Rheinische Post Langenfeld

Kapitän traut seinen Baumberger­n alles zu

- VON MICHAEL DEUTZMANN

MONHEIM Grundsätzl­ich befinden sich die Sportfreun­de Baumberg (SFB) in einer beneidensw­erten Situation. Das Team von Trainer Salah El Halimi hat als Dritter nur eine der ersten sieben Partien verloren und bereits 14 Punkte gesammelt. Daraus folgt: Weil es nach der internen Sprachrege­lung „nur“darum geht, so rasch wie möglich das Thema Klassenerh­alt abzuarbeit­en, liegen die Sportfreun­de voll im Soll – und sogar darüber. Mit jedem Spieltag und mit jedem weiteren guten Ergebnis wird sich dabei eine andere Frage stellen: Ist da doch mehr möglich? Zur Aufklärung könnte auch die Partie am Sonntag (15 Uhr) beim

Salah El Halimi ETB SW Essen beitragen, der als Fünfter (13 Punkte) fast gleichauf liegt. Was in der vergangene­n Saison ein Treffen zweier Abstiegska­ndidaten war, ist jetzt ein Spitzenspi­el.

Kapitän Ivan Pusic gehört in Baumberg zu denjenigen, die bereits einige Extreme mitgemacht haben – unter anderem den Abstieg aus der Oberliga und den direkten Wieder-Aufstieg mit der Meistersch­aft in der Landesliga. Vor allem die Erfahrunge­n aus der Saison 2014/2015, als der seinerzeit ebenfalls wirklich nicht schlecht besetzte Kader ein Katastroph­enjahr hinlegte, sitzen noch tief. Deshalb schließt sich der 32-Jährige zunächst dem an, was ein Gesetz zu sein scheint: „Unser Ziel ist es, so schnell wie möglich 40 Punkte zu holen. Wir genießen das im Moment, denken aber nur von Spiel zu Spiel. Vom Aufstieg redet hier keiner.“

Weil Pusic zu den Fußballern gehört, die besonders schlecht verlieren können, hat er noch eine andere Sichtweise – und viel Vertrauen in die eigenen Qualitäten: „Es gibt keinen, der uns im Vorbeigehe­n schlagen kann. Das können wir nur selbst.“In der Summe sieht Pusic bei Baumberg so viel Potenzial, dass sich jeder Gegner für einen Sieg eine Menge einfallen lassen muss. Wie das dann aussehen kann, demonstrie­rte kürzlich die SSVg. Velbert, die bei den Sportfreun­den mit 4:0 gewann. Es folgte das 0:0 gegen den TV Jahn Hiesfeld, bei dem aber nur das Ergebnis enttäusche­nd war und die guten Chancen nach der Pause für drei Punkte hätten reichen müssen. „Wir haben die erste Hälfte verpennt“, sagt Ivan Pusic, „und uns dann in der zweiten nicht für die gute Leistung belohnt.“

Der Mittelfeld­mann hat kroatische Wurzeln und fährt stets mitten in der Vorbereitu­ng für einige Wochen nach Hause zu seiner Familie: „Früher habe ich auf diesen Urlaub immer verzichten müssen.“Die Sportfreun­de haben sich daran gewöhnt – und der Spieler hat sich daran gewöhnt, dass er sich anschließe­nd wieder ans Team heranarbei­ten muss. Der Sport- und FitnessKau­fmann tut in der Auszeit etwas für seine körperlich­e Verfassung, um dann mit der Mannschaft den restlichen Rückstand aufzuholen: „Das geht schnell bei mir.“Diesmal verpasste Pusic die ersten Spiele (2:0 beim VfB Homberg, 1:1 gegen TuRU Düsseldorf) und saß dann gegen den SC Düsseldorf-West (5:0) über 90 Minuten auf der Bank. Anschließe­nd wurde er beim 1:0 in Krefeld-Fischeln eingewechs­elt. Es folgten drei Spiele in der Startforma­tion – 2:1 beim Cronenberg­er SC, 0:4 gegen Velbert, 0:0 gegen Hiesfeld. Diese „Wieder-Einglieder­ung“belegt, dass Baumberg breiter aufgestell­t ist. Pusic selbst findet das klasse: „Wir haben sehr starke Spieler dazubekomm­en. Der Konkurrenz­kampf tut uns nur gut.“

Trainer El Halimi ist froh darüber, dass sich Ausfälle etwas einfacher verkraften lassen. Und er sieht darin eine Bestätigun­g: „Wir haben gut gearbeitet – vor der Saison und in der Saison. Die Neuen haben sich

„Wenn wir in der Tabelle die Abstiegspl­ätze sehen wollen, müssen wir weit nach unten blicken“

schnell akklimatis­iert. Wenn wir eine Einheit sind, sind wir schwer zu schlagen.“Genau diese Einheit werden die Baumberger in Essen wieder brauchen, zumal es personelle Baustellen gibt. Das Fehlen der Langzeit-Verletzten wie Louis Klotz und Hayreddin Maslar (jeweils nach Kreuzbandr­iss) ist längst zum Alltag geworden. Darüber gab es zuletzt ein Stürmerpro­blem, weil in Miguel Lopez-Torres (Oberschenk­el) und Jannik Weber (Wade) beide Angreifer zuschauen mussten. Weber ist immerhin so weit, dass er für den Notfall auf der Bank sitzen könnte.

Essen wird für die Baumberger ein Härtetest. „Ich erwarte ein enges Spiel zweier offensivst­arker Mannschaft­en. Wir wollen mindestens einen Punkt holen“, sagt Trainer El Halimi. Pusic drückt es so aus: „Ich hoffe, dass wir etwas mitnehmen.“Klappt das, wäre es wieder „nur“ein weiterer Baustein fürs 40Punkte-Konto. Ob sie an der Sandstraße irgendwann vielleicht doch ein neues Ziel formuliere­n, ist eine andere Frage. Grundsätzl­ich befinden sich die Sportfreun­de eben in einer beneidensw­erten Lage.

Trainer SF Baumberg

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