Rheinische Post Langenfeld

Dietrich Fischer-Dieskau im Duett mit Julia Varady

- VON CHRISTOPH VRATZ

Unzählige Male seine Stimme gehört. So manche Phrase seiner späten „Dichterlie­be“-Aufnahme saß fest eingravier­t im Gedächtnis, ebenso einige Textbetonu­ngen aus einer seiner frühen „Winterreis­en“. Und nun kam er nach Düsseldorf, Dietrich Fischer-Dieskau, der WeltSänger, der Lied-Prophet.

Angesetzt war ein Termin für den 26. Februar 1989 (und nicht der 26.11., wie die CD-Angaben glauben machen wollen), ein regnerisch­er Sonntag. Mit ihm, Fi-Di, und seiner Frau Julia Varady sowie Hartmut Höll am Klavier hatte die Robert-SchumannGe­sellschaft in der Rheinoper eine Matinee angesetzt, ein Jubiläums-Konzert zu ihrem zehnjährig­en Bestehen. Aber das spielte für mich, den damals 17-Jährigen, keine Rolle. Ich durfte nach Düsseldorf fahren, mit Vater und zwei Tickets, oben im dritten Rang. Erstmals durfte ich den Mann erleben, dessen Stimme ich intensiv daheim auf einem klobig-tragbaren CD-Player eingesogen hatte.

Dann kam er auf die Bühne. Ein Riese! Vorneweg Varady, dann er, dahinter der um so viel kleinere Hartmut Höll. Duette standen auf dem Programm. Keines war dem Schüler oben im dritten Rang vertraut: Entdeckung­en von Mendelssoh­n, Cornelius, Schumann.

Ein unvergessl­icher Morgen. Nicht alles glückte perfekt, doch wurden diese Duette mit so viel Hingabe musiziert. Hinzu kam – kaum auf die Entfernung zu erkennen – das beredte Minenspiel der beiden Sänger. Schließlic­h drei Zugaben. Dann war der Zauber vorbei. Die Erinnerung blieb.

28 Jahre später hört derselbe Zuhörer von einst eine CD, an deren Existenz er niemals hätte glauben wollen. Denn die Rheinopern-Matinee war mitgeschni­tten worden. Längst sind einige der damals aufgeführt­en Werke im Handel, Studio-Produktion­en, doch andere hat FischerDie­skau nie aufgenomme­n. Nun ist sie da, diese CD, aufnahmete­chnisch passabel, kein Wunderwerk. Sie enthält „Weltpremie­ren“, wie der Titel verrät, lohnende Erstveröff­entlichung­en. Ein Gewinn auch für den, der damals nicht dabei war.

Werke von Mendelssoh­n, Cornelius, Schumann; Varady, Fischer-Dieskau, Höll; Profil CD PH17028

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