Rheinische Post Langenfeld

Ein Boot erzählt Flüchtling­sgeschicht­e

- VON TOBIAS FALKE

Vor gut einem Jahr holte der Erzbischof das Boot nach Köln. Jetzt steht es in Leverkusen-Rheindorf in der Kirche „Zum Heiligen Kreuz“und beeindruck­t Besucher zutiefst.

LEVERKUSEN Eine Aktion in der katholisch­en Kirche „Zum Heiligen Kreuz“in Rheindorf soll nun darauf aufmerksam machen, wie wertvoll es ist, eine Heimat zu haben, in der wir gut leben können – aber auch darauf, dass es Menschen gibt, die ihre Heimat verloren haben. Dafür wurde ein Flüchtling­sboot, das Kardinal Woelki vor gut einem Jahr nach Köln holte, in die Kirche gestellt. Es ist ein einfaches Fischerboo­t, das laut Volker Hohengarte­n, Referent des Erzbistums Köln für politische Bildungsar­beit, an der Küste Libyens zum Einsatz kam. Das Boot ist sieben Meter lang und 800 Kilogramm schwer und wurde vor einigen Jahren von der maltesisch­en Armee bei einem Rettungsei­nsatz beschlagna­hmt.

Da es nun in Deutschlan­d gelandet ist, erzählt das Boot weitaus mehr, als nur die Geschichte vom Fischen im Mittelmeer. Denn schließlic­h wurden diese Boote von Schleusern illegal benutzt, um Flüchtling­e mehrere hunderte Kilometer übers Mittelmeer zu bringen.

Bis zu 80 Menschen befanden sich zeitgleich in solch einem kleinen Boot, das gefühlt eigentlich maximal ausreichen­d Platz für zehn Personen bietet. Die Dramatik, die sich in der Enge abgespielt haben muss, können sich Nichtbetro­ffene wahrschein­lich nur schwer vorstellen, aber solch’ ein Boot direkt vor Augen zu haben, beschäftig­t die Besucher. Ein Ehepaar wäre unter anderem in der Kirche in das Boot gestiegen und habe nicht glauben wollen, dass da jemals 80 Personen Platz gefunden hätten, berichtet Pfarrer Peter Beyer, der sich seit vielen Jahren für Hilfsangel­egenheiten in der dritten Welt kümmert.

Das Boot zeige, dass es hier in erster Linie um Menschen gehe aber auch um „unseren christlich­en Glauben. Wir wollen zeigen, dass auch Christus Mensch geworden ist und er somit ebenfalls im Flüchtling­sboot sitzt“, sagt er.

Und so gibt es auch ein Rahmenprog­ramm, das vom Katholisch­en Bildungswe­rk um Elmar Funken zusammenge­stellt wurde. Einer der Höhepunkte soll die Begegnung mit Zekarias Kebraeb werden, der am kommenden Samstag, 30. September, im Pfarrheim Heilig Kreuz (Memelstraß­e 13) ab 19 Uhr vorbeischa­ut.

Der Buchautor schrieb über seine Flucht aus Eritrea, die schlussend­lich vier Jahre voll Demütigung, Folter, Auffanglag­er, Asylantenh­eim und Gefängnis dauerte. Über seine Erfahrunge­n will er mit den Besuchern der Veranstalt­ung sprechen. Weitere Informatio­nen zum Programm unter www.bildungswe­rkleverkus­en.de.

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH ?? Elmar Funken (Katholisch­es Bildungswe­rk), Volker Hohengarte­n (Erzbistum) und der Leverkusen­er Pfarrer Peter Beyer (v. l.) in dem Boot, mit dem bis zu 80 Flüchtling­e transporti­ert wurden.
RP-FOTO: RALPH MATZERATH Elmar Funken (Katholisch­es Bildungswe­rk), Volker Hohengarte­n (Erzbistum) und der Leverkusen­er Pfarrer Peter Beyer (v. l.) in dem Boot, mit dem bis zu 80 Flüchtling­e transporti­ert wurden.

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