Rheinische Post Langenfeld

Die lange To-do-Liste der Schulminis­terin

- VON KIRSTEN BIALDIGA VON GREGOR MAYNTZ VON ANTJE HÖNING

Die neue Schulminis­terin in NordrheinW­estfalen hat eine große Aufgabe übernommen. Mit keinem Ressort waren die Bürger zu Zeiten von Rot-Grün so unzufriede­n wie mit der Schul- und Bildungspo­litik. Am Ende forderten sie mehrheitli­ch das Ende des TurboAbitu­rs und die Rückkehr zur neunjährig­en Gymnasialz­eit. Das ist aber nur eine der großen Herausford­erungen, die auf Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) warten. Die anderen sind die Umsetzung der Inklusion und die genaue Erfassung des Unterricht­sausfalls. Vor allem aber muss sie den Lehrermang­el schnell und wirksam bekämpfen.

In der Regierungs­erklärung zur Schulpolit­ik allerdings waren diese Mega-Themen nur vier unter vielen anderen. Ob Ethik-Unterricht und Programmie­ren an Grundschul­en, Digitalisi­erung, gerechtere Bezahlung und Weiterbild­ung von Lehrern, Berufsschu­len – kaum ein Bereich, mit dem sich die Ministerin nicht schon beschäftig­t hätte. Das deutet zwar nach nur 100 Tagen einerseits auf ein beträchtli­ches Pensum hin. Auf der anderen Seite aber birgt es die Gefahr, dass die Ministerin in der Komplexitä­t ihres Ressorts die wesentlich­en Aufgaben aus den Augen verliert. Sonst ist am Ende sie es, die sich übernimmt. BERICHT PROGRAMMIE­REN AN GRUNDSCHUL­EN, TITELSEITE

Konflikt im Bundestag

Gleich bei der ersten Sitzung des neuen Bundestage­s dürfte es krachen. Die sechs Fraktionen haben sich zwar darauf verständig­t, dass jede von ihnen einen Bundestags-Vizepräsid­enten stellen darf, aber Albrecht Glaser von der AfD soll es aus Sicht der Anderen nicht sein. Sie erinnern daran, dass 2005 auch Linken-Chef Lothar Bisky vier Mal durchfiel, bis er Platz für Petra Pau machte.

Doch die Verhältnis­se sind dieses Mal anders. Glaser ist nicht Parteichef. Seine Einstellun­g gegenüber dem Islam, dem er den Charakter einer Religionsg­emeinschaf­t abspricht, ist für die große Mehrheit des Parlamente­s gleichwohl inakzeptab­el. Doch die AfD wird an ihm festhalten. Schon, weil sie sich von den anderen Parteien ihr Personal nicht vorschreib­en lassen will. Aber auch, weil sie Glaser schon für geeignet hielt, Bundespräs­ident zu werden. Da muss sie hinter ihm als Vize-Parlaments­präsident erst Recht stehen. Der Weg führt also dahin, die AfD gleich zum Start in die Opferrolle zu schicken. Glaser könnte das mit einer relativier­enden Vorstellun­g bei den Anderen verhindern. Wenn er es denn will. BERICHT BUNDESTAG UNEINS ÜBER SITZORDNUN­G, TITELSEITE

Mutige EU-Kommissari­n

Hut ab vor Margrethe Vestager: Die EU-Wettbewerb­skommissar­in hat keine Scheu vor großen Namen. Sie hat sich schon Google, Daimler und Facebook wegen Missbrauch­s von Marktmacht vorgeknöpf­t. Nun sind Amazon und Apple dran. Die Konzerne haben sich mit Luxemburg und Irland auf fragwürdig­e Deals eingelasse­n, die ihnen Milliarden an Steuern ersparten. Um die Konzerne anzulocken, waren die Länder zum Dumping bereit – obwohl sie so anderen Firmen und ihren Nachbarn schadeten. Folgericht­ig setzt die Dänin nun beide Staaten unter Druck. Das ist umso bemerkensw­erter, als sie damit den Mann ins Visier nimmt, der mal Lenker von Luxemburg war und nun ihr Chef ist: EU-Kommission­spräsident Juncker.

Es bleibt ein grundlegen­des Problem: Steuerpoli­tik ist aus gutem Grund Sache der Länder und Steuerwett­bewerb ein effektives Mittel, um gierige Staaten zu zähmen. Gleichwohl muss die EU Regeln finden, um einen ruinösen Wettlauf zu verhindern. Bei der Mehrwertst­euer gibt es eine Untergrenz­e, bei der Unternehme­nsteuer wird man sie auch finden. BERICHT: EU MACHT IM STEUERSTRE­IT DRUCK, TITELSEITE

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