Umwelthilfe kritisiert IAA als „Provinzveranstaltung“
BERLIN Der Lobbyverband Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat vor der Eröffnung der Automesse IAA in dieser Woche harsche Kritik an der Autoindustrie geübt. Ihm gehen die Anstrengungen der Hersteller bei alternativen Antrieben nicht weit genug. „Die 67. IAA droht zu Recht zu einer Provinzveranstaltung zu verkommen“, sagte DUH-Chef, Jürgen Resch. Elf Hersteller, so viele wie noch nie, hätten abgesagt, wichtige E-Fahrzeuge etwa von Nissan oder Tesla würden fehlen. „Was in diesem Jahr dominiert, sind die Dinosaurier des Autozeitalters: immer größere, schwerere Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, darunter viele Diesel“, meint Resch. Ihm fehlen aktuell erhältliche E-Autos deutscher Hersteller mit attraktiver Reichweite und moderner Technik.
Sein Verband hatte zahlreiche Klagen wegen des Diesel-Skandals angestrengt und sorgt immer wieder mit Abgasuntersuchungen für Aufsehen. Dabei ist der Verein nicht unumstritten und steht wegen seiner Finanzstruktur in der Kritik.
Resch vermisst vor allem bei der Entwicklung neuer Diesel-Motoren, die auch von der Politik beworben werden, Bewegung der Autohersteller. „Nach meinem Sachstand gibt es noch keine Typzulassung eines Diesel-Pkw nach der aktuellen Abgasnorm Euro 6d“, so Resch. Diesel- Fahrzeuge mit dieser Norm könnten als einzige nicht von etwaigen Diesel-Fahrverboten betroffen sein.
Um die Automobilindustrie zu emissionsarmen und spritsparenden Fahrzeugen zu bewegen, fordert Resch nun einen Stopp für die Begünstigung von Diesel-Kraftstoff und ein Bonus-Malus-System bei der Kfz-Steuer. „In Skandinavien wird mitunter ein teilweise hoher fünfstelliger Betrag fällig, wenn man einen durstigen Diesel-SUV zulas- sen will. Andersherum gibt es staatliche Prämien für den, der ein EAuto zulässt“, sagte Resch. Das solle es auch in Deutschland geben.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wird die IAA am Donnerstag eröffnen. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter warf ihr vor, mit ihrer „Liebedienerei gegenüber den Autobossen“maßgeblich dazu beigetragen zu haben, dass sich die Autoindustrie beim Diesel-Skandal so tief in die Sackgasse manövrieren konnte.
Im Bundestagswahlkampf versprechen die Politiker, für die Digitalisierung Deutschlands zu kämpfen. Die Frage ist: Wie glaubwürdig sind solche Aussagen, wo die Parteien dafür doch schon in den vergangenen Jahren Zeit hatten?