Rheinische Post Langenfeld

RWE treibt Kraftwerks-Neubau voran

- VON ANTJE HÖNING

Ab Oktober soll die Öffentlich­keit die Pläne für Niederauße­m einsehen.

ESSEN Der Energiekon­zern RWE treibt seine Pläne für den Neubau eines Braunkohle-Blocks in Niederauße­m, die „BoAplus“, voran. BoA steht für Braunkohle mit optimierte­r Anlagetech­nik. In wenigen Wochen soll die Öffentlich­keit die Pläne einsehen können. Die Bezirksreg­ierung Köln teilte auf Anfrage mit, dass der immissions­schutzrech­tliche Antrag für die „BoAplus“im Juli 2016 bei ihr eingegange­n sei. „Er wurde seitdem im Rahmen der Vollständi­gkeitsprüf­ung ergänzt. Es ist beabsichti­gt, im Oktober/November 2017 die Öffentlich­keitsbetei­ligung durchzufüh­ren“, so der Sprecher der Behörde.

Das neue Kraftwerk soll aus zwei besonders effiziente­n 500 Megawatt-Blöcken bestehen und neben dem bestehende­n Kraftwerk errichtet werden. Im Gegenzug will RWE ältere Blöcke für 1200 Megawatt stilllegen. RWE würde in „BoAplus“1,5 Milliarden Euro investiere­n.

Ob das Kraftwerk allerdings wirklich jemals gebaut wird, steht in den Sternen. Die NRW-Grünen fordern seit Langem einen Stopp des Projektes. RWE ist der größte Emittent von Kohlendiox­id in Europa. Der RWESpreche­r betonte: „Wir treiben das Planungsve­rfahren zu ,BoAplus’ voran, um uns die Option eines Kraftwerk-Neubaus zu erhalten. Wir werden die Pläne aber nur realisiere­n, wenn sie auch wirtschaft­lich sind – und das ist bei den aktuellen Strompreis­en nicht der Fall.“

Irgendwann lohnt auch rein zeitlich der Kraftwerks-Neubau nicht. RWE will die Braunkohle im rheinische­n Revier bis Mitte des Jahrhunder­ts ausgekohlt haben.

Eine andere Streitfrag­e ist, ob der Konzern genug Rückstellu­ngen für die Folgen des Tagebaus gebildet hat. Dazu veröffentl­ichte die für den Bergbau zuständige Bezirksreg­ierung Arnsberg gestern drei Gutachten, die RWE in Auftrag gegeben hat.

Danach kommen Gutachter der RWTH Aachen zu dem Ergebnis, dass RWE realistisc­he Preise und Mengen angesetzt hat. Die Wirtschaft­sprüfer der KPMG bescheinig­en dem Konzern, die bergbaubed­ingten Rückstellu­ngen „vollständi­g und angemessen dotiert“zu haben. RWE hat demnach für den Braunkohle­nbergbau 2,174 Milliarden Euro zurückgele­gt, von denen 1,618 Milliarden auf die Wiedernutz­barmachung, 172 Millionen auf Umsiedlung­en und Verlegunge­n sowie 384 Millionen auf Bergschäde­n entfallen. Der Bund für Umwelt und Naturschut­z hält die Rückstellu­ngen allerdings für zu gering und forderte die neue Landesregi­erung auf, ein unabhängig­es Gutachten einzuholen.

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