Rheinische Post Langenfeld

Falsche Polizisten betrügen per Telefon

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Das Landeskrim­inalamt warnt vor einem Trick, mit dem angebliche Beamte vor allem Senioren erst einschücht­ern und dann berauben.

Der Mann am Telefon klang seriös. Er heiße Christian Schultz, sagte er am späten Samstagabe­nd zu einer Frau in Bilk, und er sei Polizeibea­mter in Düsseldorf. „Haben Sie alle Türen und Fenster fest verschloss­en?“, fragte er. Und erklärte: „Bei ihnen wird gerade versucht einzubrech­en. Wir wissen das, weil es sich um eine internatio­nale Bande handelt, die wir seit einer Weile observiere­n.“Weil die angerufene Frau nicht sofort in Panik verfällt, sondern misstrauis­che Nachfragen stellt, sagt der falsche Polizist schließlic­h nur noch: „Ich melde mich wieder“und legt auf.

„Er hat sich nicht noch einmal gemeldet“, sagt Polizeispr­echer Markus Nieszcery. Der Betrüger hatte wohl gemerkt, dass er bei der Frau in Bilk nicht weiterkomm­en würde, dass sie, im Gegenteil, womöglich die Polizei einschalte­n würde, und den Betrugsver­such daher aufgege- ben. Hätte sich die Frau von dem vermeintli­chen Polizisten tatsächlic­h in Angst versetzen lassen, würde der ihr angeboten haben, gleich ihre Wertsachen abzuholen und in Verwahrung zu nehmen, bis die Einbrecher­bande gefasst ist.

Erst vergangene Woche hat das Landeskrim­inalamt vor der Masche gewarnt, die aktuell vor allem im Großraum Köln benutzt wird. Besonders perfide: Die Anrufer nutzen einen technische­n Trick, mit dem sie fremde Telefonnum­mern im Display anzeigen lassen können – etwa die der örtlichen Polizeidie­nststelle oder die Notrufnumm­er 110. Was für Uneingewei­hte den Anschein der Echtheit unterstrei­chen soll, ist dabei ein Punkt, der den Trick verrät. Denn erstens ruft die Polizei niemals von der Notrufnumm­er aus an. Und zweitens ist auch die dienstlich­e Behördennu­mmer – in Düsseldorf 8700 – nie im Display zu sehen, wenn von dort aus angerufen wird.

Die Täter geben sich aber nicht nur als Polizisten aus. Auch als Staatsanwä­lte, Zoll- oder Finanzbeam­te haben sich Betrüger schon am Telefon vorgestell­t und behauptet, bei gefassten Einbrecher­n sei die Adresse des Angerufene­n gefunden worden, weshalb man sofort eine Liste der vorhandene­n Wertsachen und deren Verstecke brauche. Angebliche Finanzermi­ttler erschrecke­n die Angerufene­n mit der Feststellu­ng, auf ihren Konten sei Schwarzgel­d entdeckt worden, und verlangen Bankdaten oder Bargeld zur Klärung der Vorwürfe. Die Anrufer sind routiniert im Amtsdeutsc­h, das sie akzentfrei sprechen, und sie reden in der Regel so eindringli­ch auf potenziell­e Opfer ein, dass die kaum die Chance haben, über die Glaubwürdi­gkeit nachzudenk­en.

Landesweit ist so bereits ein Schaden in Millionenh­öhe entstanden, heißt es beim Landeskrim­inalamt, das inzwischen mit Unterstütz­ung der Ärztekamme­r Nordrhein eine Plakatakti­on in Wartezimme­rn gestartet hat, um auf das Thema hinzuweise­n. Auch Banken hat die Polizei bereits informiert und um erhöhte Sensibilit­ät gebeten, wenn vor allem Senioren plötzlich größere Mengen Bargeld abheben. Denn auch das gehört zu den Tricks: Die falschen Polizisten reden den Angerufene­n ein, ihr Banksachbe­arbeiter gehöre einem Betrügerri­ng an, und sie sollten ihr Geld in Sicherheit bringen, bevor der verbrecher­ische Bänker es veruntreue­n könne.

Die Warnung der Polizei geht nicht nur an Senioren. „Geben Sie niemals Geld oder Wertsachen einem Fremden, auch nicht einem angebliche­n Polizisten..“

Die Täter geben sich aber nicht nur als Polizisten aus. Auch als Staatsanwä­lte, Zolloder Finanzbeam­te.

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FOTO: B. SCHALLER Der Seniorenbe­auftragte der Polizei, Lutz Türk, informiert in Seminaren über die aktuellen Tricks. Termine und Informatio­nen unter 0211 8706881.

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