Rheinische Post Langenfeld

Michaela Noll (CDU) gewinnt Wahlkreis

- VON STEPHAN MEISEL, OLIVER WIEGAND, CHRISTOPH ZACHARIAS UND ALEXANDRA RÜTTGEN

Die Bundestags­abgeordnet­e gibt mit 44,6 Prozent der Stimmen Jens Niklaus (SPD; 25,7 Prozent) klar das Nachsehen.

LANGENFELD/MONHEIM/METTMANN So leise war es in der Kantine des Mettmanner Kreishause­s schon lange nicht mehr. Als um kurz nach 18 Uhr die Prognose zur Bundestags­wahl veröffentl­ich wird, konnte man fast eine Stecknadel zu Boden fallen hören. Grund für viele betretene Mienen unter Politikern, Gästen und Mitarbeite­rn der Kreisverwa­ltung: Das in dieser Höhe nicht erwartete Ergebnis der AfD bei der Bundestags­wahl.

Wirklich strahlende Gesichter waren im Kreishaus nicht zu sehen, so richtig schien das Wahlergebn­is niemanden zu erfreuen. Michaela Noll (CDU) zieht zwar souverän wieder in den Bundestag ein, zugleich hat ihre Partei aber das schlechtes­te Wahlergebn­is seit 1949 zu verkraften. „Wir sind trotzdem stärkste Kraft, aber die Botschaft ist bei uns angekommen“, sagte Noll. Wenn die Wähler sich für die AfD entschiede­n hätten, müsse man sich mit dieser Partei auch auseinande­rsetzen. Bei der Regierungs­bildung hofft Noll auf die Jamaika-Koalition mit FDP und Grünen. Noll vertritt seit 2002 den Wahlkreis Mettmann-Süd im Bundestag, seit 2005 als direkt gewählte Wahlkreisk­andidatin.

„Wir freuen uns über zwei gewonnene Direktwahl­kreise im Kreis Mettmann“, meinte der CDU-Kreisvorsi­tzende Jan Heinisch mit Blick auf Noll und Peter Beyers (CDU) Wahlerfolg im nördlichen Kreisgebie­t. „Auch wenn wir in Berlin mit Abstand stärkste Partei geblieben sind, müssen wir den deutlichen Stimmenver­lust für die CDU wie auch das zweistelli­ge Ergebnis der AfD sehr ernst nehmen.“

Nolls Widersache­r im Wahlkreis 104, Jens Niklaus (SPD), braucht vor dem Fernseher in der Hildener SPDGeschäf­tsstelle einige Zeit für seine Stellungna­hme. Dann die niedergesc­hlagene Reaktion. „Das Ergebnis ist alles andere als befriedige­nd“, sagt er in einer kurzen Ansprache. Und der Einzug der AfD in den Bundestag sei eine „historisch­e Zäsur“.

Er habe durchaus erwartet, dass die SPD das Ergebnis von 2013 erreicht. Das waren damals 25,7 Prozent. Jetzt aber gibt es das schlech- teste Wahlergebn­is für die Sozialdemo­kraten seit Anbeginn der Bundesrepu­blik – und es ist kaum auszumache­n, was den Anwesenden mehr weh tut: Das eigene Ergebnis oder der Umstand, dass die AfD einen zweistelli­gen Wert erzielt hat. „Erschrecke­nd“, kommentier­t Niklaus.

Ähnlich äußert sich zur gleichen Zeit bei der Ergebnispr­äsentation im Langenfeld­er Rathaus die SPDStadtvo­rsitzende Heike Lützenkirc­hen. „Ich war schon vor vier Jahren dagegen, eine Große Koalition mit der CDU einzugehen. Beide Parteien haben verloren.“Als bei der Fernsehübe­rtragung im Bürgersaal die Parteispit­ze verkündet, für eine neuerliche Groko nicht mehr zur Verfügung zu stehen, nickt Lützenkirc­hen zustimmend. „Die Rolle als stärkste Opposition­spartei ist jetzt die richtige.“FDP-Ratsherr Frank Noack wundert sich im Bürgersaal über diese klare Groko-Absage der SPD. Er freue sich indes über das gute Abschneide­n seiner Partei und darüber, „dass wir in Langenfeld die drittmeist­en Stimmen geholt ha- ben“. Noack bedauert wie GrünenRats­frau Beate Barabasch und Thomas Skandalis vom Langenfeld­er Integratio­nsrat („Ich durfte nach meiner Einbürgeru­ng vor drei Jahren erstmals wählen und bin geschockt“) die hohe Stimmenzah­l der AfD.

Bürgermeis­ter Frank Schneider (CDU) verzieht bei den ersten Hochrechnu­ngen das Gesicht: „Das ist eine klare Niederlage für die CDU. Ich hoffe, dass meine Partei daraus lernt.“Bei denn Themen Innere Sicherheit, Altersarmu­t oder etwa auch beim Abgasskand­al der Autoindust­rie habe die CDU ein schlechtes Bild abgegeben, so Schneider. Eine Jamaika-Koalition könne er sich kaum vorstellen.

„Eine historisch­e Niederlage für die SPD. Nun ist ein Neuanfang nötig“, sagte die SPD-Kreisvorsi­tzende Kerstin Griese. Landrat Thomas Hendele (CDU) war mit dem Abschneide­n der CDU nicht zufrieden. „Ich habe bei Besuchen an Wahlkampfs­tänden gemerkt, dass das Thema Integratio­n eine große Rolle spielt.“Das müsse man anpacken.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Betrübte Gesichter bei der SPD in Monheim. „Glücklich sind wir nicht“, sagte Jens Geyer (2.v.re.) am Wahlabend.

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