Michaela Noll (CDU) gewinnt Wahlkreis
Die Bundestagsabgeordnete gibt mit 44,6 Prozent der Stimmen Jens Niklaus (SPD; 25,7 Prozent) klar das Nachsehen.
LANGENFELD/MONHEIM/METTMANN So leise war es in der Kantine des Mettmanner Kreishauses schon lange nicht mehr. Als um kurz nach 18 Uhr die Prognose zur Bundestagswahl veröffentlich wird, konnte man fast eine Stecknadel zu Boden fallen hören. Grund für viele betretene Mienen unter Politikern, Gästen und Mitarbeitern der Kreisverwaltung: Das in dieser Höhe nicht erwartete Ergebnis der AfD bei der Bundestagswahl.
Wirklich strahlende Gesichter waren im Kreishaus nicht zu sehen, so richtig schien das Wahlergebnis niemanden zu erfreuen. Michaela Noll (CDU) zieht zwar souverän wieder in den Bundestag ein, zugleich hat ihre Partei aber das schlechteste Wahlergebnis seit 1949 zu verkraften. „Wir sind trotzdem stärkste Kraft, aber die Botschaft ist bei uns angekommen“, sagte Noll. Wenn die Wähler sich für die AfD entschieden hätten, müsse man sich mit dieser Partei auch auseinandersetzen. Bei der Regierungsbildung hofft Noll auf die Jamaika-Koalition mit FDP und Grünen. Noll vertritt seit 2002 den Wahlkreis Mettmann-Süd im Bundestag, seit 2005 als direkt gewählte Wahlkreiskandidatin.
„Wir freuen uns über zwei gewonnene Direktwahlkreise im Kreis Mettmann“, meinte der CDU-Kreisvorsitzende Jan Heinisch mit Blick auf Noll und Peter Beyers (CDU) Wahlerfolg im nördlichen Kreisgebiet. „Auch wenn wir in Berlin mit Abstand stärkste Partei geblieben sind, müssen wir den deutlichen Stimmenverlust für die CDU wie auch das zweistellige Ergebnis der AfD sehr ernst nehmen.“
Nolls Widersacher im Wahlkreis 104, Jens Niklaus (SPD), braucht vor dem Fernseher in der Hildener SPDGeschäftsstelle einige Zeit für seine Stellungnahme. Dann die niedergeschlagene Reaktion. „Das Ergebnis ist alles andere als befriedigend“, sagt er in einer kurzen Ansprache. Und der Einzug der AfD in den Bundestag sei eine „historische Zäsur“.
Er habe durchaus erwartet, dass die SPD das Ergebnis von 2013 erreicht. Das waren damals 25,7 Prozent. Jetzt aber gibt es das schlech- teste Wahlergebnis für die Sozialdemokraten seit Anbeginn der Bundesrepublik – und es ist kaum auszumachen, was den Anwesenden mehr weh tut: Das eigene Ergebnis oder der Umstand, dass die AfD einen zweistelligen Wert erzielt hat. „Erschreckend“, kommentiert Niklaus.
Ähnlich äußert sich zur gleichen Zeit bei der Ergebnispräsentation im Langenfelder Rathaus die SPDStadtvorsitzende Heike Lützenkirchen. „Ich war schon vor vier Jahren dagegen, eine Große Koalition mit der CDU einzugehen. Beide Parteien haben verloren.“Als bei der Fernsehübertragung im Bürgersaal die Parteispitze verkündet, für eine neuerliche Groko nicht mehr zur Verfügung zu stehen, nickt Lützenkirchen zustimmend. „Die Rolle als stärkste Oppositionspartei ist jetzt die richtige.“FDP-Ratsherr Frank Noack wundert sich im Bürgersaal über diese klare Groko-Absage der SPD. Er freue sich indes über das gute Abschneiden seiner Partei und darüber, „dass wir in Langenfeld die drittmeisten Stimmen geholt ha- ben“. Noack bedauert wie GrünenRatsfrau Beate Barabasch und Thomas Skandalis vom Langenfelder Integrationsrat („Ich durfte nach meiner Einbürgerung vor drei Jahren erstmals wählen und bin geschockt“) die hohe Stimmenzahl der AfD.
Bürgermeister Frank Schneider (CDU) verzieht bei den ersten Hochrechnungen das Gesicht: „Das ist eine klare Niederlage für die CDU. Ich hoffe, dass meine Partei daraus lernt.“Bei denn Themen Innere Sicherheit, Altersarmut oder etwa auch beim Abgasskandal der Autoindustrie habe die CDU ein schlechtes Bild abgegeben, so Schneider. Eine Jamaika-Koalition könne er sich kaum vorstellen.
„Eine historische Niederlage für die SPD. Nun ist ein Neuanfang nötig“, sagte die SPD-Kreisvorsitzende Kerstin Griese. Landrat Thomas Hendele (CDU) war mit dem Abschneiden der CDU nicht zufrieden. „Ich habe bei Besuchen an Wahlkampfständen gemerkt, dass das Thema Integration eine große Rolle spielt.“Das müsse man anpacken.