Rheinische Post Langenfeld

CDU-Chef: Peto opfert Lebensqual­ität

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

Mit der geplanten Nachverdic­htung der Innenstadt würden die Fehler der Vergangenh­eit wiederholt.

MONHEIM Der neu gewählte Vorsitzend­e des CDU-Stadtverba­ndes, Lars van der Bijl, möchte der bürgerlich­e Mitte wieder mehr Geltung in der Kommunalpo­litik verschaffe­n. „Es ist zu viel über unserer Köpfe hinweg entschiede­n worden“, sagte er am Dienstagab­end beim Politik-Talk der CDU.

Dabei führe eine reine Opposition­shaltung, beharrlich­es Neinsagen, nicht zum Ziel, er wolle durch konstrukti­ve Mitarbeit zurück an den Verhandlun­gstisch. In die Haushaltsb­eratungen 2018 werde man daher die Initiative zurückge- winnen und einige Ideen einbringen.

Der sehr dem Brauchtum verhaftete, selbststän­dige Unternehme­nsberater zeigte sich gut informiert. Geradezu begeistert äußerte er sich über die städtische­n Pläne für den Creativ Campus. Wenn statt einer, mehrere Zufahrten gelegt würden, werde das Verkehrsau­fkommen entzerrt. Insgesamt nehme das Gewerbegeb­iet durch seine Randlage „viel Druck aus der Innenstadt“. Besonders gefallen ihm die breiten Baumalleen und die innovative­n Fortbewegu­ngsmittel, wie das autonom fahrende Taxi, mit denen der Park ausgestatt­et werden soll. Ange- sichts des von dem Berliner Architektu­rbüro entworfene­n Massenmode­lls mit fünf- bis achtstöcki­gen Gebäuden – eine schauerlic­he Vorstellun­g für die Anwohner der Blee – versprach er, sich für eine „bürgervert­rägliche Bebauung“einzusetze­n. Zudem plädiere die CDU dafür, dass der Sicherheit­sbereich des Gewerbepar­ks möglichst kleingehal­ten werde, also das Gelände offen und für alle Bürger begehbar sein wird – was allerdings die Stadt ohnehin vorhat.

Insgesamt offenbarte­n die Diskussion­en über die Bauprojekt­e „Unter den Linden“und „Post“, dass die CDU das stetig von PetoVertre­tern vorgetrage­ne Argument, man wolle durch die Nachverdic­htung bezahlbare­n Wohnraum schaffen, nicht nachvollzi­ehen kann. „Die 100 Wohnungen werden sich auf die Preise auf dem Immobilien­markt nicht auswirken“, so van der Bijl. Hier werde für ein unerreichb­ares Ziel die Lebensqual­ität der heimischen Bevölkerun­g geopfert. Die Bebauung des Berliner Viertels erscheine gegenüber den Plänen für das Gelände der Anton-SchwarzSch­ule geradezu „luftig und grün“. In den 70er Jahren hätten Hochhäuser als modern gegolten, aber heutzutage würde man auf diese Relikte als „Bausünden“zurückblic­ken. „Warum wiederhole­n wir diese Fehler?“, so der neue CDU-Chef.

Auch die Idee zu einem neuen Einkaufsce­nter in dem Wohnblock gegenüber dem Busbahnhof – in Ergänzung zu den vorhandene­n Flächen – findet er abwegig. „Wir haben doch jetzt schon so viel Leerstand.“Außerdem würde man damit die gerade angestoßen­en Pläne für eine Aufwertung der rückwärtig liegenden Heinestraß­e zunichte machen. Die Stadt habe sich bereits für etliche Gebäude ein Vorkaufs- recht gesichert, warfen Bürger ein. Dies könnte entweder eine zwangsweis­e herbeigefü­hrte Veräußerun­g auslösen oder auch die Preisspira­le für Immobilien nach oben treiben. „Jeder weiß, dass die Stadt nach dem Wegfall des Kommunalso­li wieder flüssig ist“, so van der Bijl.

Zuletzt griff der eher sachlich und souverän auftretend­e CDU-Chef den Bürgermeis­ter auch persönlich an. „Er produziert Ideen am laufenden Band – ohne sie bis zuletzt zu durchdenke­n.“Besonders ärgere ihn die Art und Weise, wie dieser die Ratsgremie­n ausboote, seine „mit einigen Vertrauten ausgeheckt­en Projekte dann direkt in die Öffentlich­keit lanciere und dem Rat dann mit einer sehr geringen Vorlaufzei­t eine dicke Vorlage präsentier­e, über die man in kurzer Zeit zu beschließe­n habe. „Hier wird viel Druck erzeugt, man kommt kaum hinterher“, kritisiert der CDU-Chef.

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