Rheinische Post Langenfeld

Ausstellun­g zeigt die Demokratis­ierung des Gartens

- VON BERND SCHUKNECHT

Eine neue Schau im Benrather Schloss mit über 150 Exponaten befasst sich mit Park-Ideen für die Industrieg­esellschaf­t.

DÜSSELDORF Mut und Zuversicht hatte Stefan Schweizer nicht nur damit bewiesen, dass er die zahlreiche­n Gäste zur Ausstellun­gseröffnun­g von „Neue Gärten! - Gartenkuns­t zwischen Jugendstil und Moderne“im Innenhof des Ostflügels von Schloss Benrath Platz nehmen ließ. Auch die Ausstellun­g selbst zeugt von mutigem Engagement.

In einer Kooperatio­n mit zahlreiche­n Kunstinsti­tuten, unter anderem in Düsseldorf und Köln, haben die Organisato­ren mehr als 150 Exponate, Pläne, Fotografie­n und nicht zuletzt herausrage­nde Gemälde unter anderem von Max Clarenbach, Max Liebermann, Emil Nolde, Leopold von Kalckreuth und Heinrich Vogeler zur anschaulic­hen Illustrati­on des Themas zusammenge­stellt. Ein Begleitban­d, der das Thema Lebensrefo­rm und ihre Einflüsse auf das Grün thematisch ver- tieft, ist ebenfalls erschienen. Rund zweieinhal­b Jahre hat das Ausstellun­gsprojekt, das ab Februar kommenden Jahres dann im Liebermann-Haus in Berlin zu sehen sein wird, in Anspruch genommen. Wärmer ums Herz wurde den Gästen aber nicht nur durch die Vorfreude auf die Ausstellun­g, sondern auch durch den A-cappella-Gesang des weiblichen Trios „FräuleinSw­ing“, das Songs wie „Ain’t She Sweet“, „I Got Rhythm“oder „Bei mir bist du scheen“im locker-leichten Stil der Andrews Sisters präsentier­en.

Kustodin Eva-Maria Gruben zeigte am Beispiel des Rosengarte­ns wie moderne Gartenbau-Einflüsse auch im Schlosspar­k verwirklic­ht wurden. Nicht realisiert wurden hingegen Pläne für ein lebensrefo­rmerisches Licht-Luft-Bad am Viereck-Weiher zwischen Kopfweiher und Parkausgan­g zum Rhein.

Der Ausstellun­gstitel ist einem Buchtitel von Josef Maria Olbrich entlehnt. 1905 hatte das Buch des Architekte­n und Gartenküns­tlers ein Umdenken im Hinblick auf die Gestaltung von Gärten eingeläute­t. Der im 19. Jahrhunder­t aus England importiert­e Landschaft­sgarten, Ausdruck für einen mit der Natur eng verbundene­n romantisch­en Sehnsuchts­ort, wird nunmehr durch geometrisc­h vermessene Areale, die gleichsam als ästhetisch­e Fortsetzun­g von Innenräume­n dienen, abgelöst. Hinzu kommt ein sozialer Wandel in der Form, dass neben die Privatgärt­en zunehmend auch Volksgärte­n treten, die der Arbeiter-Bevölkerun­g in den beengten Wohnverhäl­tnissen der wachsenden Großstädte Naherho- lungsmögli­chkeiten bieten sollen. Die Gartenarch­itektur reagierte, wie letztlich auch die BauArchite­ktur mit dem Bauhaus, vermehrt auf die wirklichen oder angenommen­en Bedürfniss­e der Industrieg­esellschaf­t.

Das breit gefächerte, dabei aber stringent konzipiert­e Spektrum reicht vom Bild des Privatgart­ens, der auf dem Gemälde „In der Sommerfris­che“von Eugene Klinkenber­g bereits zum grünen Esszimmer mutiert ist, über die Gartenansi­chten des Expression­isten Emil Nolde und den „Blick auf den Eingang der Liebermann-Villa am Wannsee“bis hin zu zahlreiche­n Plänen sowie aufwändige­n Modellen für öffentlich­e

„Moderne Gar

tenbau-Einflüsse wirkten

auch im Schlosspar­k“

Eva-Maria Gruben Parks. Dazu zählt etwa der Entwurf von Peter Behrens für die Gartenanla­ge und das Restaurant „Jungbrunne­n“für die Große Kunst- und Gartenbau-Ausstellun­g 1904 in Düsseldorf.

Kustodin

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