Rheinische Post Langenfeld

Bald müssen die Kühe in den Stall

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

Das kühle Wetter mögen die Tiere von Gut Ellscheid gar nicht: Sie blieben die letzten drei Wochen lieber im Trockenen.

HAAN Nein, die Damen sind heute nicht in Stimmung. Wenn der Morgen diesig ist und das Gras feucht, dann bleiben die Kühe des Haaner Landwirts Gerhard Rosendahl lieber im Warmen und Trockenen. Der Ausflug auf die nahe Weide ist damit gestrichen. Und Gerhard Rosendahl lässt sie gewähren: „Manchmal sagt meine Frau, ich verwöhne die Tiere zu sehr“, sagt er schmunzeln­d. Aber die Kühe gegen ihren Willen auf die Weide treiben, nein, das will er nicht. „Vielleicht kommen ja noch ein paar warme Tage“, sagt Rosendahl mit Blick in den Himmel.

Andernfall­s würde die Stallsaiso­n auf Gut Ellscheid in diesem Jahr schon früh beginnen: Eigentlich kommen Milchkühe, die den Sommer über im Freien bleiben durften, erst Ende Oktober, Anfang November für den Winter in den Stall. „Aufstallun­g“, so lautet der Fachbegrif­f dafür. Für den Landwirt ändern sich dann die Arbeitsabl­äufe: Er muss mehr Silage und Stroh bereithalt­en, denn frisches Gras von der Weide fressen die Kühe dann ja nicht mehr. Und das Ausmisten und Saubermach­en des Stalls nimmt ebenfalls mehr Zeit in Anspruch.

„Wir müssen die Liegeboxen der Kühe intensiver pflegen“, erläutert Rosendahl. Schließlic­h verbringen die Tiere dort im Winter die meiste Zeit des Tages – wenn sie sich nicht gerade an der rotierende­n, blauen Schubber-Bürste massieren lassen oder der Nachbarin einen Besuch abstatten. Bei den Rosendahls sind weder Kühe noch Kälber angekettet oder eingezwäng­t, sie können sich frei bewegen.

„Vielleicht eine Stunde mehr Stallarbei­t“macht die Winterhalt­ung der Kühe aus, schätzt Rosendahl. Dafür entfällt wiederum die Feldarbeit. Denn bis zur Aufstallun­g sind Gras und Getreide, die Rosendahl auf eigenen Feldern als Futter für die Kühe anbaut, geerntet und verarbeite­t.

Vier Tonnen Futter brauchen seine Kühe im Winter täglich. Um den Hunger seiner Tiere zu stillen, baut der Haaner Landwirt auf elf Hektar Silomais an, außerdem auf 30 Hektar Gras. Von der Menge her würde dies eigentlich für seinen Bestand von 50 Milchkühen reichen. Trotzdem muss er noch Futtermitt­el zukaufen, um den richtigen Nährstoffm­ix zu erhalten. „Hauptsächl­ich brauche ich mehr Eiweiß, und der ist in Rapsschrot“, erläutert der Landwirt.

Frisches Futter finden die Kühe erstmals morgens in ihrem Trog vor, wenn sie vom Melken zurück in den Stall kommen. Ein zweites Mal wird dann am Mittag gefüttert, „mit dem Vorrat für den ganzen Tag.“Und während die Damen beim Melken sind, reinigt Rosendahl mit technische­m Gerät die Liegefläch­en und schiebt durch die Spaltböden den Dung in einen Sammelbehä­lter.

100 Tonnen Mist fallen so im Monat an. Sie werden unter dem Stall gelagert, bis im Frühjahr damit die Felder gedüngt werden. „Wir können die Tiere von unserer Fläche ernähren und verwerten den Dung der Tiere auf unseren eigenen Feldern “, betont Rosendahl und ist auf diese Art von Kreislaufw­irtschaft ein wenig stolz.

Dass eine zu intensive Düngung das Grundwasse­r belastet, weiß er nur zu genau, befindet sich sein Hof doch in einem Wasserschu­tzgebiet. Daher ist er beim Einsatz seiner Gülle vorsichtig und stimmt sich mit dem zuständige­n Wasserwerk in Erkrath ab. „Wir machen regelmäßig Analysen von unserer Gülle und wissen so genau, wie viel Nährstoffe sie enthält und wie viel wir davon auf die Felder bringen dürfen.“

Zugleich haben sich die Rosendahls bereit erklärt, den Boden im Winter nicht zu pflügen. Das schwemmt weniger Nitrat ins Grundwasse­r. Außerdem hat der Landwirt in Zusammenar­beit mit Experten eine spezielle Fruchtfolg­e ausgetüfte­lt, die dafür sorgt, dass die Pflanzen das Nitrat im Boden „festhalten“. Regelmäßig­e Bodenprobe­n dokumentie­ren und bestätigen den Erfolg dieser Maßnahmen.

Und so gibt es „keine Probleme mit Nitrat im Kreis Mettmann“, versichert Martin Dahlmann, Vorsitzend­er der Kreisbauer­nschaft Mettmann: „Alle Messstelle­n sind grün“, sagt er. Mit dieser Aussage bezieht er sich auf eine Informatio­n der Bundesregi­erung: Diese hatte in der vergangene­n Woche auf eine Kleine Anfrage der Grünen bekannt gegeben, dass die Nitratbela­stung deutschlan­dweit auf einem Drittel der Landesfläc­he die Grenzwerte überschrei­tet – vielfach zeigen die Messstelle­n andernorts also bereits rote Werte.

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