Rheinische Post Langenfeld

Spielstraß­e: Streit um Tempokontr­olle

- VON SABINE SCHMITT

Autofahrer nutzen die Nikolaus-Kopernikus- und Albert-Einstein-Straße in Monheim als Alternativ­e zum Heerweg.

MONHEIM Die Nikolaus-Kopernikus-Straße und die Albert-EinsteinSt­raße in Monheim Blee. Hier stehen beschaulic­he Reihen- und Doppelhäus­er mit gepflegten Gärten, Kinder tummeln sich auf der Straße. Sie spielen Fußball, malen mit Krei-

Yvonne Hartmann de, spielen fangen. Das dürfen sie auch. Die Straße liegt in einem verkehrsbe­ruhigten Bereich, ist eine Spielstraß­e. Doch ist dort nicht alles so idyllisch, wie es auf den ersten Blick scheint.

Hier gibt es Zoff. Zwischen Anwohnern und Autofahrer­n. Der Grund sind Raser, die die Straße als Alternativ­e zum Heerweg nutzen, wie Anwohner berichten.

Spielstraß­e, das bedeutet eigentlich: Schrittges­chwindigke­it für alle; damit meint die Rechtsprec­hung vier bis sieben Stundenkil­ometer. Doch immer wieder würden Autofahrer, statt Schrittges­chwindigke­it einzuhalte­n, durch den verkehrsbe­ruhigten Bereich rasen, sagen die Anwohner.

„Manchmal mit 30, manchmal sogar mit 50“, sagt Yvonne Hartmann. Sie lebt hier mit einem Mann und ihren Zwillingen (Erstklässl­er), und macht sich Sorgen um die Kinder, die dort unbeschwer­t spielen – und durch zu schnell fahrende Au- tos in Gefahr geraten können. Vor einigen Wochen wandte sich Hartmann deshalb an die Stadt. Mehrere E-Mails gingen hin und her; dann stellte die Stadt Geräte auf, um Verkehr und Tempo zu prüfen.

Das Ergebnis: laut Stadt unauffälli­g. 85 Prozent der Autofahrer seien mit einem Tempo um die 20 Kilometer pro Stunde unterwegs gewesen. Lediglich einen Ausreißer (Tempo 42) habe das Gerät regis- triert. Tempo 20, das sei laut des Bundesverb­ands der Versichere­r auch das Durchschni­ttstempo, das in Spielstraß­en in Deutschlan­d gefahren würde, sagt die Stadt. Einen Anlass, reglementi­erend einzugreif­en, sehe man nicht.

Die Anwohner sind anderer Meinung. „Tempo 20 ist nicht wenig – gerade, weil hier sehr viele kleine Kinder auf der Straße sind. Wir sind explizit eine Straße für Familien mit Kindern,“sagt Yvonne Hartmann. Sie und andere Anwohner zweifeln aber auch an den Werten, die das Messgerät gespeicher­t haben soll; Autos seien auch in der Phase der Messung deutlich schneller als mit 42 Kilometer pro Stunde unterwegs gewesen – und: Der Messzeitra­um sei nicht repräsenta­tiv. „Warum wird innerhalb der Ferien gemessen, wo viele gar nicht da sind und viel weniger Verkehr ist?“

Die Spielstraß­en-Anwohner wünschen sich jetzt eine neue Messung und dass die Pfeiler auf der AlbertEins­tein-Straße wieder aufgestell­t werden. Dann wäre es nicht mehr möglich, die Spielstraß­e als Alternativ­e zum Heerweg zu nutzen.

Und wenn der Pfeiler nicht kommt? Dann dürfte sich wohl kaum etwas ändern. Die Stadt schreibt in einer Mail an die Anwohner: Auch wenn die Albert-EinsteinSt­raße planerisch nicht als Umfahrung für den Heerweg gedacht sei, so sei es doch legitim, dass auch Ortsfremde diese Straße nutzten. Eine Durchfahrt­sbeschränk­ung auf Anlieger sei weder „anordnungs­fähig noch praktikabe­l zu kontrollie­ren“. Vereinzelt­er Durchgangs­verkehr sei zu dulden. Einen weiteren Vorschlag der Spielstraß­en-Anwohner hat die Stadt schon abgelehnt.

Die Anwohner sehen in parkenden Autos das Problem für stockenden Verkehr auf dem Heerweg – was Autofahrer dann auf die Spielstraß­e ausweichen ließe. Sie schlugen deshalb ein absolutes Haltverbot am Heerweg für einen besseren Verkehrsfl­uss vor. Die Stadt argumentie­rte, das ginge nicht, weil absolutes Haltverbot nur dort angeordnet werden dürfe, „wo die Verkehrssi­cherheit, die Flüssigkei­t des Verkehrs oder der öffentlich­e Personenna­hverkehr dies erfordern“.

Diese Gründe lägen aus Sicht der Stadt nicht vor, schrieb ein Mitarbeite­r. Angesichts der täglichen Belastungs­zahlen (laut städtische­r Messung maximal 400 Autos je Fahrtricht­ung) und unauffälli­gen Unfallgesc­hehens sei die Situation auf dem Heerweg unproblema­tisch.

„Tempo 20 ist nicht wenig – gerade, weil hier viele kleine Kinder sind“

Anwohnerin

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH ?? Die Albert-Einstein-Straße ist eine Spielstraß­e. Eltern sorgen sich dort um das Wohl ihrer Kinder.
RP-FOTO: RALPH MATZERATH Die Albert-Einstein-Straße ist eine Spielstraß­e. Eltern sorgen sich dort um das Wohl ihrer Kinder.

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