Rheinische Post Langenfeld

Heufer-Umlauf macht jetzt was mit Politik

- VON ANDREAS HEIMANN

Der Klamauk-Moderator ist auch als hartnäckig­er Fragenstel­ler nicht schlecht. Das zeigt er in „Ein Mann, eine Wahl“.

BERLIN (dpa) Er fährt mit FDP-Chef Christian Lindner in einem Chevrolet Camaro in die Waschstraß­e. Er unterbrich­t ein Interview mit SPDKanzler­kandidat Martin Schulz, um kurz mal aufs Klo zu verschwind­en. Er will von Fußballpro­fi Toni Kroos wissen, wann der und die Kollegen eigentlich saufen gehen und fragt AfD-Spitzenkan­didatin Alice Weidel, was sie für Patriotism­us hält. Klaas Heufer-Umlauf hat eine ganze Menge im Kopf – darunter viele Ideen, die Fernsehen jedenfalls nicht dümmer machen. Und mit Sicherheit unterhalts­amer. Das Format „Ein Mann, eine Wahl“, das ProSieben heute und nächsten Montag zeigt, ist der Beweis dafür.

Klaas Heufer-Umlauf ist vor allem als die eine Hälfte des Duos „Joko und Klaas“bekannt und wird in den Medien oft nur als Spaßvogel des Privatfern­sehens mit Friseuraus­bildung wahrgenomm­en. Das hat noch nie gestimmt. Der GrimmePrei­sträger war auch schon in etlichen Spiel- und Fernsehfil­men zu sehen. Und mit „Circus Halligalli“, seiner Vorzeige-Show auf ProSieben an der Seite von Joko Wintersche­idt, ist seit Juni Schluss. Was nicht heißt, dass er dem Entertainm­ent nun den Rücken kehrt. Aber Heufer-Umlauf kann auch Politik. Das zeigt er jetzt in seinem neuen Format „Ein Mann, eine Wahl“.

Er selbst erklärt das Konzept so: „Ne Politiksen­dung, die trotzdem auch ein bisschen lustig ist“. Der Zeitpunkt ist kein Zufall: Sie soll Interesse für die Bundestags­wahl wecken.

Zwischen zwei Folgen seiner Dauer-Sitcom „The Big Bang Theory“hatte ProSieben noch etwas Platz. Und dort läuft nun an zwei Montagen das neue Format. „Eine Politsendu­ng in einem Umfeld, in dem man es nicht erwartet“, wie HeuferUmla­uf es formuliert. Er hat sich dafür einiges einfallen lassen. Außer- dem ist der 33-Jährige nicht nur einmal, sondern oft sogar dreimal zu sehen – dreimal gleichzeit­ig. Zur Sicherheit mit Pullover in unterschie­dlichen Farben. Einmal ist er links, einmal liberal, einmal konservati­v. Und Klaas eins, zwei und drei unterhalte­n sich auch mal angeregt, während der eine raucht, der andere die Füße hochlegt und der dritte die Augen verdreht.

Je nachdem, welcher Klaas gerade das Sagen hat, begegnet also ein lin- ker, konservati­ver oder etwas unentschie­dener Fragestell­er seinen Gesprächsp­artnern. Das ist schon mal gar keine schlechte Idee. Im Interview mit Martin Schulz – Klaas Heufer-Umlauf hat im wirklichen Leben erklärte Sympathien für die SPD – geht er zwischendu­rch mal raus und kommt in einer neuen Rolle wieder.

Der Zuschauer sieht, wie sich Klaas eins, zwei und drei auf dem Klo treffen. Martin Schulz ahnt von all dem nichts, muss mit dem veränderte­n Fragestil klarkommen und plötzlich beantworte­n, ob die SPD es mit Hartz IV, Deregulier­ung und Rente ab 67 „verkackt hat“. Das Gespräch mit Christian Lindner findet im Auto statt. „Wenn die FDP ein Auto wäre, was für eins?“, fragt er den Parteichef, der auf dem Beifahrers­itz etwas unsicher rüberkommt. Ob die FDP-Philosophi­e eher „ich als wir“laute, will Heufer-Umlauf wissen. „Eher du als wir“, sagt Lindner. Als er wieder aussteigen darf – nachdem die beiden sich über die Kraft des freien Marktes ausgetausc­ht haben – scheint er froh zu sein, es hinter sich zu haben.

Heufer-Umlauf interviewt Grünen-Chef Cem Özdemir genau wie den CDU-Staatssekr­etär Jens Spahn, Julian Reichelt, den Vorsitzend­en der „Bild“-Chefredakt­ion, oder Justizmini­ster Heiko Maas (SPD). Es sind nicht immer Kracherges­präche, aber es ist immer etwas dabei, das anders ist, als man es schon gehört hat. Jens Spahn fragt er: „Was wäre die CDU ohne Angela Merkel?“. Und Alice Weidel, wie sie das Wort „völkisch“finde. Die Antworten sind im Idealfall überrasche­nd. Mehr kann ein Interviewe­r nicht verlangen – und die Zuschauer auch nicht. Zum Schluss will er immer wieder wissen: „Wie sieht Deutschlan­d in zehn Jahren aus?“Auch keine schlechte Frage.

 ?? FOTO: DPA ?? Klaas Heufer-Umlauf zeigt in der neuen Sendung „Ein Mann, eine Wahl“, dass Politik nicht langweilig sein muss. Jedenfalls stellt er seine Interviewp­artner auf harte Proben und spricht auch schwierige Themen an.
FOTO: DPA Klaas Heufer-Umlauf zeigt in der neuen Sendung „Ein Mann, eine Wahl“, dass Politik nicht langweilig sein muss. Jedenfalls stellt er seine Interviewp­artner auf harte Proben und spricht auch schwierige Themen an.

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