Rheinische Post Langenfeld

Großartig: Torhüter Riebau rettet Handballer

- VON MICHAEL DEUTZMANN RP-FOTO: RALPH MATZERATH

Der Regionalli­gist SG Langenfeld gewann trotz eines 7:15 noch mit 25:22 gegen Opladen. Henrik Heider erlitte eine Knieverlet­zung.

LANGENFELD Das mit weitem Abstand Beste an diesem Abend stand auf der elektronis­chen Anzeigetaf­el. Da war in Zahlen zu lesen, was sich die Handballer der SG Langenfeld (SGL) im ersten Spiel der Vereinsges­chichte in der Regionalli­ga erarbeitet hatten – ein 25:22 (12:15) gegen den TuS 82 Opladen. Noch kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit schien angesichts eines Rückstande­s von acht Toren ausgeschlo­ssen zu sein, dass der Drittliga-Absteiger siegreich in die Saison 2017/2018 starten könnte. Das Zweitbeste: Rund 500 Zuschauer füllten die Tribünen in der Halle am Konrad-Adenauer-Gymnasium (offiziell genau

„Als ich gehört habe, dass ich anfange, war ich sehr nervös. Ich konnte nicht schlafen“

Alexander Riebau 502, wie auf dem offizielle­n Spielberic­ht des Verbandes zu lesen war). Das Drittbeste: Die Gastgeber stellten den überragend­en Mann des Abends, an dem manches alles war – nur nicht gut. Ohne die herausrage­nde Leistung ihres Keepers Alexander Riebau hätte Langenfeld sogar weit deutlicher den Anschluss verloren und die Wende mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit nicht mehr geschafft.

Als Mannschaft und Fans nach der Schluss-Sirene das Happy End feierten, jubelte einer nicht ausgelasse­n mit: Henrik Heider. Und jene Situation aus der dritten Minute könnte teuer werden, denn der Linkshände­r stürzte bei einer Abwehrakti­on und blieb anschließe­nd liegen. „Der Kreisläufe­r ist mir aufs Knie gefallen“, berichtete Heider. Teamkolleg­e Felix Korbmacher und Physiother­apeut Richard Hofmann musste ihn stützen und vom Feld führen, damit er hinter der Bank behandelt werden konnte. Der Rückraumsp­ieler verfolgte dann den langen Rest der Partie als Zuschauer. „Diese Szene war ein Schock für die Mannschaft“, fand Trainer Jurek To- masik. Eine genaue Diagnose steht zwar aus, aber Heider wird wohl für mehrere Wochen pausieren müssen (Bänderverl­etzung).

Der Auftakt drohte die Hausherren in ein Debakel zu führen. Nach Heiders Riesenpech, der mit seinem Eingreifen zu allem Überfluss einen Siebenmete­r verursacht­e, ging es direkt drunter und drüber. Im Mittelpunk­t: Alexander Riebau. Der Torhüter wehrte zunächst den Straf- wurf von Vincent Gremmelspa­cher ab, ehe Opladens Christophe­r Göddertz im Nachwurf ebenfalls gefoult wurde. Langenfeld­s Keeper parierte zwar auch den Siebenmete­r von Markus Sonnenberg, doch die beiden Aktionen färbten irgendwie gar nicht auf die Teamkolleg­en ab. Auf dem Feld herrschte bisweilen reine Ratlosigke­it. Die Auszeiten beim Stande von 2:5 (12.) und 2:9 (18.) verpufften wirkungslo­s. Bezeich-

Wer sich die Tabelle der Fußball-Oberliga ansieht, wird vermutlich seinen Augen nicht richtig trauen. Da stehen die Sportfreun­de Baumberg (SFB) punktgleic­h mit dem Spitzenrei­ter ETB SW Essen auf dem zweiten Tabellenpl­atz. Direkt und nur einen Zähler dahinter hat sich der Aufsteiger FC Monheim (FCM) einsortier­t. Was die Lokalrival­en eint: Beide betonen bei jeder sich bietenden Gelegenhei­t, dass es sich nur um eine Moment-Aufnahme handelt. Beide könnten auch in der Formulieru­ng ihrer Saisonziel­e voneinande­r abgeschrie­ben haben. Es geht erstens „nur“um den Klassenerh­alt und zweitens darum, so schnell wie möglich die nach aller Erfahrung rettende Marke von 40 Punkten zu erreichen. Bliebe es beim jetzigen Tempo, hätten die Nachbarn bereits vor Weihnachte­n ein ausreichen­des Polster.

Natürlich hat der Gedanke an die Regionalli­ga in Monheim etwas vollkommen Unwirklich­es. Aber vielleicht können sowohl die Baumberger als auch der FCM ihre aktuell beängstige­nd gute Verfassung bis in den kalendaris­chen Herbst transporti­eren. Da sollten vorsichtsh­alber alle hiesigen Fußball-Freunde schon mal den 15. Oktober mit einem dicken Rotstift in einen Kalender eintragen, weil dann an der Sandstraße das Derby der Ortsrivale­n steigt. Niemand dürfte etwas dagegen einzuwende­n haben, wenn es nend: Max Adams (22.) und André Eich hatten gerade vom 5:12 (22.) auf 7:12 (23.) verkürzt, als die SGL eine slapsticka­rtige Einlage bot. Nach dem 13:7 (23.) des TuS 82 verschenkt­e Langenfeld den Ball beim Anwurf und kassierte direkt das peinliche 7:14 (23.). Mit dem 7:15 (24.) war der Tiefpunkt erreicht.

Das Comeback begann mit fünf Treffern von Felix Korbmacher, Vinzenz Preissegge­r, André Boelken, sich gleichzeit­ig auch um ein richtiges Spitzenspi­el handelt.

Ein Spitzenspi­el war das Derby zwischen der SG Langenfeld (SGL) und dem TuS 82 Opladen zum Auftakt der neuen Saison in der Handball-Regionalli­ga sicher nicht. Dazu blieben beide Mannschaft­en in einigen Bereichen zu viel schuldig, sodass Kampf und Krampf über weite Strecken dominierte­n. Mitten im Getümmel betätigten sich auf Langenfeld­er Seite die Spieler mit der Nummer 89 und der Nummer 10. Der eine hieß nach dem Aufdruck auf seinem Trikot (Thomas) Fischer, der andere (Toni) Kniesche. Beide noch einmal Korbmacher und wieder Boelken, die auf 12:15 verkürzten (30.). In der zweiten Hälfte sorgten viermal André Eich, dreimal Felix Korbmacher und einmal Max Adams für den Umschwung zum 20:16 (40.). Langenfeld deckte jetzt viel energische­r und konnte sich weiter auf Riebau verlassen, an dem Opladens Angreifer fast verzweifel­ten. Auf der anderen Seite hatte der TuS 82 ein echtes Torwartpro­blem, gehören sonst zum Kader der zweiten Langenfeld­er Mannschaft. Ganz schön verwirrend. Im offizielle­n Spielberic­ht waren immerhin die richtigen Namen aufgeführt: Felix Korbmacher für die Nummer 89 und Mats Heyde für die Nummer 10. Wer sich nur auf den ersten optischen Eindruck verließ, durfte allerdings rätseln. Vielleicht ist Handball ja nur etwas für echte Kenner der hiesigen Gegebenhei­ten. Doch bestimmt lässt sich bald einrichten, dass alle die passende Spielkleid­ung tragen. Es sieht immer besser aus, wenn auch drin ist, was draufsteht.

Michael Deutzmann denn die Vertreter des früh verletzt ausgeschie­denen Benedikt Klein sahen oft unglücklic­h aus. Auf der Zielgerade­n geriet Langenfeld nach dem 22:18 (51.) und 22:20 (57.) nicht mehr richtig in Gefahr, obwohl Opladen nun mit einer offensiven Deckung den Anschluss suchte. Max Adams antwortete mit dem 23:20 (57.), ehe Mats Heyde zweimal Lücken nutzte – 24:20 (59.), 25:21 (60.).

Die Freude über den Erfolg war nachher groß: „Wir haben uns diesen Sieg erkämpft“, fand Trainer Tomasik. Vielleicht noch größer war die Erleichter­ung bei Torhüter Riebau, der das in ihn gesetzte Vertrauen voll rechtferti­gte. „Als ich gehört habe, dass ich anfangen werde, war ich sehr nervös“, gab der 24-Jährige zu, „ich hatte Nachtschic­ht, konnte aber nicht schlafen.“Trotzdem war er als einer der wenigen von der ersten Minute an hellwach. Klar: Anschließe­nd gab es keinen Grund, einen Wechsel im Tor vorzunehme­n – was sonst im Laufe eines Spiels fast immer passiert. Diesmal zahlte sich der Verzicht darauf aber aus. Und am Ende lohnte sich immerhin der Blick auf die Anzeigetaf­el.

SG Langenfeld: Joest, Riebau, Bremer – Heider, Wolter, Preissegge­r (1), Heyde (2), Adams (5), Eich (5/1), Boelken (5), Mergner (1), Schirweit, Korbmacher (6).

Torhüter SG Langenfeld

Über Unwirklich­es und falsche Trikots

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Ob das heute reicht? Auch der herausrage­nde Torhüter Alexander Riebau schien beim Sieg über Opladen zunächst daran zu zweifeln.
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