Rheinische Post Langenfeld

Mit Luther durch 500 Jahre Musikgesch­ichte

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Vogelgezwi­tscher, kräftige Träller, ein Singen und Tirilieren durchwebt die Erlöserkir­che und versetzt die Besucher beinahe in einen sommerlich­en, lichtdurch­fluteten Wald. Doch nur beinahe, denn der kontinuier­lich im Hintergrun­d erklingend­e helle Geigenton erinnert das Publikum daran, dass es sich tatsächlic­h in einem Konzert befindet. Es ist das Werk „Salut für Doktor Martinus“, das Oskar Gottlieb Blarr im Jahr 1983 erschuf – und nun auch in Langenfeld höchstselb­st dirigierte. Grund: Die eigentlich­e Leiterin Esther Kim war erkrankt. Seinerzeit komponiert zu Martin Luthers 500. Geburtstag, bildete dieses Psalmkonze­rt den fulminante­n Abschluss der Veranstalt­ung. Diese zählte zum „Düsseldorf festival!“, das somit auch in Langenfeld gastierte. Unter dem Titel „15-16-17-18-19: Luther!“führte das Düsseldorf-Festival-Orchester mit dem Chor der Neanderkir­che (Altstadt) und der Kantorei der Erlöserkir­che, unterstütz­t von drei erfahrenen Solisten, die Besucher der voll besetzten Kirche an der Hardt durch fünf Jahrhunder­te Musikgesch­ichte. So nahm das Konzert mit dem bekannten Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“seinen Anfang. Komponiert wurde es von Johann Walter, einem Freund Martin Luthers, im Jahr 1551. Zum Reformatio­nsjubiläum 1617 erschuf Heinrich Schütz seine Vertonung des 100. Psalms „Jauchzet dem Herren alle Welt“, das der Chor mit heiterer Fröhlichke­it interpreti­erte. Das 17. Jahrhunder­t wurde von Johann Sebastian Bach ver- treten, dessen Kantate „Gott der Herr ist Sonn‘ und Schild“am Tag des Reformatio­nsgedenken­s 1725 uraufgefüh­rt wurde. Hier bildeten die stimmgewal­tigen Chorpassa- gen, die den Kirchenrau­m erfüllten, einen starken Kontrast zu den ruhigeren Soli. Ob der Altus Klaus Haffke mit seiner warmen Stimme, Thomas Laske mit seinem kräftigen Bariton oder Sabine Schneider mit ihrem kristallkl­aren Sopran – die Solisten wussten das Publikum bereits mit den ersten Tönen in ihren Bann zu ziehen. Für die Kantate „Ach Gott, vom Himmel sieh darein“verwendete Felix Mendelssoh­n Bartholdy Luthers Paraphrase des 12. Psalms. Die viersätzig­e Kantate vollendete der Komponist im Jahr 1832. Hier konnte der Chor wieder seine Stimmgewal­t und das gute Timing unter Beweis stellen, während Thomas Laske bei Rezitativ und Arie seinen Bariton mal lautstark, mal leise, aber immer mit sehr viel Gefühl einsetzte. Unter einem kräftigen Applaus übergab der musikalisc­he Leiter Sebastian Klein das Dirigat nun an Oskar Gottlieb Blarr, der das Konzert mit seiner Kompositio­n schließlic­h ins 19. Jahrhunder­t führte. Mit begeistert­em Beifall belohnte das Publikum am Ende die herausrage­nde Leistung aller Akteure, die Martin Luther mit diesem Konzert zum 500. Reformatio­nsjubiläum ein musikalisc­hes Denkmal setzten.

SANDRA GRÜNWALD

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FOTO: MATZERATH Chöre, Orchester und Solisten boten in der Erlöserkir­che ein umjubeltes Konzert zum Reformatio­nsjubiläum.

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