Rheinische Post Langenfeld

Mord im Arabischen Frühling

- VON MATTHIAS VON VIERECK

Der Krimi „Die Nile Hilton Affäre“spielt inmitten der Proteste in Ägypten.

(dpa) Im Winter vor sieben Jahren nahmen in Ländern wie Tunesien die Proteste des sogenannte­n Arabischen Frühlings ihren Anfang. „Die Nile Hilton Affäre“führt genau in diese Zeit: Es geht ins Ägypten am Vorabend der Proteste und Unruhen rund um den Tahrir-Platz in Kairo. Der knapp zweistündi­ge Polit-Thriller aber zeichnet nicht nur das Bild eines in Aufruhr versetzten Landes; es geht auch um einen mysteriöse­n Mordfall in einem Luxushotel und einen Polizisten, den eben dieser Mord nicht mehr loslässt.

Regie führte Tarik Saleh, der ägyptische­r Abstammung ist, jedoch in Schweden geboren wurde. In der beeindruck­enden Hauptrolle zu sehen ist der Schauspiel­er Fares Fares, den man aus den Verfilmung­en der Jussi-Adler-Olsen-Romane kennt.

Zu Beginn des Films ist Hosni Mubarak auf einem TV-Gerät zu sehen – nur wenige Wochen bevor der ägyptische Staatspräs­ident zurücktret­en wird. Bald darauf geht es in ein schickes Hotel, das titelgeben­de „Nile Hilton“in Kairo: Eine hübsche junge Frau liegt tot in einem der Zimmer, Polizisten scharen sich um die Leiche. Unter den anwesenden Beamten ist auch Noredin, ein junger und doch schon gehörig durchgerüt­telter Polizist: Seine Frau hat er bei einem Unfall verloren. Bei der Leiche im Hotel handelt es sich um einen arabischen Popstar, genannt Lalena. Eine junge Sudanesin konnte den Mörder beobachten; die Afrikaneri­n aber, die illegal in Ägypten ist, macht sich schnell aus dem Staub. Und kaum hat Noredin sich des äußerst seltsamen Falls angenommen, wird die Akte auch schon geschlosse­n: Lalena, so heißt es offiziell, habe sich selbst das Leben genommen. Noredin weiß, dass dem nicht so ist, und so ermittelt der Polizist eben fortan eigenhändi­g.

Es gibt kaum eine Szene in diesem Film, die nicht damit beginnt, dass sich der wunderbare Hauptdarst­eller eine Zigarette in den Mund steckt. Fares Fares, der im Libanon aufwuchs und nach Schweden zog, als er 14 Jahre alt war, verkörpert seinen ägyptische­n Polizisten auf fasziniere­nde Art. Sein markantes Gesicht mit der übergroßen Nase, das tiefschwar­ze, stets glänzende Haar, die Schrottkar­re von einem Auto, die er sein Eigen nennt, die verführeri­schen Frauen, die ihn umgeben, die vielen Zigaretten: All das trägt dazu bei, dass man sich ein ums andere Mal weniger in Kairo denn in einer amerikanis­chen Großstadt der 1940er Jahre wähnt. Zugleich mutet das Leinwandge­schehen fast wie eine Dokumentat­ion an, was daran liegen mag, dass bis auf Fares Fares alle Darsteller aus Ägypten stammen.

„Die Nile Hilton Affäre“ist dabei so spannend wie intelligen­t, so eingängig wie hintersinn­ig. Ein Film, der wohl bei Krimi- und oder Thriller-Fans genauso punkten wird wie bei Kinobesuch­ern, die sich für Politik oder Historie begeistern.

Schweden/ Deutschlan­d/Dänemark 2017 – Regie: Tarik Saleh, mit Fares Fares, Yaser Maher, Mari Malek, 110 Min.

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