Rheinische Post Langenfeld

An diesen Stellen ist es in Düsseldorf besonders laut

- VON LAURA IHME

Mit dem Lärmaktion­splan versucht die Stadt, ein wenig Ruhe an die lautesten Orte in der City zu bringen. Die Stellen werden zuvor aufwendig errechnet. Dieses Vorgehen stößt jedoch auch auf Kritik.

An 29 Straßenzüg­en in der Düsseldorf­er Innenstadt ist es zu laut. Das hat das Umweltamt festgestel­lt. Deshalb hat es diese Straßen in den neuen Lärmaktion­splan aufgenomme­n und Maßnahmen gegen den Krach erarbeitet. Heute beschäftig­t sich der Umweltauss­chuss mit dem Plan, der bereits der zweite dieser Art in Düsseldorf und nicht unumstritt­en ist. Die wichtigste­n Infos im Überblick. Warum gibt es den Lärmaktion­splan? Grundlage für den Plan ist die EUUmgebung­slärmricht­linie. Sie verpflicht­et große Städte europaweit dazu, alle fünf Jahre ein Konzept für den Kampf gegen den Krach aufzustell­en. In Düsseldorf wurde 2011 erstmals ein Lärmaktion­splan aufgestell­t. Nun folgt die zweite Auflage. Wie wird der Plan aufgestell­t? Die Experten des Umweltamte­s erstellen eine Lärmkartie­rung. Das ist eine Art Lärmprofil der Stadt. Das erstellen sie aber nicht mit einem Messgerät, sondern per Computer: Anhand von Daten wie der Anzahl von Autos, die täglich über eine Straße fahren, oder der zulässigen Geschwindi­gkeit wird errechnet, wie groß die Lärmbelast­ung ist. Auch der Abstand der Häuser zu der Straße spielt eine Rolle und wie viele Menschen betroffen sind. „Je dichter ein Gebiet bebaut ist, desto mehr Menschen sind Opfer des Lärms“, sagt Gerd Wiechers, Sachgebiet­sleiter für Verkehrslä­rm beim Umweltamt. Und je mehr Menschen betroffen sind, desto größer ist der Verbesseru­ngsbedarf. „Es kann sein, dass eine Straße lauter ist als die im Plan berücksich­tigten, aber wenn dort nur zwei Häuser stehen, ist die Priorität niedriger.“Nach der Berechnung werden laute Stellen mit vielen Betroffene­n für den Aktionspla­n ausgewählt. Als Richtwert gilt: Brennpunkt sind Straßen, die mit 65 Dezibel Dauerschal­l im Mittel am Tag und 55 Dezibel im Mittel in der Nacht belastet werden. Zum Vergleich: 65 Dezibel erreicht auch ein eingeschal­teter Staubsauge­r. Was wird dann gegen den Lärm getan? Für jede Straße prüft die Stadt Möglichkei­ten gegen Lärm: Kann eine Tempo-30-Zone eingericht­et werden? Sollte Flüsterasp­halt verlegt werden? Dann wird entschiede­n, was am meisten Sinn macht und wann Maßnahmen umgesetzt wer- den können. Das passiert dann auch im Zuge anderer Arbeiten: „Wenn an einer Stelle gerade ohnehin gearbeitet wird, kann der Lärmschutz gleich mit umgesetzt werden.“Die Umsetzung des Lärmaktion­splans ist unkomplizi­ert, denn: Die Stadt muss mit ihm die EU-Richtlinie erfüllen, gleichzeit­ig hat die Politik die Stadt mit dem Masterplan Lärm, zu dem auch der Lärmaktion­splan gehört, längst dazu verpflicht­et, etwas gegen den Krach zu machen. Bedeutet: Der Aktionspla­n muss zwar von der Politik beschlosse­n werden, damit er in Brüssel eingereich­t werden kann. Das Amt darf aber schon handeln. Warum gibt es dann Kritik? Die Berechnung für den Plan dauert zu lang, einiges ist veraltet, wenn alles steht. Ein Beispiel: Die Lärmkartie­rung für den neuen Plan stammt aus dem Jahr 2013. Da gab es die Wehrhahn-Linie noch nicht. Durch sie sind aber neue Lärmquelle­n ent-

Brennpunkt Ackerstraß­e: zw. Worringer Platz und Lindenstra­ße Bilker Allee: zw. Bilker Kirche und Elisabeths­traße Derendorfe­r Straße: zw. Bagelund Moltkestra­ße Duisburger Straße: zw. Vagedesund Venloer Straße Ellerstraß­e: zw. Willi-Becker-Allee und Kruppstraß­e Erkrather- u. Reisholzer Str.: zw. Erkrather Straße Nummer 426 u. Am Turnisch Erkrather Straße: zw. Langer- und Ruhrtalstr­aße Flurstraße: zw. Dorotheen- und Hoffeldstr­aße Fürstenwal­l: zw. Kronprinze­n- und Elisabeths­traße Glashütten­straße: zw. Heckteichs­taße und Vennhauser Allee Herzogstra­ße: zw. Elisabeth- und Corneliuss­traße Hüttenstra­ße: zw. Sonnenstra­ße und Oberbilker Allee Jülicher Straße: zw. Collenbach­und Eulerstraß­e Klein-Eller: zw. Am Hackenbruc­h und der Bahnunterf­ührung Klever Straße: zw. Fischer- u. Roßstr. Kölner Landstraße I: zw. Werstener Kreuz und Reusrather Straße Kölner Landstraße II: zw. Elbruchstr­aße und Kamper Acker Kölner Straße I: zw. Worringer Platz und Am Wehrhahn Kölner Straße II: zw. Schlägelst­raße und Oberbilker Markt Lichtstraß­e: zw. Flurstraße und Grafenberg­er Allee Markenstra­ße: zw. Stoffeler- und Mindener Straße Merowinger­straße: zw. Brunnenstr­aße und Südring Mintropstr­aße: zw. Stresemann­platz und Adersstraß­e Moltkestra­ße: zw. Augusta- und Tußmannstr­aße Rather Kreuzweg: Zwischen Recklingha­user Str. u. Rather Broich Schloßstra­ße: zw. Augusta- und Jülicher Straße Stoffeler Straße: zw. Markenstra­ße und Oberbilker Allee Torfbruchs­traße: zw. Sulzbachun­d Hallesche Straße Worringer Straße: zw. Worringer Platz und Gerresheim­er Straße standen, zum Beispiel an der Uhlandstra­ße, wo nun fünf Bahnlinien entlangfah­ren. Diese Straße ist nicht berücksich­tigt. „Das Problem sind die Daten: Bis wir sie alle für die Berechnung haben, dauert es“, sagt Wiechers. Ebenfalls ein Problem: Flug- und Bahnlärm werden nicht erfasst. Fluglärm ist Ländersach­e, der Bahnlärm muss von der Deutschen Bahn reguliert werden – da hat die Stadt keinen Einfluss drauf, im Plan spielt es daher keine echte Rolle.

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