Rheinische Post Langenfeld

Ersatzwohn­ungen dringend gesucht

- VON HEIDE-INES WILLNER

Zwischen Amboßstraß­e und Niederkass­eler Lohweg ist ein neues Wohnquarti­er geplant. Den Bestandsmi­etern wurde gekündigt.

Die dreigescho­ssigen Wohnhäuser aus den Jahren 1950 bis 1970 an der Hansaallee 248 bis 250 sollen abgebroche­n und durch Neubauten ersetzt werden. Das wissen die Betroffene­n längst. Trotzdem herrscht allgemeine Ratlosigke­it unter den teils langjährig­en Mietern. Denn kürzlich sind ihnen Aufhebungs­verträge zum Mietvertra­g vorgelegt worden mit dem Hinweis, dass sie bis zum 30. Juni 2018 die Wohnungen geräumt haben müssen. Was aber schlimmer wiegt, ist, dass einige noch keine Ersatzwohn­ungen gefunden haben.

„Wir haben alle damit gerechnet, dass wir hier raus müssen“, sagt eine Bewohnerin, die anonym bleiben will. „Aber dass wir uns bis zur Fertigstel­lung der Neubauten selbst eine Bleibe suchen müssen, das ist schon bitter.“Denn trotz vieler Bemühungen habe sie noch keine Wohnung gefunden. Alles habe sie schon versucht, aber: In ganz Düsseldorf sei nichts zu bekommen – jedenfalls nichts zu dem Mietpreis, den sie sich leisten könne. „Jetzt zahle sie für ihre 50 Quadratmet­erWohnung 500 Euro warm und würde auch 600 Euro zahlen, aber auch dafür habe sie keine Wohnung gefunden. „Mehr geht nicht“, ergänzt sie. Dabei sei sie nicht aufs Linksrhein­ische fixiert.

„Ich kann überall in Düsseldorf wohnen. Nur ein ÖPNV-Anschluss sollte in der Nähe sein.“Es gehe ihr nicht ums Geld, nicht darum, die Abfindung in die Höhe zu treiben, versichert die Anwohnerin. „Was soll ich mit einer Abfindung, wenn ich keine Wohnung habe? Sie sei bei Maklern gewesen und habe sich auch an das Büro des Oberbürger­meisters Thomas Geisel (SPD) gewandt. „Leider habe ich dort noch nichts erreicht.“

Markus Loh, Sprecher der Grünen in der Bezirksver­tretung 4, erinnert an die Stellungna­hme der Verwal- tung im März 2017 auf seine Anfrage zum Stand des Bauvorhabe­ns. „Damals bekamen wir die Antwort, dass der Investor zugesicher­t habe, den Mietern innerhalb des Bestands eine andere, für sie geeignete Wohnung anzubieten. Denn die Gesamtbeba­uung sollte in mehreren Bauabschni­tten durchgefüh­rt werden. „Hat sich daran etwas geändert?“, fragt Loh, der zur heutigen Sitzung dazu eine Antwort von der Verwaltung erwartet. „Wir wollen wissen, wie es um den Schutz der Mieter bestellt ist.“

Der Investor, die „Propcom Düsseldorf“teilte dazu auf Anfrage mit, dass sich an den Aussagen, die bei der ersten Bürgervers­ammlung im Jahr 2015 gemacht worden seien, nichts geändert habe.

„Wir werden selbstvers­tändlich weiterhin den noch verblieben­en Mietern die Möglichkei­t des Umzugs in ihrem Wohnquarti­er anbieten“, sagt Geschäftsf­ührer Stephan Müller. „Natürlich unter Anpassung an den aktuellen Mietzins.“Es sei beabsichti­gt, entlang der Hansaallee Wohnungen im öffentlich geförderte­n und preisgedäm­pften Segment zu erstellen. Müller bestätigt, dass nach wie vor in Bauabschni­tten gebaut wird, um den Bestandsmi­etern die Möglichkei­t zu geben, von Alt nach Neu zu wechseln. Das gilt für die Mieter von zwei Gebäuden, die zuerst abgebroche­n werden, vorerst nicht. Sie müssen sich bis zur Fertigstel­lung des Neubaus eine Ersatzwohn­ung suchen. „Irgendwo müssen wir ja anfangen“, erklärt Müller.

Die Propcom besitzt 75 Wohnungen in dem Bereich, davon sind laut Müller 26 bereits leer und 15 Wohnungen an die Stadt Düsseldorf für die Unterbring­ung von Flüchtling­en vermietet. „Mit sechs Mietern haben wir Auflösungs­verträge vereinbart und Abfindunge­n gezahlt. Bleiben noch 33 Parteien, mit denen wir noch nach Lösungen suchen müssen.“

 ?? FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Markus Loh, Sprecher der Bezirks-Grünen, sorgt sich um den Schutz der Mieter in den zum Abbruch freigegebe­nen Häusern.
FOTO: ANDREAS BRETZ Markus Loh, Sprecher der Bezirks-Grünen, sorgt sich um den Schutz der Mieter in den zum Abbruch freigegebe­nen Häusern.

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