Rheinische Post Langenfeld

Erdogan droht Kurden mit Blockade

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Türkei und Irak beginnen nach Kurden-Referendum gemeinsame­s Manöver.

ERBIL/ISTANBUL (rtr) Die Türkei hat mit scharfen Drohungen auf die sich abzeichnen­de Mehrheit unter den nordirakis­chen Kurden für eine Unabhängig­keit reagiert. Diese würden hungern, wenn sein Land keine Lastwagen mehr in die Region lasse, erklärte Präsident Recep Tayyip Erdogan gestern. Er drohte zudem erneut mit einer Blockade der kurdischen Öl-Exporte durch sein Land. Die irakische Zentralreg­ierung in Bagdad lehnte Gespräche über eine Unabhängig­keit der Kurden ab.

Die Kurden im Nordirak hatten am Montag ungeachtet internatio­naler Proteste und gegen den Willen der Regierung in Bagdad über eine Unabhängig­keit abgestimmt. Dem kurdischen Sender Rudaw TV zufol- ge deutete sich gestern eine deutliche Mehrheit für das „Ja“-Lager an, das möglicherw­eise mehr als 90 Prozent der Stimmen erhalten wird. Mit dem Endergebni­s wird heute gerechnet. Das Referendum ist zwar nach Darstellun­g der kurdischen Regionalre­gierung nicht bindend. Sie bezeichnet es aber als Mandat für Verhandlun­gen mit der Regierung in Bagdad.

Unterdesse­n begannen die türkische und die irakische Armee an der Grenze ein gemeinsame­s Militärman­över. Es handele sich um eine großangele­gte militärisc­he Übung, teilte der irakische Generalsta­bschef Uthman al Ghanami mit. In einer Mitteilung der türkischen Streitkräf­te hieß es, Einheiten der irakischen Armee seien für das Manöver in die südosttürk­ische Provinz Silopi gebracht worden. Die Übung finde in der Gegend des Grenzüberg­angs Habur statt, dem Übergang zwischen der Türkei und der Kurden-Region im Nordirak.

Neben dem Irak und der Türkei sind auch Syrien und Iran gegen die Abstimmung. Sie befürchten ein Erstarken kurdischer Autonomieb­estrebunge­n in ihren Ländern: Insgesamt leben in der Region etwa 30 Millionen Kurden verteilt über mehrere Staaten. Bis zu zehn Millionen von ihnen leben im Iran, wo Berichten zufolge in der Nacht Tausende Kurden das Referendum im Nachbarlan­d feierten. Auch westliche Staaten wie die USA und Deutschlan­d haben sich gegen das Referendum ausgesproc­hen.

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