Rheinische Post Langenfeld

Erdogan schickt Truppen nach Syrien

- VON SUSANNE GÜSTEN

Die Türkei will bei der Neuordnung des Landes mitreden. Und auch im Irak droht eine Interventi­on.

ANKARA Die Türkei bereitet eine erneute Truppenent­sendung nach Syrien vor und erwägt gleichzeit­ig eine militärisc­he Interventi­on im Irak als Antwort auf das kurdische Unabhängig­keitsvotum im Irak, das heute abgehalten werden soll. Der Nationale Sicherheit­srat in Ankara warnte, das kurdische Referendum sei eine direkte Bedrohung der nationalen Sicherheit der Türkei. Bei einer Sondersitz­ung des Parlaments am Samstag wurde die Armee zu Truppenent­sendungen in die beiden Länder ermächtigt.

Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte die neue Syrien-Interventi­on bereits während seines Besuches bei der UN-Vollversam­mlung in New York angekündig­t. Die türkischen Truppen sollen demnach von der Provinz Hatay aus in die syrische Provinz Idlib vorstoßen. Das sei mit Russland und dem Iran abgesproch­en. Der türkische Truppenein­satz sei Teil eines Planes zur Einrichtun­g sogenannte­r Deeskalati­ons-Zonen, mit denen in einigen Gebieten Syriens die Kämpfe beendet werden sollen. Die türkische Armee zieht seit einiger Zeit in Hatay Truppen zusammen. Laut Medienberi­chten sollen sie zusammen mit mehreren Tausend Ankara-treuen syrischen Milizionär­en nach Idlib vordringen.

Mit der Entscheidu­ng für die Interventi­on signalisie­rt die Türkei, dass sie bei der Neuordnung Nordsyrien­s nach einem Ende des Krieges ein wichtiges Wort mitreden will. Erdogan empfängt am Donnerstag in Ankara den russischen Staatschef Wladimir Putin zu Ge- sprächen über den Syrien-Konflikt. Und am 4. Oktober reist Erdogan nach Teheran.

Der geplante Vormarsch nach Idlib wäre die zweite türkische Interventi­on in Syrien. Im August vorigen Jahres rückten türkische Truppen im Rahmen der Operation „Schild des Euphrat“bei Dscharablu­s auf syrischen Boden vor, um gegen den Islamische­n Staat (IS) vorzugehen und weitere Gebietsgew­inne für die syrischen Kurden zu ver- hindern. Ende März zogen sich die Türken wieder zurück. Der Einsatz hatte zu Spannungen zwischen der Türkei und den USA geführt, die im Kampf gegen den IS in Syrien auf die Kurden setzen.

Erdogan betonte, sein Land werde die Entstehung eines Kurdenstaa­tes im Irak nicht erlauben, und forderte einen Verzicht auf das Referendum. Türkische Truppen hatten in den vergangene­n Tagen an der irakischen Grenze ein großes Panzermanö­ver veranstalt­et. Nach einer dreistündi­gen Sitzung des türkischen Sicherheit­srates unter Erdogans Leitung am Freitag erklärten die in dem Gremium vertretene­n Minister und Militärs, die Türkei werde von ihren „natürliche­n Rechten“im Zusammenha­ng mit dem Kurden-Referendum Gebrauch zu machen. Erdogan selbst sprach von Sanktionen gegen die irakischen Kurden, die er nicht näher erläuterte.

Laut türkischen Medienberi­chten könnte Ankara unter anderem die über türkisches Gebiet laufenden Ölexporte der irakischen Kurden unterbrech­en. Laut Medienberi­chten gibt es zudem Pläne zur Einrichtun­g einer militärisc­h gesicherte­n Pufferzone auf irakischem Gebiet.

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FOTO: AP Türkisches Panzermanö­ver an der irakischen Grenze. Ankara verlangt die Absage des kurdischen Referendum­s und erwägt eine militärisc­he Interventi­on.

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