Lieber eine saubere Pleite von Air Berlin
Beschäftigte und Passagiere von Air Berlin müssen viel ertragen: Die einen bangen um ihre Jobs, die anderen leiden unter Verspätungen, Ausfällen, Chaos. Zugleich pokern die Bieter mit allen Tricks. Hans Rudolf Wöhrl bietet 500 Millionen Euro, hat aber nur 50 Millionen. Utz Claassen fiel bisher mehr mit Krach als mit Erfolgen auf. Die Lufthansa lässt sich schamlos von der Bundesregierung unterstützen.
Nun will die Lufthansa also nicht mehr für die Langstrecke bieten, wichtiger ist ihr ohnehin die Kurzstrecke. Zum Poker passt, dass die Gläubiger tagten, aber die endgültige Entscheidung verschoben. Man will die Wahl nicht durch Jobabbau-Zahlen stören. Das Gezerre hätte man sich erspart, wenn die Regierung Air Berlin im August in die Insolvenz hätte gehen lassen statt per Staatskredit aufzufangen. (Zumal sie Handwerker auch nicht vor der Pleite bewahrt.) Dann wären die Flugrechte an den nationalen Slot-Koordinator gegangen, der sie breit verteilt hätte. Die Urlauber hätte man schon nach Hause bekommen. Beschäftigte würden sich bereits um neue Jobs kümmern. Erneut zeigt sich, was man seit LTU und Holzmann weiß: Staatshilfe rettet keine kranken Unternehmen, sondern verlängert nur das Leiden. BERICHT GROSSTEIL VON AIR BERLIN AN LUFTHANSA, TITELSEITE
ZGesellschaft in Not
ivilcourage ist das Thema der Woche. In Essen sind drei Bankkunden zu hohen Geldstrafen verurteilt worden, weil sie einem kollabierten Rentner im Automatenraum nicht geholfen haben. Ihre Gleichgültigkeit sei erschreckend gewesen, hat das Gericht gesagt, und damit hat es recht. Erschreckend ist auch die Kaltblütigkeit, mit der ein junger Mann in Düsseldorf den vermeintlich Schuldigen am Unfall seiner Freundin angegriffen und ins Krankenhaus geprügelt hat, obwohl dieser nur helfen wollte. Eine Attacke wie diese könnte leicht als Begründung dienen, das Helfen besser sein zu lassen.
Die Gleichgültigkeit in Essen und die Brutalität in Düsseldorf sind Zeichen der Verrohung unserer Gesellschaft. Denn von einer bloßen Tendenz zur Gewalt, einer Neigung zur Aggression kann keine Rede mehr sein. Wer die Hasstiraden unter den Berichten zum Essener Prozess oder dem Düsseldorfer Unfall liest, findet die Verrohung auch in der Sprache. Empathie, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft – all das scheint abhandengekommen. Unsere Gesellschaft ist in Not. Sie braucht Menschen, die helfen. BERICHT
Schaden Schwarzfahrt
Um es vorwegzuschicken: Wer schwarzfährt, schädigt die Gemeinschaft aller Fahrgäste und treibt die Fahrpreise insgesamt in die Höhe. Zudem geht Schwarzfahren mit einer höheren Kriminalität in den öffentlichen Verkehrsmitteln insgesamt einher. Es ist also dringend geboten, auch in Zukunft Schwarzfahren zu bekämpfen. Ob man dieses Delikt tatsächlich weiter als Straftat ahnden muss, ist dennoch fraglich.
Wer sich ohne gültigen Fahrschein in Bus oder Bahn setzt, erschleicht sich eine Leistung. Doch was macht eigentlich derjenige, der sein Auto auf einem bewirtschafteten Parkplatz abstellt und kein Ticket löst? Erschleicht der sich nicht auch eine Leistung? Während der Schwarzfahrer eine Straftat begeht, bleibt es bei dem Park-Schmarotzer bei einer Ordnungswidrigkeit.
Der Kampf gegen das Schwarzfahren muss früher beginnen. Hier sind die Verkehrsbetriebe in der Pflicht, mehr dafür zu tun, dass nicht jeder einfach in Bus und Bahn einsteigen kann. Auch regelmäßigere Kontrollen können das Schwarzfahren eindämmen. BERICHT NRW: SCHWARZFAHREN NICHT MEHR..., TITELSEITE