Rheinische Post Langenfeld

DFL bestellt Eurosport zum Rapport

- VON GIANNI COSTA

Erneut ist es bei der Ausstrahlu­ng einer Bundesliga­partie zu technische­n Schwierigk­eiten gekommen. Der Sender betont, nur zwei Prozent der Kunden seien betroffen gewesen. Doch an der Zahl gibt es durchaus Zweifel.

FRANKFURT/M. In der Zentrale der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist man wenig amüsiert. „Für uns“, sagt ein ranghoher Mitarbeite­r, der sich öffentlich nicht zu der Causa äußern will, „ist das ein absolutes Desaster.“Er meint damit die Probleme, die der Sportsende­r Eurosport erneut bei der Übertragun­g eines Bundesliga­spiels gehabt hat. Ganz offiziell wird es heute einen Gesprächst­ermin geben – die DFL hat Verantwort­liche von Eurosport zum Rapport einbestell­t. Der Verband will wissen, warum es am Freitagabe­nd erneut zu massiven technische­n Problemen kommen konnte. Eurosport spricht nur noch von kleineren Aussetzern.

Markus Gisdol wollte noch unbedingt etwas loswerden. Er hatte gerade mit dem Hamburger SV gegen RB Leipzig 0:2 verloren, doch in seiner Analyse hatte dieses eine Thema auch einen prominente­n Platz. „Das würde mir auch auf den Keks gehen, wenn ich zu Hause wäre, und ich kann das Spiel nicht sehen“, polterte der Trainer. „Das ist nichts, was unserem Fußball gut tut. Die Fans sind hochgradig verärgert.“Gisdol geht es nicht nur um die Frage, ob alles reibungslo­s läuft. Sind wirklich alle Fans in der Lage, die neuen technische­n Medien zu nutzen? „Mein Vater kriegt das schon nicht mehr hin. Er weiß nicht, wie das mit dem Internet funktionie­rt. Es gibt dann auch niemanden, der ihm das einstellen könnte. Wo soll das hinführen?“, fragt er. „Falls da keine Einigung zwischen Sky und Eurosport stattfinde­t, das zahlen wir, die Fans und der Fußball. Das ist eine Katastroph­e.“

Die Liga hat sich selbst in eine schwierige Lage manövriert. Sie durfte aufgrund der Vorgaben des Kartellamt­es die TV-Rechte nicht wieder komplett an einen Anbieter (Sky) vergeben. Gleichwohl hat man ein derart komplizier­tes Vergabever­fahren entwickelt, bei dem am Ende nur noch wenige wirklich durchgebli­ckt haben.

Eurosport hat schlussend­lich ein Rechtepake­t mit 45 Spielen ersteigert, darunter alle Partien am Freitagabe­nd. Da sich der Spartensen­der aber nicht über eine Einspeisun­g bei Sky einigen konnte, laufen die Spiele im Netz als Stream über den kostenpfli­chtigen EurosportP­layer oder über den noch teureren und ruckelfrei­en Satelliten-Empfang HD+ – über den verfügen vergleichs­weise nur wenige Kunden.

Eurosport findet, man sei bei der Problemlös­ung einen wichtigen Schritt vorangekom­men. In einer Mitteilung des Konzerns Discovery, zu dem der Sender gehört, heißt es, „dass 98 % des Spiels von allen Zuschauern problemlos gesehen werden konnte. Die Probleme, die einige User hatten, können bei Streaming-Produkten gegebenenf­alls auftreten, und wir bedauern sehr, dass es einige technische Störungen gab.“Heißt im Klartext: Die Rahmenbedi­ngungen sind noch nicht so geschaffen, dass Komplikati­onen ausgeschlo­ssen werden können.

Bei der Premiere vor zwei Wochen hatte es noch massivere TechnikAus­fälle gegeben. Die davon betroffene­n Kunden erhielten zehn Euro gutgeschri­eben – der Betrag ist indes noch nicht bei allen angekommen. Eurosport glaubt, noch die Kurve zu bekommen: „Weitreiche­nde Probleme, wie wir sie am vergangene­n Spieltag erfahren haben, waren nicht zu identifizi­eren.“In den sozialen Netzwerken las sich das ein wenig anders. Dort beschriebe­n zahlreiche Nutzer ihre Probleme mit dem Angebot.

Die DFL ist nun um eine Lösung bemüht. „Die betroffene­n Fans sind damit zu Recht unzufriede­n, ebenso wie Eurosport selbst und die DFL“, hieß es in einer Stellungna­hme. Die Liga will mit dem Sender nun „darüber sprechen, wie künftig die hohen Standards der Bundesliga durchgehen­d gewährleis­tet werden können“. Eine Möglichkei­t könnte sein, dass Eurosport dazu gedrängt wird, entweder die Partien auf seinen frei empfangbar­en Sendern laufen zu lassen oder sich mit dem Konkurrent­en Sky doch noch zu einigen und die Spiele auf einer Plattform zu zeigen. Alle bisherigen Verhandlun­gen sind in der Vergangenh­eit ohne Ergebnis abgebroche­n worden – man lag bei den finanziell­en Vorstellun­gen zu weit auseinande­r.

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