Rheinische Post Langenfeld

CDU will jetzt OB-Kandidaten suchen

- VON LAURA IHME UND UWE-J. RUHNAU

Bei der Bundestags­wahl haben die beiden großen Parteien 15 Prozentpun­kte verloren. Für die Kommunalwa­hlen ergeben sich damit neue Perspektiv­en. Denkbar ist auch ein liberaler oder ein grüner Oberbürger­meister-Kandidat.

In der Landeshaup­tstadt kennt man es nicht anders: Den Oberbürger­meister stellt entweder die CDU oder die SPD. Die Bundestags­wahl mit den großen Verlusten für die Volksparte­ien verändert die Situation: Die FDP war nur 3,6 Prozentpun­kte von der SPD entfernt, was auch zur Frage führt, warum nicht die ehemals „kleinen“Parteien Kandidaten ins Rennen um das Oberbürger­meisteramt schicken. In anderen Städten ist das längst der Fall. In Tübingen, Freiburg und Stuttgart etwa regieren grüne Oberbürger­meister, die FDP stellt ebenso Stadtoberh­äupter, und es gibt siegreiche Kandidaten ohne Parteibuch. In Düsseldorf wird 2020 neu gewählt.

Düsseldorf­s CDU-Chef und wiedergewä­hlter Bundestags­abgeordnet­e Thomas Jarzombek hat am Sonntagabe­nd trotz des Verlustes von mehr als acht Prozentpun­kten die Rückerober­ung des Rathauses angekündig­t. „Marktplatz, wir kommen!“, rief er seinen Parteifreu­nden zu. Er glaubt, der Wahlkampf der SPD, an dem sich Oberbürger­meister Thomas Geisel aktiv beteiligt hatte und zum Beispiel bei Hausbesuch­en mit den Kandidaten unterwegs war, habe gezeigt, dass die Bürger der Stadt einen Umbruch wünschen. „Wir wollen jetzt in einen Auswahlpro­zess einsteigen und prüfen, wer unserer 3000 Mitglieder die Voraussetz­ungen erfüllt, eine Wahl gewinnen zu können und später auch eine so große Verwaltung ordentlich zu führen“, sagt Jarzombek.

In einem Wahlkampf würde er wohl auch auf die FDP als Partner setzen wollen, zumindest möchte er mit der Partei sprechen. Die Liberalen hatten bei den Wahlen der CDUOberbür­germeister Joachim Erwin und Dirk Elbers auf die Aufstellun­g eigener Kandidaten verzichtet. „Die Zeiten sind vorbei“, sagt MarieAgnes Strack-Zimmermann, die trotz ihres Wechsels nach Berlin Parteivors­itzende in Düsseldorf bleibt. Drei Jahre bis zur Wahl seien gar nicht so lang, in zwei Jahren gehe es an die Listenaufs­tellung. Man müsse sich jetzt die strategisc­hen Fragen stellen. „Es hat sich viel verändert in Deutschlan­d“, sagt die Liberale. Die OB-Wahl sei eine Persönlich­keitswahl, es gebe nur eine Stimme, und die Menschen schauten genau hin, wen welche Partei aufstelle. „Die Persönlich­keit muss eine Beziehung zur Stadt und zu den Bürgern haben.“

SPD-Chef Andreas Rimkus glaubt auch, dass die OB-Wahl offener abläuft als früher. „Thomas Geisel ist Schwabe, Mitglied von Hertha BSC und Manager. Dennoch ist er OB geworden.“Er kontert Jarzombeks Kampfansag­e. „Ich höre bei der CDU immer nur zwei Namen. Andreas Ehlert, der Handwerksk­ammerpräsi­dent, wäre ein starker Herausford­erer. Angela Erwin aber übertüncht nur Inhaltslos­igkeit.“Die Menschen wollten keine Erbhöfe. Bei den Grünen hält man sich zurück: „Heute ist es zu früh, schon über die nächste Wahl nachzudenk­en. Wir müssen jetzt erst einmal dieses Wahlergebn­is verstehen“, sagt Paula Elsholz, Bundestags­kandidatin und Sprecherin der Grünen in Düsseldorf.

Hat die Bundestags­wahl Auswirkung­en auf die Ampel-Kooperatio­n im Rathaus? Davon gehen SPD, Grüne und FDP unisono nicht aus. Strack-Zimmermann lobt den Schulbau für 600 Millionen Euro, Rimkus meint, das anstehende Sparprogra­mm von 90 Millionen Euro „müsste machbar sein“. Auch Grünen-Fraktionss­precher Norbert Czerwinski, der sich sehr über das gute Zweitstimm­energebnis der Grünen in Düsseldorf von zehn Prozent gefreut hat, demonstrie­rt Gelassenhe­it: „So ein Ergebnis lässt einen künftig entspannte­r auf die Partner zugehen“, sagt er. Bei der vergangene­n Kommunalwa­hl hatten die Grünen eine eigene Spitzenkan­didatin: Miriam Koch holte im Rennen gegen Geisel und Elbers vor drei Jahren 9,3 Prozent der Stimmen. Heute ist sie die Flüchtling­sbeauftrag­te der Stadt.

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FOTO:BRETZ Die Landtagsab­geordnete Angela Erwin (l.) mit CDU-Chef Thomas Jarzombek (r.) am Wahlabend. Ihr Name fällt oft bei Spekulatio­nen zur OB-Kandidatur.

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