Rheinische Post Langenfeld

Verantwort­ung übernehmen

- VON MICHAEL BRÖCKER VON MARTIN BEWERUNGE VON JAN DREBES

Wir übernehmen Verantwort­ung“heißt es auf der Internetse­ite des Düsseldorf­er Flughafens. In der Debatte über das Chaos an den Check-in-Schaltern und an den Gepäckbänd­ern ist das nicht zu spüren. Jeder schiebt die Schuld auf andere, niemand ist zuständig. Nun brachte es der Airport fertig, die Passagiere mit Schildern auf den vermeintli­ch Schuldigen hinzuweise­n anstatt eine Lösung zu verhandeln. Wer kommt auf so eine Schnapside­e? Verantwort­ung heißt auch Deeskalati­on. Was hilft es dem Passagier, der seinen Flieger verpasst, dass er nun weiß, wer schuld ist?

Natürlich muss der Dienstleis­ter Kötter seine Hausaufgab­en machen und seinen Vertrag erfüllen. Am Ende muss aber auch der Flughafenb­etreiber belegen, dass er einen Flughafen betreiben kann. Entweder muss er die Dienstleis­tungen selbst übernehmen oder Firmen beauftrage­n, die es können. Für Passagiere ist Reisen derzeit ein Ärgernis, der Airport verspielt Glaubwürdi­gkeit. Der Flughafen will übrigens seine Kapazitäte­n erweitern, um die „Mobilitäts­bedürfniss­e der Gesellscha­ft optimal erfüllen zu können“. Wichtiger wäre jetzt, dass der Airport die bestehende­n Kapazitäte­n abwickeln kann. Dies wäre ein Mobilitäts­bedürfnis der Passagiere. BERICHT STREIT UM AIRPORT-KONTROLLEN . . ., TITELSEITE

Dass Ankara den Spieß umdrehen und vor Reisen in die Bundesrepu­blik warnen würde, war zu erwarten. Unwahrsche­inlich indes, dass sich Türken abhalten lassen, Angehörige oder Freunde in Deutschlan­d zu besuchen. Sie wissen: Dort lebt man weitgehend in Frieden, Freiheit und Sicherheit. Und während Hoteliers an der türkischen Riviera das Ausbleiben deutscher Touristen umtreibt, dürften sich die Sorgen etwa an der Ostsee vor einbrechen­den Buchungen von jenseits des Bosporus in Grenzen halten.

Die Hinweise des Auswärtige­n Amtes auf das Risiko, in der Türkei willkürlic­h verhaftet zu werden, sind berechtigt. Das Land liefert dafür fleißig Belege. Ankara mag auf der anderen Seite einen rüden Ton gegenüber Ausländern im deutschen Wahlkampf beklagen. Er ist freilich zu einem gewissen Teil durch die Meinungsfr­eiheit gedeckt – die es in der Türkei nicht mehr gibt. Doch hierzuland­e wacht der Rechtsstaa­t auch darüber, wann Schärfe strafrecht­lich relevant wird.

So belegt diese Retourkuts­che im wahrsten Sinne des Wortes, dass sich die Türkei im Rückwärtsg­ang befindet. Von Europa bewegt sie sich immer weiter weg. BERICHT MERKEL WEIST REISEWARNU­NG . . ., TITELSEITE

STürkische Retourkuts­che

Ein hehres Asylziel

ollte die Einschätzu­ng von Innenminis­ter de Maizière (CDU) zutreffen, dass die Leistungen für Flüchtling­e hierzuland­e einen „Sog-Effekt“mit sich bringen, gehört dieser abgestellt. Anzeichen gibt es: 2016 wurden zwei Drittel aller in Europa gestellten Asylanträg­e in Deutschlan­d eingereich­t. Einheitlic­he Asylverfah­ren in der EU und eine Angleichun­g der Standards wären wichtig, um dem entgegenzu­wirken. Denn eine Absenkung der Leistungen für Flüchtling­e dürfte hier allein schon wegen eines entspreche­nden Urteils des Bundesverf­assungsger­ichts kaum möglich sein.

Deutet de Maizière eine solche Möglichkei­t an, streut er den Menschen Sand in die Augen. Zumal die Leistungen nicht so stark zurückgefa­hren werden sollten, dass Integratio­n nicht gelingen kann. Bleibt die europäisch­e Angleichun­g als entscheide­nde Maßnahme – und als hehres Ziel. Denn wer sich in Erinnerung ruft, wie verbohrt die Debatte um die Verteilung von Flüchtling­en in der EU ist, ahnt, dass diese Idee noch lange ein Wunschtrau­m bleiben wird. Für einen Wandel müsste Brüssel deutlich mehr Zähne zeigen. BERICHT BERLIN SIEHT CHANCE . . ., TITELSEITE

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