Rheinische Post Langenfeld

Annette Schavan über vatikanisc­he Diplomatie

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

MÖNCHENGLA­DBACH „Die stärkste Kraft unseres Herrn ist die Barmherzig­keit“– dieser Schlüssels­atz von Papst Franziskus wirkt wie eine, nein, wie die einzige Lösung für nationale und internatio­nale Konflikte, die nicht nur Regierunge­n und den Vertretern der Kirchen, sondern allen Christen der ganzen Welt zur Verfügung steht.

Annette Schavan, die Botschafte­rin der Bundesrepu­blik beim Heiligen Stuhl, war in die Gemeinde St. Marien in Rheydt eingeladen, um eine Festanspra­che zur diplomatis­chen Haltung von Papst Franziskus zu halten. Umgeben von einer Fotodokume­ntation, die bei einer Audienz von Borussia Mönchengla­dbach beim Papst 2017 entstand, führte sie ihre Gedanken aus.

Als eine „Diplomatie der langen Linien“beschrieb Annette Schavan in ihrer Rede die päpstliche Diplomatie. Und führte sie an drei Beispielen aus, die nicht nur die Überzeugun­gsarbeit des aktuellen Papstes, sondern auch die eines seiner Vorgänger mit einschließ­t.

Aktuell: der Besuch des Papstes im kolumbiani­schen Bogotá. Der kolumbiani­sche Präsident sagt: „Ohne Franziskus wäre der Friedenspr­ozess in Kolumbien nicht erfolgreic­h zu Ende gegangen.“

1998: Papst Johannes Paul II. reist nach Kuba und tritt für eine demokratie- und religionsf­reundliche Gesellscha­ft ein. Er betont, dass der Staat Sorge dafür tragen müsse. Lange Jahre vergingen, bis seine und die Diplomatie anderer Früchte trugen. Aber da „auch sonst in der katholisch­en Kirche nichts schnell geht“, wie Schavan es beschreibt, sind die langen Wege vertraut.

Ein weiteres Beispiel: Europa in den 80er Jahren. Gorbatscho­w sagte: „Ohne Papst Johannes Paul II. hätte es die europäisch­e Wiedervere­inigung nicht gegeben.“Der Papst bestärkte das Volk, seine friedliche Revolution weiter zu führen.

Drei Beispiele, so Schavan, für die Diplomatie der langen Linien. Kraft, Ausdauer und ein nie abbrechend­er Dialog seien notwendig, um den Friedenspr­ozess, der Anliegen aller Päpste war und ist, voranzutre­iben. Allerdings nicht ohne die „zutiefst zuversicht­liche Überzeugun­g“, dass, wo ein langer Weg konsequent gegangen wird, das Ziel erreicht wird.

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