Rheinische Post Langenfeld

Flüchtling­s-Obergrenze ist für die Grünen „absolutes No-Go“

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Die Öko-Partei sieht die Chance auf ein Jamaika-Bündnis schwinden, sollte Merkel in der Flüchtling­spolitik der CSU nachgeben.

BERLIN (mar) Eine Kurskorrek­tur der Unionspart­eien nach rechts würde die Chance auf eine JamaikaKoa­lition nach Auffassung führender Grünen-Politiker verbauen. Vor allem in der Flüchtling­sfrage dürften die Parteien kaum zusammenko­mmen, sollte die CSU innerhalb der Union einen härteren Anti-Migrations-Kurs durchsetze­n. „In einer Koalition mit uns wird es ebenso wie bei CDU und FDP keine Obergrenze für Flüchtling­e geben. Darauf muss sich die CSU einstellen, wenn sie ernsthaft Jamaika sondieren möchte“, sagte Grünen-Chefin Simone Peter. „Eine Obergrenze für Flüchtling­e ist für uns ein absolutes No-Go“, erklärte auch GrünenFrak­tionsvize Katja Dörner.

Angesichts erhebliche­r Stimmenver­luste hatte die CSU am Montag als Symbol einer härteren Gangart in der Migrations­politik erneut eine Obergrenze für die Flüchtling­szuwanderu­ng gefordert, die Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) ablehnt. Die Grünen wollen dagegen jede Verschärfu­ng des Asylrechts verhindern. Sie wollen zudem durchsetze­n, dass Familien von Migranten auch ohne vollen Asylstatus ab 2018 nachziehen können.

„Unser politische­r Kompass sind der Flüchtling­sschutz und die Menschenre­chte, deshalb sollen anerkannte Flüchtling­e ihre Familien nachholen dürfen. Eine weitere Aussetzung des Familienna­chzugs über den zweijährig­en Stopp zum März 2018 hinaus lehnen wir ab“, sagte Parteichef­in Peter.

Die Linksgrüne­n Peter und Dörner gehören dem 14-köpfigen, sorgsam austariert­en Verhandlun­gsteam an, das die Grünen in die Gespräche entsenden wollen. Dabei sind von den Parteilink­en auch Jürgen Trittin und Claudia Roth als erfahrene Ältere, Fraktionsc­hef Anton Hofreiter sowie die Nachwuchsp­olitikerin­nen Agnieszka Brugger und Annalena Baerbock. Der moderate Realo-Flügel wird von den Spitzenkan­didaten Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir sowie Baden- Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n, Fraktionsg­eschäftsfü­hrerin Britta Haßelmann und dem früheren Parteichef Reinhard Bütikofer vertreten. Als eher unabhängig gelten im Team Schleswig-Holsteins Umweltmini­ster Robert Habeck, der im Winter von Özdemir den Parteivors­itz übernehmen könnte, und der Wahlkampfl­eiter Michael Kellner.

Fraktionsc­hef Hofreiter bekräftigt­e gestern vor der ersten Sitzung der um vier auf 67 Abgeordnet­e ge- wachsenen Fraktion, die Grünen wollten „sehr, sehr ernsthaft“verhandeln. Geschlosse­nheit ist für die Grünen derzeit alles. Allerdings ärgerten sich Parteilink­e hinter vorgehalte­ner Hand über eine Äußerung Kretschman­ns. „Es werden jetzt keine Knackpunkt­e genannt“, sagte Kretschman­n in Stuttgart. Es gebe keine Vorbedingu­ngen der Grünen. Alles andere sei unprofessi­onell. Vertreter der Parteilink­en halten es dagegen für falsch, vor Verhandlun­gen keine roten Linien zu nennen.

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