FDP ist wieder im Aufwind
Jens Geyer (SPD): „Glücklich sind wir nicht. Die Partei muss ihre Inhalte neu überdenken.“
MONHEIM Die Liberalen im Baumberger Lokal „Alte Post“prosten sich zufrieden zu. Sie feiern das zweistellige Ergebnis bei der Bundestagswahl mit Bier und Schnittchen. Rund 20 Mitglieder und Anhänger der Monheimer FDP sind dabei. „Wir sind nicht so euphorisch wie bei der Landtagswahl im Mai, aber glücklich“, freut sich der Vorsitzende Ulrich Anhut. „10,6 Prozent im Bund. Das ist ein super Ergebnis.“Problematisch sei es, dass nach dem schnellen Rücktritt der SPD nun die AfD mit 12,8 Prozent den dritten Platz einnehme. „Das wird eine schwierige Situation. Wie geht man mit dem Erstarken um?“Anhut und Marion Prondzinsky rechnen fest mit einer Koalition aus CDU, FDP und Grünen. Eine gute Zusammenarbeit könne nur über die politischen Inhalte gelingen. „Jetzt haben wir die Möglichkeit, Forderungen zu stellen“, gibt sich der Monheimer Liberale kämpferisch.
Ulrich Anhut erhofft sich durch den Aufwind im Bund auch für die Kommunalwahl 2020 gute Chancen. „Wir wollen in Monheim wieder auf Fraktionsgröße anwachsen.“20 Mitglieder hat die Partei aktuell, neun junge Mitglieder sind erst vor kurzem dazugestoßen. Die Stimmung sei heute komplett anders als vor vier Jahren. Damals flogen die Liberalen zum ersten Mal seit der Gründung der Bundesrepublik aus dem Parlament. „Man hält uns zugute, dass wir an uns gearbeitet haben“, sagt Mitglied Jens Tasche. Das habe man während des Wahlkampfes im Gespräch mit den Bürgern deutlich gemerkt. „Wir hatten einen tollen Wahlkampf.“
Moritz Körner, FDP-Abgeordneter im Düsseldorfer Landtag aus Langenfeld, feiert das gute Abschneiden der Liberalen im Berliner Hans-Dietrich-GenscherHaus. Das ist die Bundesgeschäftsstelle der FDP. Dort verfolgt er auch die Hochrechnungen für Langenfeld und Monheim. Er ist stolz, dass seine Partei in Langenfeld rund 16,5 und in Monheim 14,2 Prozent der Stimmen geholt hat. „Das macht mich sehr, sehr froh!“Die große Akzeptanz der AfD bei den Wählern trübt hingegen seine Freude. „Das wird schwierig für die Demokratie.“
Bedrückte Gesichter bei der SPD, die die Hochrechnungen auf einem großen Bildschirm im Lokal Biermanufactur in der Monheimer Altstadt erwartet. Pommes und Schnitzel können die Stimmung nur unwesentlich heben. Jens Geyer kommentiert die Zahlen: „Das ist ein Ergebnis, wie es nach den Prognosen zu erwarten war.“Auch der sofort nach den ersten Hochrechnungen verkündete Rückzug in die Opposition sei der richtige Weg, gibt er sich pragmatisch.
Doch man merkt Geyer an, womit er hadert: „Wir hätten das dem Wähler klar und deutlich sagen müssen – vor der Wahl!“Diesen Satz wiederholt er noch einige Male.
„Jetzt haben wir die Möglichkeit, Forderun
gen zu stellen“
Ulrich Anhut
FDP-Vorsitzender in Monheim