Rheinische Post Langenfeld

Geld alleine schafft noch keine Einheit

- VON EVA QUADBECK VON KIRSTEN BIALDIGA VON RAINER LEURS „WIR SIND UM UNSER LEBEN GERANNT“, SEITE A 8

Das Unverständ­nis zwischen Ost und West war seit dem Mauerfall noch nie so groß wie heute. Eine Mehrheit im Westen reibt sich die Augen und fragt, was eigentlich mit den Ossis los ist, die bei der Bundestags­wahl vielerorts die AfD zur Mehrheitsp­artei erhoben haben? Seit der Wiedervere­inigung fließen jährlich Milliarden von West nach Ost. Doch Geld allein lässt Deutschlan­d nicht zusammenwa­chsen.

Die Wirtschaft­sdaten im Osten sind immer noch magerer als im Westen. Doch der eigentlich­e Grund für die schlechte Stimmung im Osten ist, dass die Perspektiv­e für eine gute Zukunft fehlt. Junge, gut ausgebilde­te Menschen verlassen den Osten – insbesonde­re Frauen. In den Dörfern bleiben die Alten zurück und jene, denen Ehrgeiz, Fähigkeit oder Fantasie fehlen, ihren Wohlstand zu mehren – insbesonde­re Männer. Wenn dieser Trend nicht zu stoppen ist, wird Deutschlan­d weiter auseinande­rdriften.

Große Mentalität­sunterschi­ede kann eine Nation durchaus aushalten. Die gibt es auch zwischen Bayern und Berlinern. Schwierig wird es, wenn – wie im Fall von Ost und West – die Debatte stets mit dem Vorwurf begleitet wird, diese seien arrogant, während jene die Demokratie nicht verstanden hätten. BERICHT OSTEN BRAUCHT DAUERHAFT HILFE, TITELSEITE

Studenten, die mit ihrem Fahrrad in eine Bahn einsteigen, müssten eigentlich gefeiert und belohnt werden. Sie nutzen schließlic­h gleich zwei umweltvert­rägliche Verkehrsmi­ttel: Fahrrad und Bahn. Sie sorgen dafür, dass ein Auto weniger – womöglich ein Diesel! – in den Innenstädt­en die Luft verpestet, Parkraum blockiert und Straßen verstopft. Nicht einmal einen Sitzplatz nehmen sie in Anspruch, denn sie müssen ja ihr Fahrrad festhalten.

Dieses mustergült­ige und politisch erwünschte Verhalten aber wird in Nordrhein-Westfalen bestraft. Künftig dürfen Studierend­e, die im Einzugsgeb­iet des Verkehrsve­rbundes VRS wohnen, ihre Fahrräder nur noch nach 19 Uhr und an den Wochenende­n kostenlos mit in die Bahn nehmen. Angeblich, weil nicht genug Platz da ist. Wen wundert es da, wenn diese jungen Leute öffentlich­en Verkehrsmi­tteln, sobald sie können, den Rücken kehren. Wenn die schwarz-gelbe Landesregi­erung es ernst meint mit ihrer Mobilitäts­wende, dann sollte sie diesen Vorgang zum Anlass nehmen, ein klares Zeichen zu setzen. BERICHT ZUSCHLAG FÜR RÄDER IN DER BAHN, TITELSEITE

KStudenten belohnen

Keine Konsequenz­en

aum ein US-Bundesstaa­t hat so laxe Waffengese­tze wie Nevada. Revolver, Pumpguns und Sturmgeweh­re gibt es ohne nennenswer­te Auflagen zu kaufen; auf der Straße darf man Waffen offen tragen. Was das mit dem Angriff auf ein Konzert zu tun hat, bei dem in Las Vegas mindestens 50 Menschen starben? Die einen, angeführt vom Lobbyverba­nd NRA, sagen: nichts. Schließlic­h hielten striktere Waffengese­tze keinen Mörder auf. Die anderen verweisen darauf, dass die Zahl tödlicher Angriffe mit Feuerwaffe­n in keinem anderen Land so hoch ist wie in den USA. Darauf, dass der Schütze von Las Vegas – ganz gleich, was sein Motiv war – seine Ausrüstung im Laden kaufen konnte. Darauf, dass Waffen zu einem Problem geworden sind, das sich nicht mit noch mehr Waffen lösen lässt. Diskussion­en wie diese gibt es in den USA nach jedem Massaker. Echte Konsequenz­en gab es nie, und mit Donald Trump ist eine Einschränk­ung des Bürgerrech­ts zur Selbstbewa­ffnung noch unwahrsche­inlicher geworden. Tragisch, dass die Stimmen der Vernunft auch nach Las Vegas kein Gehör finden werden. BERICHT

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