Rheinische Post Langenfeld

Langenfeld­s Kleinkunst ist große Comedy

- VON THOMAS GUTMANN

Im Schaustall am Winkelsweg ist das Komiker-Aufkommen im Herbst besonders hoch.

LANGENFELD Ob und wie gespalten das Land ist, das werden wir am Sonntag ab 18 Uhr wissen. 22 Stunden vor Schließung der Wahllokale eröffnet Michael Feindler sein Wahlkabare­tt im Langenfeld­er Schaustall, Winkelsweg 38. Nach dem Motto „Bevor wir Gräben zuschütten, sollten wir sie durchwande­rn“, betrachtet der Lyriker unter den Kabarettis­ten Abgründe, die sich zwischen Menschen auftun. Feindler traut dem Publikum einiges zu in Sachen Denkleistu­ng, Schmerzgre­nze und Empfindsam­keit. Die Sprache ist seine Waffe, die Gesellscha­ft der Schleifste­in, an der er sie schärft. Reime und Rhythmen sind kein Selbstzwec­k, sondern bilden den Teppich, auf dem man über alles stolpert, was darunter gekehrt wurde. Der Eintritt zur „Artgerecht­en Spaltung“am morgigen Samstag, 20 Uhr, kostet 16 und 18 Euro (VVK/AK).

Das Schaustall-Kabarett rahmt die Bundestags­wahl gleichsam ein. Denn am Samstag, 30. September, 20 Uhr, heißt es in der Langenfeld­er Kulturfabr­ik „Europa und wenn ja, wie viele“. Das Duo Onkel Fisc führt in seinem Action-Kabarett nach Brüssel. Zu Madame Merkel und Monsieur Macron als neuem Schützenkö­nigspärche­n. Aber über was für ein Reich wollen die beiden eigentlich herrschen, fragen die beiden Investigat­iv-Comedians Engels und Riedinger. Und versuchen’s zu recherchie­ren. Eintritt: 16 und 18 Euro (VVK/AK).

Den hoffentlic­h goldenen Oktober eröffnet Frank Goosen. „Was ist da los?“fragt der Ruhrpott-Bot- schafter am Mittwoch, 4. Oktober, 20 Uhr, im Schaustall. Zwar „nur“in einer Lesung, aber die ist so unterhalts­am wie Kleinkunst, mindestens. „Der Mensch kommt auf die Welt und wundert sich. Und das hört nicht auf, bis er diese Welt wieder verlässt“, findet der Bestseller­Autor („Liegen lernen“). Goosen hat neue Geschichte­n gesammelt, in denen er das Große im Kleinen sieht, und umgekehrt: „Wieso gibt es ‚vegane Hotels’? Fliegt man da aus dem WLan, wenn man ,Schnitzel’ googelt? Warum hängen Kinder Fotos ihrer Lehrer auf und holen dann die Dartpfeile aus dem Keller?“Eintritt: 16 und 18 Euro.

Am Freitag, 6. Oktober, 20 Uhr, ist endlich eine Frau an der Reihe. Annette Kruhl befasst sich mit „Männern, die auf Handys starren“. Die Komödieuse ist froh, dass sie ein Smartphone hat. Etwa um zu erfahren, wann sie ihre elektrisch­e Zahnbürste aufladen muss und welcher Mann gerade wo für ein Date verfügbar ist. Denn wer heutzutage in Bars geht, um zu flirten, macht sich lächerlich. Hier könnte die schönste Frau der Welt am Tresen stehen, sie träfe nur eins an: Männer, die auf Handys starren. Die Kruhl spießt dies nicht nur in scharfzüng­igen Texten auf, sondern auch in mitreißend­en Songs. 16 und 18 Euro (VVK/AK).

Gleich im Viererpack die Schaustall-Bühne unsicher machen die Damen am Samstag, 14. Oktober, 20 Uhr. „Frisch geföhnt und flachgeleg­t“heißt das Programm von Meike Gottschalk, Annie Heger, Vanessa Maurischat und Helena Marion Scholz. Im dritten Teil ihrer Reihe Sekt and the City bewegen sich die vier singend, tanzend, lamentiere­nd und lachend durchs vitale Damendurch­einander. Dabei dürfen bei den blonden, braunen und schwarzhaa­rigen Protagonis­tinnen Männerprob­leme, Mode-

Eintritt: sünden und missglückt­e Diäten ebenso wenig fehlen wie der neuste Klatsch und Tratsch. Stößchen. Eintritt: 16 und 18 Euro (VVK/AK).

Den Kehraus aus dem Oktober macht dann wieder – nein, keine Kürbisfrat­ze, sondern ein Mann. Johannes Flöck bietet am Montag, 30. Oktober, 20 Uhr, im Schaustall Stand-up-Comedy unter dem Titel „Wenn Happy und Birthday getrennte Wege gehen“. Flöck tut in jeder Situation und zu jedem Thema seine Meinung kund. Doch jetzt plötzlich ist der Herr scheinbar um einen halben Meter geschrumpf­t und scheint eine gute Portion seiner großen Klappe einge

büßt zu haben. Des Rätsels Lösung: Der Mann wird nächstes Jahr 50 und scheint somit ein wenig die Freud eingebüßt zu haben, dies mit einer bombastöse­n Feier zu besiegeln. Ein günstiger Umstand jedoch, dass er sich aufgrund seiner Berufswahl den Psychologe­n sparen kann und sich daher lieber allabendli­ch auf die Therapeute­ncouch seines Publikums begibt und willig ist, seine Altersprob­lemchen mit seinen Zuschauern aufzuarbei­ten.

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FOTO: VERANSTALT­ER

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