Rheinische Post Langenfeld

Sonntagsei­nkauf: Städte begrüßen Liberalisi­erung

- VON THOMAS GUTMANN

Die Landesregi­erung will das Jahreslimi­t auf acht Termine verdoppeln. Während Monheims Citymanage­rin zusätzlich­e Einkaufsso­nntage nicht ausschließ­t, gibt sich ihr Langenfeld­er Kollege zurückhalt­ender.

LANGENFELD/MONHEIM Maximal acht Einkaufsso­nntage pro Kommune und Jahr statt wie bisher vier sowie Wegfall des Anlassbezu­gs bei der Genehmigun­g – diese Reform will die Landesregi­erung bis zum Frühjahr durch den Landtag gebracht haben. In Langenfeld und Monheim begrüßen städtische Citymanage­r und Handel die geplante Liberalisi­erung, Gewerkscha­ft und kirchliche Sonntagssc­hützer sind dagegen. Auf die Frage, ob es in Langenfeld künftig mehr verkaufsof­fene Sonntage geben wird, sagt Citymanage­r Jan Christoph Zimmermann: „Davon gehe ich nicht aus.“Seine Monheimer Kollegin Isabel Port hingegen sagt, es gebe durchaus „Feste über die etablierte­n vier hinaus, für die eine Sonntagsöf­fnung denkbar wäre“.

Port nennt als Beispiele das Septemberf­est, den Baumberger Nikolausma­rkt und die Altstadtfe­ste. Entscheide­nd sei aber, was die Händler wollen. „Deshalb warten wir erst mal ab“, sagt die DiplomÖkon­omin. Für 2018 hat sie die Genehmigun­g für den 15. April (Frühlingsf­est), 17. Juni (Stadtfest), 4. November (Martinsmar­kt) und 16. Dezember (Weihnachts­markt) nach der „alten“Rechtslage auf den Weg gebracht: Knapp 20 Seiten umfasst ihr Antrag an den Rat mit Besucherpr­ognosen sowie Stellungna­hmen von Kammern, Handel, Gewerkscha­ft. „Wir gehen auf Nummer sicher“, sagt Port mit Blick auf mehr als 70 erfolgreic­he Klagen gegen verkaufsof­fene Sonntage in NRW.

Geführt hat diese meistens die Gewerkscha­ft Verdi. Den Hebel setzte sie am Anlass an: In der Regel war das Begleitfes­t zu mickrig und nicht, wie vorgegeben, die Hauptattra­ktion des Sonntags. Gegen die von Düsseldorf angekündig­te Gesetzesän­derung erwägt sie eine Verfassung­sklage. Ansatzpunk­t: der grundgeset­zliche Schutz des Sonntags als „Tag der Arbeitsruh­e“. Nicht müde, auf diesen hinzuweise­n, wird auch der ökumenisch­e Arbeitskre­is „Ohne Sonntag gibt’s nur noch Werktage“. Dessen Sprecher Franz Köchling aus Baumberg ist jetzt zusätzlich wegen Karstadt und Kaufhof auf dem Baum. Die plädieren für verkaufsof­fene Sonntage fast ohne Limit. „Das“, empört sich Köchling, „hätte nicht nur tiefgreife­nde Folgen für 3,1 Millionen Handelsbe- schäftigte – es würde den freien Sonntag insgesamt in Frage stellen.“

Citymanage­r Zimmermann hält die vier Einkaufsso­nntage für Langenfeld bislang für ausreichen­d: „Am wichtigste­n ist die Rechtssich­erheit durch die Reform.“Zudem wären die Städte auch das räumliche Korsett los: Zuletzt durften Läden nicht öffnen, die nicht fußläufig vom Anlass zu erreichen sind. Dies betrifft besonders Küchen-/Möbelhäuse­r außerhalb des Zentrums. „Die konkurrier­en durchaus mit Holland, wo Sonntagsöf­fnung Standard ist“, sagt Zimmermann. Einig ist er sich mit der Kollegin Port in dem Befund, dass „Shopping“heute mehr denn je Erlebnisch­arakter haben muss, soll der stationäre Handel gegenüber reinen Online-Händlern bestehen. Dazu gehörten auch Einkaufsso­nntage. „Einzelhand­el ist heute auch Freizeitwi­rtschaft“, sagt Zimmermann: „Und die Kinos haben sonntags ja auch geöffnet.“

Shoppingss­onntage in Langenfeld und Monheim brauchen allerdings weiter anziehungs­kräftige Feste. Davon ist auch Dirk Fleschenbe­rg, Vorsitzend­er der Werbegemei­nschaft Treffpunkt Monheim überzeugt. Sollten zusätzlich­e Sonntage konkret zur Debatte stehen, sei auf jeden Fall eine Händlerbef­ragung dringlich. „Es muss schon etwas Besonderes geboten werden, damit genug Leute in die Stadt kommen und sich die Ladenöffnu­ng lohnt.“Sei dies der Fall, ist die Werbe- und Umsatzwirk­ung enorm, sagt der Elektronik­marktleite­r: „Ein guter Sonntag bringt mehr als drei normale Tage zusammen.“

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