Geld alleine schafft noch keine Einheit
Das Unverständnis zwischen Ost und West war seit dem Mauerfall noch nie so groß wie heute. Eine Mehrheit im Westen reibt sich die Augen und fragt, was eigentlich mit den Ossis los ist, die bei der Bundestagswahl vielerorts die AfD zur Mehrheitspartei erhoben haben? Seit der Wiedervereinigung fließen jährlich Milliarden von West nach Ost. Doch Geld allein lässt Deutschland nicht zusammenwachsen.
Die Wirtschaftsdaten im Osten sind immer noch magerer als im Westen. Doch der eigentliche Grund für die schlechte Stimmung im Osten ist, dass die Perspektive für eine gute Zukunft fehlt. Junge, gut ausgebildete Menschen verlassen den Osten – insbesondere Frauen. In den Dörfern bleiben die Alten zurück und jene, denen Ehrgeiz, Fähigkeit oder Fantasie fehlen, ihren Wohlstand zu mehren – insbesondere Männer. Wenn dieser Trend nicht zu stoppen ist, wird Deutschland weiter auseinanderdriften.
Große Mentalitätsunterschiede kann eine Nation durchaus aushalten. Die gibt es auch zwischen Bayern und Berlinern. Schwierig wird es, wenn – wie im Fall von Ost und West – die Debatte stets mit dem Vorwurf begleitet wird, diese seien arrogant, während jene die Demokratie nicht verstanden hätten. BERICHT OSTEN BRAUCHT DAUERHAFT HILFE, TITELSEITE
Studenten, die mit ihrem Fahrrad in eine Bahn einsteigen, müssten eigentlich gefeiert und belohnt werden. Sie nutzen schließlich gleich zwei umweltverträgliche Verkehrsmittel: Fahrrad und Bahn. Sie sorgen dafür, dass ein Auto weniger – womöglich ein Diesel! – in den Innenstädten die Luft verpestet, Parkraum blockiert und Straßen verstopft. Nicht einmal einen Sitzplatz nehmen sie in Anspruch, denn sie müssen ja ihr Fahrrad festhalten.
Dieses mustergültige und politisch erwünschte Verhalten aber wird in Nordrhein-Westfalen bestraft. Künftig dürfen Studierende, die im Einzugsgebiet des Verkehrsverbundes VRS wohnen, ihre Fahrräder nur noch nach 19 Uhr und an den Wochenenden kostenlos mit in die Bahn nehmen. Angeblich, weil nicht genug Platz da ist. Wen wundert es da, wenn diese jungen Leute öffentlichen Verkehrsmitteln, sobald sie können, den Rücken kehren. Wenn die schwarz-gelbe Landesregierung es ernst meint mit ihrer Mobilitätswende, dann sollte sie diesen Vorgang zum Anlass nehmen, ein klares Zeichen zu setzen. BERICHT ZUSCHLAG FÜR RÄDER IN DER BAHN, TITELSEITE
KStudenten belohnen
Keine Konsequenzen
aum ein US-Bundesstaat hat so laxe Waffengesetze wie Nevada. Revolver, Pumpguns und Sturmgewehre gibt es ohne nennenswerte Auflagen zu kaufen; auf der Straße darf man Waffen offen tragen. Was das mit dem Angriff auf ein Konzert zu tun hat, bei dem in Las Vegas mindestens 50 Menschen starben? Die einen, angeführt vom Lobbyverband NRA, sagen: nichts. Schließlich hielten striktere Waffengesetze keinen Mörder auf. Die anderen verweisen darauf, dass die Zahl tödlicher Angriffe mit Feuerwaffen in keinem anderen Land so hoch ist wie in den USA. Darauf, dass der Schütze von Las Vegas – ganz gleich, was sein Motiv war – seine Ausrüstung im Laden kaufen konnte. Darauf, dass Waffen zu einem Problem geworden sind, das sich nicht mit noch mehr Waffen lösen lässt. Diskussionen wie diese gibt es in den USA nach jedem Massaker. Echte Konsequenzen gab es nie, und mit Donald Trump ist eine Einschränkung des Bürgerrechts zur Selbstbewaffnung noch unwahrscheinlicher geworden. Tragisch, dass die Stimmen der Vernunft auch nach Las Vegas kein Gehör finden werden. BERICHT