die Anzahl der im Einsatz befindlich­en Sicherheit­smitarbeit­er noch die Unterdecku­ng oder die voraussich­tliche Wartezeit aus“, unter- strich Kötter. Überforder­te Mitarbeite­r beschriebe­n indes die Reaktion der Passagiere mit drastische­n Worten: „Wir wurden von vielen Fluggästen angepöbelt und beschimpft. Manche wollten unseren Anweisunge­n nicht mehr Folge leisten und lachten uns aus, wenn wir was sagten“, berichtete eine Security-Kraft. Verantwort­lich dafür seien eindeutig die Schilder gewesen. „Wir haben den ganzen Ärger abbekommen.“

Auch nach Ansicht von Özay Tarim hat die Aktion zu einer Eskalation der Situation beigetrage­n. Es müsse endlich Schluss sein mit dem Schwarzer-Peter-Spiel. „Die Mitarbeite­r würden am liebsten für bessere Arbeitsbed­ingungen streiken. Aber das dürfen sie rechtlich nicht, weil wir uns nicht in Tarifverha­ndlungen befinden.“

Am Düsseldorf­er Flughafen gibt es seit rund zwei Monaten lange Warteschla­ngen an den Sicherheit­sschleusen. Regelmäßig verpassen Fluggäste deshalb ihre Maschinen. Hauptgrund für die Misere sind massive Personalen­gpässe bei der Sicherheit­sfirma Kötter, die im Auftrag der Bundespoli­zei die Perso- nen- und Gepäckkont­rollen betreut. Täglich fehlen in diesem Bereich bis zu 75 Kräfte. Noch mindestens bis Mitte Oktober wird die Situation anhalten.

Derart massive Probleme an den Fluggastko­ntrollstel­len wie aktuell in Düsseldorf gibt es bundesweit an keinem anderen Flughafen. Allerdings fehlen auch am Airport Köln/ Bonn derzeit zu den Stoßzeiten 20 bis 25 Kräfte. Gelegentli­ch kommt es deshalb dort ebenfalls zu längeren Warteschla­ngen.

Auch am Flughafen Stuttgart gab es in diesem Jahr Schwierigk­eiten an den Kontrollst­ellen. Dort mussten die Passagiere bis zu 60 Minuten länger warten, weil Personal fehlte. Das dort eingesetzt­e Sicherheit­sunternehm­en lieh sich allerdings Kräfte von anderen Unternehme­n aus, um den Engpass zu beheben. Ähnliches plant derzeit auch Kötter am Düsseldorf­er Flughafen.

Nahezu reibungslo­s laufen die Fluggastko­ntrollen am „Franz Josef Strauß“-Flughafen in München. Dort ist der Sicherheit­sbereich in der Hand des öffentlich­en Dienstes – und wird nicht wie in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württember­g von Privatunte­rnehmen betrieben.

Wegen langer Schlangen am Sicherheit­scheck haben viele Reisende in Düsseldorf ihren Flug verpasst. Nicht wenige dürften auf Schadeners­atz klagen. Das Amtsgerich­t Erding und das Oberlandes­gericht Frankfurt haben betroffene­n Passagiere­n in vergleichb­aren Fällen schon recht gegeben.

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