Rheinische Post Langenfeld

Ferres ganz unten

- VON ALEKSANDRA BAKMAZ

In „Unter deutschen Betten“gibt Veronica Ferres eine abgestürzt­e Sängerin.

(dpa) Die eigene Wohnung sagt oft mehr über einen aus, als man eigentlich will. Vor allem Putzfrauen kommen einer Seele so ziemlich nah. Dass sie dabei nicht nur Gutes entdecken, zeigt das Buch „Unter deutschen Betten“, in dem es um die Erlebnisse einer polnischen Putzfrau geht. Nun wurde der Bestseller mit Schauspiel­erin Veronica Ferres in der Hauptrolle verfilmt, er überrascht mit einem Schwenk in die Welt des Schlagers.

Ferres spielt die in die Jahre gekommene Schlagersä­ngerin Linda, die an ihrem Comeback arbeitet. Während eines Auftritts erwischt sie ihren Langzeitfr­eund und Produzente­n Friedrich – verkörpert von einem braun gebrannten Heiner Lauterbach mit fies zurückgekä­mmten Haaren und Goldkettch­en um den Hals – mit einer Jüngeren. Das verwöhnte Schlagerst­ernchen Linda fliegt aus der gemeinsame­n Münchner Luxusvilla, ihre Welt bricht zusammen.

Auch ihre Freunde wenden sich ab. Die Einzige, die noch da ist: ihre polnische Putzfrau Justyna, gespielt von Magdalena Boczarska. Die in Deutschlan­d vor allem aus Krimis bekannte Schauspiel­erin zeigt sich in der Kino-Komödie als strenge Reinigungs­kraft mit weichem Kern, die am Ende das Gute in ihrer früheren Chefin sieht. Justyna putzt in den Häusern der Schönen und Rei- chen. Linda will ihr helfen, verursacht dabei aber jede Menge Chaos.

Ferres spielt selbstiron­isch die für sie eher untypische Rolle des verwöhnten Schlagerst­ernchens mit dem Herz am rechten Fleck. Als Reinigungs­kraft lässt die ehemalige „Superweib“-Darsteller­in, die schon Bundeskanz­lerin Angela Merkel verkörpert hat, kein Fettnäpfch­en aus und beweist dabei Sinn für Humor – auch wenn manche der Gags eher platt daherkomme­n, etwa als Linda in ihr früheres Zuhause einbrechen will und dabei in der Katzenklap­pe stecken bleibt.

Auch Lauterbach als schmierige­r Ex-Liebhaber und gieriger Musikprodu­zent, der alle Klischees erfüllt, sorgt mit seinen Chauvi-Sprüchen immer wieder für Lacher. Mit Ferres stand er schon mehrmals vor der Kamera, zum Beispiel in Helmut Dietls Werk „Rossini“aus dem Jahr 1997.

Der neue Film mit Ferres und Lauterbach bietet solide Unterhaltu­ng, die an der ein oder anderen Stelle aber schwächelt. Mit der Bestseller-Verfilmung bleibt Regisseur Jan Fehse der Buchvorlag­e, die von Sachbuchau­tor Holger Schlageter unter dem Pseudonym Justyna Polanska veröffentl­ich wurde, nur in Auszügen treu.

Deutschlan­d 2016 – Regie: Jan Fehse, mit Veronica Ferres, Heiner Lauterbach, Magdalena Boczarska, 100 Min.

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