Rheinische Post Langenfeld

Biologen zählen Fische im Altrhein

- VON ROBIN HETZEL

Experten haben den Bestand der Flossentie­re in der Urdenbache­r Kämpe kontrollie­rt und eine große Vielfalt festgestel­lt.

MONHEIM/URDENBACH „Nase bis fünf, Rotauge bis zehn“hallt es in der Aue am Urdenbache­r Altrhein, während zwei Biologen durch den Fluss stapfen. Was sich wie das Vorlesen einer ungewöhnli­chen ModelKarte­i anhört und aussieht wie eine seltsame Prozession, ist eine elektronis­che Bestandsau­fnahme der Fische im Altrhein.

Vor drei Jahren wurden in einem Renaturier­ungsprojek­t zwei Stellen im Deich des Urdenbache­r Altrheins durchbroch­en, wodurch sich der Fluss nicht nur mit dem Garather Mühlenbach verband, sondern auch eine Auen-Landschaft entstand und die Artenvielf­alt im Fluss stieg. Claus Bode von der Unteren Fischereib­ehörde und Biologe Tobias Krause wollten sich nun mithilfe moderner Technik einen aktuellen Überblick über den Fischbesta­nd im Altrhein beschaffen.

Dafür beginnen sie bereits am frühen Morgen an der Mündung des Altrheins in den Rhein, einer von insgesamt vier Stellen, an der sie messen werden. Um möglichst viele Fische zu Gesicht zu bekommen, verwenden sie einen Elektro-Kescher, der auf Knopfdruck rund 300 Volt in den Metallrahm­en jagt. Zur Nutzung des Gerätes ist eine spezielle Ausbildung notwendig – für den Privatgebr­auch ist es gänzlich verboten. Durch eine Kupferlitz­e, die als Minuspol im Wasser treibt, entsteht in einem Radius von etwa vier Metern ein kurzzeitig­es Spannungsf­eld, das die Fische betäubt und somit in den Kescher von Bode treibt.

Verletzt werden die Fische durch die Methode nicht, dafür bekomme man relativ schnell einen Überblick, welche Arten sich im Altrhein heimisch fühlen, sagt Experte Claus Bode. Zudem werde dadurch, dass man immer bachaufwär­ts gehe, kein Fisch mehrmals gezählt. Neben der Fischart protokolli­eren die beiden auch die Größe des Tieres auf einem Kontrollbo­gen.

Anfangs gelangen nur wenige Fische in den Kescher der Experten. Doch im Laufe der 300 Meter langen Messung fangen die Fisch-Experten immer mehr verschiede­ne Arten. Auch Bodes Befürchtun­gen, dass das Austrockne­n der Mühlenbach im Sommer für einen Bestandsrü­ckgang gesorgt hat, bewahrheit­et sich nicht: „Wir konnten sogar große Fische fangen. Viele haben überdauert.“Außergewöh­nlich ist auch der Fang von drei Aalen. Die vom Aus- sterben bedrohten Fische laichen im Bermuda-Dreieck des Atlantiks und schwimmen anschließe­nd 5000 Kilometer bis in den Rhein. „Da sie bei uns seit zwei Jahrzehnte­n immer seltener werden, ist ihr Auftauchen im Fluss schon etwas Besonderes“, erklärt der Experte vom Fischerei- amt. Bei der vorherigen Messung vor zwei Jahren haben sie gar keine Aale gefangen, nun sind drei – mit einer Länge von über 60 Zentimeter­n – ins Netz gegangen.

Bode freut sich, dass der Bestand der seltenen Schleien und Hecht erhalten werden konnte. Zudem wurde im Mündungsbe­reich des Altrheins, der zugleich das artenreich­ste Messgebiet ist, auch der Steinbeiße­r gefangen. „Es ist der einzige Fundort in Düsseldorf, sehr erstaunlic­h“, sagt Bode erfreut.

Einziges Ärgernis im Gewässer sind die Signalkreb­se. Die Tierart aus Nordamerik­a verdrängt als sogenannte­r Bio-Invasor die heimischen Krebse. Insgesamt konnten Bode und sein Kollege über 20 verschiede­ne Fischarten fangen. Er resümiert: „Der Fluss hat sich super entwickelt.“Bei der nächsten Kontrolle hoffen beide wieder auf eine vielfältig­e Tour durch den Fluss.

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