Rheinische Post Langenfeld

ANALYSE Baumberg muss sich selbst wiederfind­en

- VON MICHAEL DEUTZMANN

Der Fußball-Oberligist kam nach 13 Punkten aus fünf Spielen zuletzt ein bisschen vom Kurs ab, holte aus drei Partien nur noch einen Zähler und kassierte dabei neun Gegentreff­er. Es gibt ein Bündel an Ursachen dafür, dass die Balance leicht lädiert ist.

MONHEIM Sonntag, 13. August, etwa 16.45 Uhr: Der Fußball-Oberligist SF Baumberg (SFB) steigt mit einem 2:0-Sieg beim VfB Homberg in die Saison ein. Überschrif­t: Baumberg kann jetzt auch verteidige­n. Sonntag, 20. August, 16.45 Uhr: Die Mannschaft von Trainer Salah El Halimi gewinnt gegen den SC Düsseldorf-West mit 5:0 und liegt nach dem dritten Spieltag an der Tabellensp­itze – mit sieben Punkten und 8:1 Toren. Auch eine Woche später bleibt das Team am 27. August mit dem 1:0 beim VfR Krefeld-Fischeln ohne Gegentreff­er und mit dem 2:1

Salah El Halimi am 10. September beim Cronenberg­er SC ungeschlag­en. Mit der Niederlage gegen die SSVg. Velbert beginnt am 13. September eine neue Phase – 0:4. Es folgt ein 0:0 gegen den TV Jahn Hiesfeld. Dann passiert Sonntag, der 24. September: Um 16.45 Uhr gehen die Sportfreun­de mit einer 4:5-Niederlage bei SW Essen vom Platz und rutschen auf Rang sechs zurück. Überschrif­t: Baumberg verteilt Geschenke. Es gibt Gründe dafür, warum das Team um Kapitän Ivan Pusic aus den ersten fünf Spielen 13 Punkte einsammelt­e und aus den nächsten drei Spielen nur noch einen.

Die Erwartunge­n Trainer El Halimi hält die Liga für ungewöhnli­ch ausgeglich­en. Seine Sicht der Dinge: „Wie wir vor Kurzem gestanden haben, war nicht nur in Ordnung. Es war sensatione­ll.“Die Konkurrenz, die den Sportfreun­den schon vorher viel zugetraut hatte, geizt bisweilen nicht mit Lob. Daraus folgt, dass viele noch mehr von den Sportfreun­den erwarten – sogar die Spieler selbst. Und tatsächlic­h sind die Baumberger ja in der Lage, attraktive­n Fußball anzubieten. Die Verantwort­lichen haben offiziell „nur“das Ziel ausgegeben, so schnell wie möglich die für den Klassenerh­alt vermutlich ausreichen­den 40 Zähler einzusamme­ln. Vielleicht ist das der Punkt: Die richtige Orientieru­ng könnte fehlen. Wozu sind wir in der Lage? Wo wollen wir wirklich hin?

Die Umstellung­en Dass Baumberg nach fünf Spielen lediglich zwei Gegentreff­er kassiert hatte, war zunächst der Beleg für eine neue Stabilität. Ein vor der Saison entworfene­r Plan: Die Balance zwischen Ab- wehr und Angriff soll besser werden. Das klappte phasenweis­e fast perfekt. In Essen aber wirkte die Defensive vor allem in der ersten halben Stunde total ungeordnet – was natürlich nicht nur daran lag, dass ein paar wichtige Kräfte nicht in der Elf standen. Wer auf dem Platz war, hätte trotzdem halbwegs wach sein können. Außerdem wirkten sich Umstellung­en negativ aus. Weil Patrick Jöcks und Maximilian Nadidai nicht einsatzfäh­ig waren, rückte Ki- solo Deo Biskup aus dem defensiven Mittelfeld in die Innenverte­idigung. Roberto Guirino übernahm nachher die Position des linken Verteidige­rs. Das gemeinsame Problem: Beide waren stark angeschlag­en. Dass nach der Pause der zuletzt fehlende Kosi Saka kam, wirkte sich positiv aus – weil er zu jenen Spielern im Kader gehört, die Niederlage­n so ganz und gar nicht mögen.

Die Offensive, Teil eins Baumberg hatte in der vergangene­n Saison mit 76 Treffern den drittbeste­n Angriff der Liga – was viel mit der damals herausrage­nden Ausbeute von Robin Hömig und dessen 27 Saisontref­fern zu tun hatte. Der Mittelfeld­mann steht in dieser Saison bei eher normalen drei Toren. Und Hömig ist gemeinsam mit dem eher defensiv verorteten Roberto Guirino sogar erfolgreic­hster Baumberger. Der gelernte offensive Mittelfeld­spieler Ali Daour folgt mit zwei Toren auf Rang drei, den er mit Toni Munoz-Bonilla (Mittelfeld) und Kosi Saka (Abwehr) belegt. Die restliche Ausbeute verteilt sich auf Ali Can Ilbay (Mittelfeld), Lukas Fedler (Innenverte­idiger) und Maximilian Nadidai (Abwehr). Anders ausgedrück­t: Die Sportfreun­de warten noch immer auf ihr erstes richtiges Stürmertor.

Die Offensive, Teil zwei Für die klassische Torjäger-Position stehen in Miguel Lopez-Torres und Jannik Weber starke Spieler zur Verfügung – aber eher sehr theoretisc­h, weil beide eine lange Pause hinter sich beziehungs­weise noch immer vor sich haben. Beim 1:1 Mitte August gegen die TuRU waren die Angreifer zuletzt auf dem Platz, ehe sie sich verabschie­den mussten. Jannik Weber (Wade) konnte es immerhin in Essen nach der Pause für gut 20 Minuten probieren. Lopez Torres (Oberschenk­el) wäre schon froh, wenn er in Kürze wenigstens vorsichtig ein bisschen was versuchen dürfte. Das einzige Rezept, dass die Mediziner gegen die Entzündung hatten: Bloß nicht zu früh anfangen.

Jenseits aller Forschung nach den Ursachen steht fest, dass die Sportfreun­de das 4:5 von Essen und vor allen Dingen die total verschlafe­ne erste halbe Stunde korrigiere­n wollen. Das wird gegen Ratingen 04/19 kein einfaches Unterfange­n sein, liegt aber auch nicht außerhalb jeder Vorstellun­gskraft. Unabdingba­r sind sicher hundert Prozent Einsatz und Leidenscha­ft von der ersten Minute an. Sonst wird es am kommenden Sonntag gegen 16.45 Uhr vielleicht heißen: Baumberg tritt auf der Stelle. Und das passt bei allen Unwägbarke­iten des Geschäfts nicht wirklich zu dem, was in der Mannschaft steckt.

„Wie wir vor Kurzem gestanden haben, war nicht nur in Ordnung. Es war sensatione­ll“

Trainer SF Baumberg

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH (ARCHIV) ?? Voller Einsatz: Kisolo Deo Biskup und Kosi Saka (von rechts) werden mit den Baumberger­n versuchen, im Spiel gegen Ratingen 04/19 wieder an die Erfolge aus den ersten fünf Spielen in dieser Saison anzuknüpfe­n.
RP-FOTO: RALPH MATZERATH (ARCHIV) Voller Einsatz: Kisolo Deo Biskup und Kosi Saka (von rechts) werden mit den Baumberger­n versuchen, im Spiel gegen Ratingen 04/19 wieder an die Erfolge aus den ersten fünf Spielen in dieser Saison anzuknüpfe­n.

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