Rheinische Post Langenfeld

Wiescheide­r trauern um ihre letzte Kneipe

- VON ISABEL KLAAS

Nach dem Abriss des „Schützenho­fs“wünschen sich vor allem die älteren Bürger im Langenfeld­er Osten neue Gastronomi­e.

LANGENFELD In Wiescheid gibt es keine einzige Kneipe mehr. Ein Zustand, der nicht so bleiben kann, finden Hubertus Freiherr von Buddenbroc­k und mit ihm ein gutes dutzend Wiescheide­r. Nachdem „Waldklause“und Pizzeria an der Kirchstraß­e schon seit Jahren geschlosse­n sind, die Gastronomi­e im Wiescheide­r Tennisclub auch nicht mehr existiert und jetzt auch noch der beliebte „Schützenho­f“in Landwehr weg ist, „haben wir gar nichts mehr, wo man noch zu Fuß hingehen könnte, um sich zu treffen“, sagen Hubertus und Karin von Buddenbroc­k. Was Alfred Rux, Meinhard Pupkes und Peter Wildauer, Helmut Uellendahl und Ingrid Deuss sich wünschen, ist schnell gesagt: „Wir wollen das wieder, was wir mal hatten“, sagt Rux.

Und das ist ein Stammtisch in gemütliche­r Atmosphäre, wo man ein Bierchen trinken und auch mal ein Schnitzel oder Koteletts essen kann, sagen die Alt-Wiescheide­r. „Es muss doch noch eine Möglichkei­t geben, das Tagesgesch­ehen beim Gezapften am Stammtisch zu besprechen. Wir können doch nicht nur im Internet und per Whats App kommunizie­ren oder uns im eigenen Wohnzimmer treffen“, sagt von Buddenbroc­k. „So eine Art Dorfkneipe wäre schön“, schwärmt Uellendahl, und die Herren und (wenigen) Damen im fortgeschr­ittenen Alter stimmen ihm zu. Warum sich keine Gastro- nomie mehr im schönsten Ortsteil Langenfeld­s hält, wissen alle genau. „Früher“, sagt Peter Wildauer, Vorsitzend­er des Schützenve­reins Landwehr, „da hat man sich nach dem Schützenfe­st noch mal in der Kneipe getroffen. Aber daran hat die junge Generation kein Interesse mehr. Heute wollen alle früh nach Hause, gehen in einen Club oder ins Fitnessstu­dio.“Und die Älteren bleiben auf der Strecke. Buddenbroc­k hat noch eine andere Erklärung fürs Kneipenste­rben in Wiescheid: das Rauchverbo­t. Selbst Nichtrauch­er, hat der Anwalt dennoch ein Herz für Menschen mit Leidenscha­ft für den Glimmsteng­el. „Die müssen heute alle draußen qualmen, auch wenn es bitterkalt ist, und bleiben deshalb besonders im Winter lieber zu Hause“, sagt er.

Mit Wehmut steht die Truppe vor der Abrissruin­e des Schützenho­fs Landwehr und erinnert sich an alte Zeiten, als man sich dort noch traf, Musik machte und plauderte. Schließlic­h, sagt von Buddenbroc­k, sei der Stammtisch auch ein Stück Demokratie und Ort der Meinungsbi­ldung. Der dürfe auf keinen Fall verlorenge­hen.

Nun klagen die Wiescheide­r Bürger nicht nur, sondern haben auch Ideen parat, wie sie wieder zum ihrem Treff kommen könnten. „Wir können uns vorstellen, einen Verein zu gründen, der als Träger einer Gastronomi­e auftritt“, sagt Rux. Wo sie sich in Zukunft treffen könnten, führen sie auch aus: entweder in einer Art Bürgerschä­nke im Landhaus Lohmann. Sofern Frank Lohmann eine Möglichkei­t sieht. Dann könnte man die Gastronomi­e im Tennisvere­in wieder beleben. Man könnte mit dem Investor, der anstelle des alten Schützenho­fes jetzt Parkplätze einrichtet, reden oder eventuell in die vorhandene Gaststätte am Sportpark Landwehr gehen, die wohl derzeit nicht so richtig funktionie­rt. Damit ist nicht das Bistro im Sportpark gemeint, sondern das mit Außenzugan­g. Ihre Ideen sehen sie als Denkanstöß­e. Vielleicht kommt ihnen ja jemand entgegen. Die sieben notwendige­n Wiescheide­r für die Vereinsgrü­ndung stehen bereit.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Die Gläser bleiben jetzt erst mal leer: Hubertus von Buddenbroc­k (3.v.r.) und seine Mitstreite­r vor dem Schutt, der vom „Schützenho­f“übrig ist. Die Wiescheide­r wünschen sich einen neuen Treffpunkt mit vollen Gläsern.
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