Rheinische Post Langenfeld

Huck nach Niederlage gegen Usyk vor dem Karriere-Ende

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BERLIN (sid) Mit versteiner­ter Miene schleppte sich Marco Huck noch einmal durch den Boxring. Artig stellte sich der verbeulte Ex-Weltmeiste­r dem Berliner Publikum und breitete ein letztes Mal ermüdet seine Arme aus. In der Luft lag ein Hauch von Abschied. Die Niederlage bei der Weltpremie­re der Muhammad-Ali-Trophy gegen Alexander Usyk (Ukraine) bedeutet für Huck die nächste Zäsur in seiner ins Stocken geratenen Karriere. Gut möglich, dass der Cruisergew­ichtler nach der fünften Niederlage im 46. Profikampf aufhört.

„Erst mal mache ich ein bisschen Urlaub, dann entscheide ich, wie es weitergeht“, sagte der 32-Jährige. Zweimal hat Huck in diesem Jahr gekämpft und zwei enttäusche­nde Niederlage­n kassiert. Im Duell mit WBO-Weltmeiste­r Usyk hatte Ringrichte­r Robert Byrd in der zehnten Runde ein Einsehen und brach den Kampf vor 5890 Zuschauern ab.

Hucks Analyse ernüchtern­d. „Irgendwie war die Aufregung so groß. Da war ich, obwohl ich so erfahren bin, ein bisschen wie ein Anfänger. Das hat mich sehr viel Kraft gekostet“, sagte der frühere Champion. Immer wieder ließ er sich vom London-Olympiasie­ger von Ringecke zu Ringecke prügeln. „Was soll ich machen?“, fragte ein ratlos wirkender Huck nach dem Kampf. Denn nicht eine Runde ging an ihn.

Der in 13 Profikämpf­en ungeschlag­ene Usyk tritt durch den Erfolg in der Vorschluss­runde der AliTrophy im Januar gegen WBCChampio­n Mairis Briedis aus Lettland, der Huck im April in Dortmund klar bezwungen hatte, oder Mike Perez (Kuba) an. Das Finale des mit 50 Millionen US-Dollar (41,5 Millionen Euro) dotierten Wettbe- werbs steigt im Mai 2018. Aus deutscher Sicht ist in der zweiten Gewichtskl­asse, dem Supermitte­lgewicht, noch Ex-Weltmeiste­r Jürgen Brähmer (Schwerin) vertreten.

Für Huck jedoch ist der Traum von der Rückkehr auf den WMThron wohl für immer geplatzt. Von 2009 bis 2015 hatte er den WBOGürtel gehalten, zumindest der Wille, ihn zurückzuer­obern, war Huck anzumerken. Häufig preschte er ungestüm voran. In der achten Runde traf einer der wilden Schläge Usyk unterhalb der Gürtellini­e, bevor dieser ohne Schlagwirk­ung zu Boden ging – Punktabzug für Huck. Usyk schien Hucks Treffer zu genießen, und provoziert­e seinen Gegner mit unorthodox­en Hampel-Einlagen unentwegt zur Attacke. „Was mir ein bisschen gefehlt hat, war dieses Nachsetzen. Ich habe gemerkt, dass ich ihn mit meinen Schlägen erschütter­te“, sagte Huck. Nachhaltig erschütter­t bleibt allenfalls Hucks Karriere. Der Deutsch-Serbe hatte bereits Glück, durch die Einführung der Ali-Trophy nach der BriedisPle­ite erneut um einen WM-Gürtel kämpfen zu dürfen. Macht Huck weiter, müsste er bei Null anfangen.

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FOTO: DPA Trainer Conny Mittermeie­r versucht Marco Huck aufzumunte­rn.

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