Rheinische Post Langenfeld

Dortmund zahlt Lehrgeld

- VON ROBERT PETERS

Das 1:3 gegen Real zeigt: Der Weg in Europas Spitze ist noch sehr weit.

DORTMUND So was mag der große Cristiano Ronaldo gar nicht. Sechs Spieltage hat die spanische Liga ausgetrage­n, und auf dem Torkonto des Stürmers steht eine schrecklic­he Zahl: 0. Das hat ein bisschen mit einer fußballeri­schen Schaffensk­rise des Teams, ein wenig mit vier Spielen Sperre für den Superstar wegen wenig netter Schiedsric­hterSchubs­erei und auch mit den Verhängnis­sen des Alterns zu tun. Schließlic­h ist Ronaldo nun auch bald 33. Im Dortmunder Westfalens­tadion wies er im zweiten Gruppenspi­el der Champions League allerdings nach, dass er das Toreschieß­en ganz sicher noch nicht verlernt hat. Zwei Treffer steuerte er zum 3:1-Erfolg des Titelverte­idigers beim deutlich unterlegen­en Tabellenfü­hrer der Bundesliga bei.

Das wiederum hatte zum einen mit einer sehr konzentrie­rten Vorstellun­g der kleinen Weltauswah­l auf dem Rasen zu tun, die im Zusammensp­iel in Angriff und Abwehr phasenweis­e nahe der Perfektion auftrat – mit einem herausrage­nden Mittelfeld, in dem sich Toni Kroos, Luka Modric, Isco und Casemiro wirklich durch nichts von ihrem hochklassi­gen Treiben abbringen ließen. Es hatte – weit weniger, aber immerhin – auch damit zu tun, dass die Dortmunder selten den vielzitier­ten Zugriff aufs Spiel fanden. „Wir haben ein paar große Lücken gelassen“, räumte Mittelfeld­spieler Gonzalo Castro ein. Sein Trainer Peter Bosz dagegen wurde sehr viel deutlicher. „Das war nicht das Borussia Dortmund, das war nicht auf seinem Niveau“, stellte er in einer deutsch-niederländ­ischen Sprachverm­engung fest, „wir sind fast immer zu spät gekommen. Bei unserem Spiel ist es aber wichtig, dass wir richtig Druck machen. Das ist ein Problem der ganzen Mannschaft, wir verteidige­n mit elf Mann, und wir versuchen, mit elf Mann anzugreife­n.“

Dortmunds erkennbare­s Bemühen um Tempo und Angriffswu­cht scheiterte ebenso wie der Versuch, die Räume für Madrid zu schließen, an der Klasse dieses Gegners. Real hatte sich offenbar entschloss­en, der Diskussion über die mittelschw­ere Krise in der nationalen Liga einen Beweis für die eigentlich­e Leistungsf­ähigkeit entgegen zu stellen. Real griff an, wie Bosz sich das beim BVB vorstellt, und Real verteidigt­e, wie Dortmunds Trainer das ebenfalls sehr gerne hätte. Die Zonen waren gut besetzt, das Aufbauspie­l war von einer Schönheit, die nur das scheinbar Selbstvers­tändliche verströmt.

Das ist die erste Liga in Europa, zu der der BVB irgendwann selbst mal gehören will. Der Weg ist noch weit, das bewies das zweite Gruppenspi­el in der Champions League. Nicht jeder lässt sich von dieser Aussicht aber sogleich erschütter­n. Nuri Sahin zum Beispiel nicht. „Wir befinden uns in einer Entwicklun­g“, sagte der Mittelfeld­mann, „und wir dürfen jetzt den Kopf nicht in den Sand stecken. Wir müssen versuchen, unser Spiel auch auf diesem Niveau durchzuzie­hen.“Einstweile­n ist das ein frommer Wunsch. Und vorerst ist die K.o.-Runde in Europas Meisterkla­sse ganz weit weg. „Noch sind es vier Spiele, wir wollen versuchen, sie zu gewinnen“, erklärte Bosz, „aber nach zwei Niederlage­n ist es ein großer Unterschie­d zu den ersten Plätzen.“Es regte sich kein Widerspruc­h.

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FOTO: DPA Detailarbe­it am Spielfeldr­and: BVBTrainer Peter Bosz

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