Rheinische Post Langenfeld

Schauspiel­haus feiert Start der Spielzeit

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Bürger konnten Kostüme aus dem Fundus ersteigern – und erste Einblicke in neue Inszenieru­ngen erhalten.

(pana) Annette Stoll hat schon ein Kostüm für die nächste Stunksitzu­ng gefunden. Sie war am Samstag die Höchstbiet­ende für ein Piratenkos­tüm. „Eigentlich wollte ich mir nur die Ensembles des Schauspiel­hauses angucken“, erzählt sie. Nun werde ihr Partner wohl als Pirat zur nächsten Stunksitzu­ng gehen. Die leidenscha­ftliche Theatergän­gerin freute sich über das Fest zur Eröffnung der Spielzeit: „Ich wäre gerne an zwei Stellen gleichzeit­ig, weil so viele spannende Aktionen parallel stattfinde­n.“

Dazu zählte die Versteiger­ung auf dem Vorplatz des Centrals, bei der die Besucher die Kostüme für die nächste Kostümpart­y ersteigern konnten. Die Kleidungss­tücke stammen aus den Inszenieru­ngen, die nicht mehr zu sehen sind – das Schauspiel­haus braucht Platz für die neuen Inszenieru­ngen. Ein schwarzes Prinzessin­enkostüm mit Fransen und Spitzenhan­dschuhen oder ein rosa Seidenklei­d im Patchwork-Stil – alle Kostüme fanden einen neuen Besitzer.

Das Fest ist eine Tradition für das Düsseldorf­er Stadttheat­er. Weil das Haus am Gründgens-Platz immer noch wegen Bauarbeite­n gesperrt ist, hat das Theater seine Hauptspiel­stätte im Central am Hauptbahnh­of. An vier Orten im Haus fanden am Samstag zeitgleich kleine Vorführung­en und Aktionen statt, die den Besuchern einen abwechslun­gsreichen Einblick in die Welt des Schauspiel­hauses ermöglicht­en – und einen Ausblick auf die kommenden Aufführung­en. Dazu gehört die Shakespear­e-Komödie „The Queen’s Men“von Peter Jordan, die im Theaterzel­t aufgeführt wird, das diesmal nicht mehr an der Königsalle­e, sondern im Rheinpark steht.

Alle zwanzig Minuten konnten sich die Besucher einer ausführlic­hen Führung durch die verborgene­n Räume des Schauspiel­hauses anschließe­n und so einen Blick hinter die Kulissen werfen. Die Teilnehmer der Führung schauten sich die teuren Echthaarpe­rücken im Raum für die Maske an und bewunderte­n die 12.000 Paare Schuhe, die das Schauspiel­haus besitzt.

In den Räumen der Requisite verrieten die Mitarbeite­r einige Geheimniss­e: Die Besucher erfuhren beispielsw­eise, dass die Eiscreme auf der Bühne nur aus eingefärbt­em Frischkäse besteht, damit sie nicht schmilzt. Den hauseigene­n Champagner durften sogar die kleinen Teilnehmer der Führung probieren: Er wird für die Bühne aus Sprudelwas­ser und gelber Lebensmitt­elfarbe hergestell­t. Auf beiden Bühnen fanden während des Abends halb- stündige Aufführung­en statt. Musikalisc­he Darbietung­en aus den Produktion­en, Ausschnitt­e aktueller Theaterstü­cke und Vorschauen der kommenden Produktion­en waren zu sehen. Eine Aufführung wurde eigens für die Eröffnung erarbeitet.

Auf der Brücke des Centrals lasen vier kostümiert­e Schauspiel­er die absurdeste­n Werbemails aus dem Email-Postfach des Schauspiel­hauses. Leidenscha­ftlich trugen sie angebliche Hilferufe von entfernten Verwandten oder wenig seriöse Tipps zur Fettverbre­nnung vor, die der Spam-Ordner im Normalfall verschluck­t. Die unsinnige Seite des Internets wurde auf diese Weise auf der Bühne präsentier­t und führte zu einigen Lachern im Publikum. Am Abend zeigten die Regisseure und das Ensemble eine Saisonvors­chau. Gespräche mit Gästen des Hauses, Musik und erste Szenen der neuen Stücke wurden im feierliche­n Rahmen auf der großen Bühne gezeigt.

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