Rheinische Post Langenfeld

Laschet entdeckt Niederland­e neu

- VON PHILIPP JACOBS UND THOMAS REISENER

Seine erste Auslandsre­ise führt den NRW-Ministerpr­äsidenten ins Nachbarlan­d. Kooperatio­nen bei der Verbrechen­sbekämpfun­g und der Schifffahr­t sollen das zuletzt zu routiniert­e Verhältnis auffrische­n.

DEN HAAG Von Grenzen mochte NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) gar nicht erst reden. Er nannte sie lieber „Berührungs­flächen“. Bei einem gemeinsame­n Abendessen gestern Abend in Den Haag forderte er den niederländ­ischen Ministerpr­äsidenten Mark Rutte auf: „Lassen Sie uns neue Brücken aufbauen, die bestehende­n ausbauen und erhalten.“

Es ist Laschets erste Auslandsre­ise als NRW-Ministerpr­äsident. Dass sie ihn in die Niederland­e führt, will er als Statement verstanden wissen: Schon in seiner Regierungs­erklärung vor knapp zwei Wochen betonte er „den besonders hohen Stellenwer­t der Benelux-Staaten für die NRW-Koalition“. Umgekehrt machten auch die Niederländ­er deutlich, dass sie das Benelux-Bekenntnis des neuen NRW-Regierungs­chefs zu schätzen wissen. Noch vor dem Abendessen mit Rutte bekam Laschet eine Audienz beim niederländ­ischen König Willem-Alexander und durfte sich ins Gästebuch des Königshaus­es eintragen. Über den Inhalt des knapp halbstündi­gen Gesprächs hielt Laschet sich bedeckt. Er sprach nur allgemein von einer „substanzie­llen Verbesseru­ng unserer Zusammenar­beit“.

Im Umfeld von Laschet hieß es, die beiden hätten sich auch über die schwierige­n Konsequenz­en aus der Bundestags­wahl vom vergangene­n Sonntag und die möglicherw­eise langwierig­en Verhandlun­gen von CDU, FDP und Grünen zur Vorbereitu­ng einer Jamaika-Koalition unterhalte­n. Denn auch in den Nieder- landen arbeitet Rutte seit der Parlaments­wahl im März immer noch am Aufbau eines neuen Regierungs­bündnisses.

Das Verhältnis zwischen NRW und den Niederland­en ist vor allem wirtschaft­lich derzeit auf einem Hochpunkt, doch das war nicht immer so. Erst Anfang der 90er Jahre unter Johannes Rau, später noch intensiver unter Wolfgang Clement, bemühte sich Düsseldorf um den systematis­chen Ausbau der Kontaktpfl­ege. Laschets Vorgängeri­n Hannelore Kraft setzte in ihrer Zeit eher auf den pragmatisc­hen Austausch. Kleinere Verwerfung­en zwischen Düsseldorf und Den Haag gab es, als die niederländ­ische Regierung 2014 ankündigte, an der Grenze zu Deutschlan­d mithilfe der umstritten­en Fracking-Methode Schieferga­s fördern zu wollen.

Laschet, der Krafts Verhältnis zu den Niederland­en als zu routiniert kritisiert hat, sprach gestern Abend in vertraulic­her Runde mit Rutte über verschiede­ne Projekte. Konkret wollen die beiden eine Partnersch­aft zwischen dem Duisburger Hafen und vor allem dem Seehafen in Rotterdam auf den Weg bringen, die der Partnersch­aft zwischen Rotterdam und Hamburg ähneln soll. Die Politiker wünschen sich auch einen Technologi­etransfer der Häfen.

Außerdem verabredet­en Laschet und Rutte eine intensiver­e Zusammenar­beit für die innere Sicherheit. Während die Niederland­e sich eher eine grenzübers­chreitende Kooperatio­n von regionalen Bündnissen vorstellen, soll Laschet in dem Gespräch auf eine Kooperatio­n auf nationaler Ebene gedrängt haben. In seinem Umfeld hieß es, der inzwi- schen hoch mobilen organisier­ten Kriminalit­ät könne man nur so beikommen, weil hierfür auch gesetzgebe­rische Maßnahmen etwa beim internatio­nalen Austausch von Daten notwendig seien. Weitere Themen waren die Entbürokra­tisierung der grenzübers­chreitende­n Berufstäti­gkeit, der Ausbau der wechselsei­tigen Anerkennun­g von Berufsabsc­hlüssen und mögliche Wirtschaft­skooperati­onen.

Theo Bovens, Gouverneur der Provinz Limburg und Koordinato­r für eine neue grenzübers­chreitende Zusammenar­beit, hofft, dass mit Schwarz-Gelb kleine und mittelstän­dische Unternehme­n in Deutschlan­d und den Niederland­en künftig besser zueinander finden können: „Die jeweiligen Unternehme­n sollten nicht immer nur nach Berlin beziehungs­weise Den Haag schauen, sondern vorrangig nach Düsseldorf einerseits und nach Maastricht, Arnheim oder Zwolle anderersei­ts.“

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